Mit der Ruhe ist’s vorbei...
Zu den Einschränkungen während der Corona-Pandemie:
Unter coronabedingtem sozialem Rückzug und Runterfahren des öffentlichen Lebens haben wir eine andere Umgebung erlebt: Ruhe, wenig Verkehr und Krach und damit aufkommende Besinnung. Nun lebt vieles wieder auf: Die Straßen sind voller Pkw und neben den Seglern fahren die Motorboote auf dem See und erzeugen ebenso wie die Autos an schönen Tagen einen kaum noch unterbrochenen Lärmteppich. Regelmäßig erscheint gerade zu Erholungszeiten ein sogenannter Kunstflieger am Himmel und beschallt dadurch Tausende Ruhe und Entspannung suchende Menschen an den Ufern des Bodensees. Noch bleiben Passagierflugzeuge und Discoschiffe aus. Die Alpen- und Bergstraßen werden aber wieder von Motorradfahrern mit lautstarken Maschinen bevölkert. Die zwischenzeitig friedlichen Bergwege sind erneut erfüllt mit dem Aufheulen ihrer Motoren.
In einer unschönen Kakophonie zeigen wenige Menschen mit lauten Verbrennern den übrigen, dass sie wieder unterwegs sind. Vorbei die Ruhe, stattdessen Krach, dem man kaum entgehen kann. Nicht unter körperlicher Anstrengung erreichte Ziele, wie ein erklommener Berggipfel, sondern mühelos erzeugter Lärm durch das Drehen am Gashebel oder den Druck auf das entsprechende Pedal. Der in den letzten Monaten wieder vermehrt vernommene Gesang der Vögel verblasst unter dem sich schonungslos ausbreitenden Lärm der Verbrennungsmaschinen. Die nun vorübergehende Erholung der Natur und der Luft droht nur noch Erinnerung an eine ruhige Zeit zu bleiben.
Krisen zwingen zur Veränderung und so gab es auch angenehme Folgen mit Ruhe und Besinnung oder den spürbaren Aufschwung beim Fahrradfahren und den Rückgang der Emissionen. Nun erleben wir dagegen das Wiederaufkommen des erdrückenden Verkehrs. Das Überdenken der bisherigen Gewohnheiten bietet sich deshalb an. Wir sollten mithin nicht alles, was zwischenzeitig unser Leben verändert hat, nun einfach unbedacht über Bord werfen.
Harald Tegtmeyer-Metzdorf, Wasserburg