Dortmund hat Dusel, Werder darf weiterzittern
Mit der ganzen Macht ihres Lobbyismusses bewirkte die Fußball-Bundesliga im Mai ihr schnelles Comeback, warum, ist jetzt klarer. Zwar überträgt der TVSender Sky wieder, zahlt den 36 Clubs aber nächste Saison 150 Millionen Euro weniger als geplant, nur 1,2 Milliarden Euro statt 1,35. Womöglich, weil zwei der Neustart-Spieltage unter der Woche stattfinden, womöglich auch, weil das Flair der Zuschauer bis auf Weiteres fehlt – das Produkt hat also an Wert verloren. Oder auch, weil Sky selbst infolge der Wirtschaftskrise weniger Abonnenten befürchtet und seine Marktmacht ausnutzte. Würde der Sender nicht übertragen, bekäme ja keiner mit, dass Fußball stattfindet, und die Sponsoren wären eher unerfreut. Es ist eine gegenseitige Abhängigkeit, die da stattfindet zwischen TV und Fußball – und Politik womöglich auch –, die man nicht gut finden muss.
Klar ist: Den Clubs fehlt mehr Geld als gedacht. Borussia Dortmund betrifft das eher weniger, der BVB spielt nach dem 1:0-Sieg bei Fortuna Düsseldorf im Spätherbst so gut wie sicher wieder Champions League – auch dank des späten Tores von Stürmer
in der 95. Minute. Der
Haaland Erling
Sieg der Gäste war extrem schmeichelhaft, die viel engagiertere Fortuna, Stürmer nämlich, traf zuvor zweimal den Pfosten. „Ich bin nicht oft sprachlos, aber heute bin ich sprachlos. Mit unseren Möglichkeiten haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht. Meine Jungs mussten unheimlich hohen Aufwand betreiben, sind neun Kilometer mehr gelaufen“, sagte Fortuna-Trainer Uwe Rösler, nur: Am Ende verloren die Jungs eben. Haaland fasste sich danach wie immer kurz: „Good teams win on bad days“, sagte der Norweger: „Gute Mannschaften gewinnen an schlechten Tagen.“Aber nur, wenn sie einen Matchwinner wie ihn haben. BVB-Sportdirektor wusste das: „Es ist ein Segen, wenn du einen solchen Spieler auf der Bank hast“, sagte Zorc. „Erling bringt dann noch mal eine riesige Energie mit ins Spiel.“
Steven Skrzybski Michael Zorc
BVB-Rivale Leipzig, nun seit zwölf Spielen unbesiegt, hatte bereits am Freitag durch ein 2:0 bei der TSG Hoffenheim vorgelegt. RB-Matchwinner war der spanische Nationalspieler
der der Barça-Schule entstammt und im Januar für 25 Millionen Euro von Zagreb gekommen war. Der 22-Jährige entschied die Partie früh per Doppelpack (9./11.) und wurde danach von Trainer geadelt: „Er ist ein großes Talent, ein Top-Typ, der lernen will, der die nötige Bescheidenheit hat, aber auch den Ehrgeiz und das Selbstvertrauen und auch den Mund aufmacht und sagt, er will jetzt mal spielen.“Nagelsmann war zufrieden nach seiner ersten
Olmo, Dani Julian Nagelsmann
Rückkehr in die alte Heimat, auch mit den Hoffenheimern. „Ich habe die Mannschaft lange ausgebildet – wäre schade, wenn die hier gar nichts könnten“, witzelte er. Mit Nationalstürmer
plant Nagelsmann übrigens ab Herbst nicht mehr. „Ich glaube nicht, dass er nächstes Jahr noch hier ist.“Der Torjäger kann RB verlassen, sofern ein Club bis zum 15. Juli die 53Millionen-Euro-Klausel zieht – der FC
Timo Werner
Chelsea gilt als großer Favorit. Auch Nagelsmann hat angeblich Anfragen aus Chelsea, Dortmund und von Real Madrid, negiert das aber: „Ich höre und lese auch immer von den Gerüchten. Bei mir hat noch nie einer angerufen, meine Nummer haben sie nicht. Es gibt ein Instagramprofil, das bin ich aber nicht.“
Kohfeldt Florian
Hoffenheim ist offenbar an
interessiert, dem Trainer von Werder Bremen, warum, zeigte der Coach beim 5:1-Sieg im Kellerduell beim SC Paderborn. Das Spiel, in dem die Gäste einen 0:1-Rückstand wettmachten, lässt die Hanseaten wieder hoffen, doch noch Rang 16 oder 15 zu erreichen. „Wir können mitnehmen aus dem Spiel, dass wir Druck standhalten können“, sagte Kohfeldt. Ob die Bremer das auch am Dienstag schaffen? Dann geht’s gegen den FC Bayern, der an der Weser den Titel perfekt machen kann. „Auch nicht das leichteste Spiel“, findet Kohfeldt. Danach tritt Werder beim Kellerrivalen Mainz an, am Ende gegen Köln. Die punktgleichen Düsseldorfer müssen noch nach Leipzig und zu Union, dazwischen geht es gegen Augsburg. Paderborn dagegen ist so gut wie abgestiegen. SCP-Trainer war desillusioniert: „Wenn wir heute gewonnen hätten, wäre noch was möglich gewesen. Wenn du so eine Leistung bringst, brauchst du nicht mehr zu reden.“Die furios gestarteten Paderborner sind mit Abstand der ärmste Club der Liga. Auf lange Sicht schießt Geld, wenn es in Qualität investiert wird, eben doch Tore.
Steffen Baumgart