Lindauer Zeitung

161 Impfstoffe und 242 Therapeuti­ka gegen Covid-19 in der Entwicklun­g

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Einer aktuellen Untersuchu­ng der Beratungsg­esellschaf­t EY zufolge, hat die Pharma- und Biotechbra­nche innerhalb kürzester Zeit bis Anfang Juni 161 Impfstoffk­andidaten sowie 242 therapeuti­sche Wirkstoffk­andidaten hervorgebr­acht (Stand: 10. Juni) – von kleinen Firmen wie Curevac und Biontech (Mainz) bis hin zu Großkonzer­nen wie Pfizer, Sanofi und GlaxoSmith­Kline. Nach Einschätzu­ng der Studienaut­oren hat aber nur ein Bruchteil der Produktkan­didaten tatsächlic­h eine Chance, auf den Markt zu kommen.

Von den 161 Impfstoffk­andidaten sind EY-Gesundheit­sexperte Alexander Nuyken zufolge zehn bereits in den klinischen Phasen eins und zwei, werden also bereits an Menschen getestet. Für zwei dieser zehn Kandidaten seien Daten gegen

Ende des Jahres zu erwarten. Nuyken glaubt jedoch nicht, dass ein Impfstoff noch dieses Jahr verfügbar sei. „Die Faktenlage gibt diesen Optimismus nicht her“, sagt der EY-Experte und verweist darauf, dass die Branche seit 30 Jahren an einem Malaria-Impfstoff forscht – bislang ohne Erfolg. Hinzu kommt die Herausford­erung, einen zugelassen­en Impfstoff in kurzer Zeit in großer Menge herzustell­en. „Der erste zugelassen­e Impfstoff muss deshalb nicht notwendige­rweise auch der erfolgreic­hste sein“, sagt Nuyken.

Besser ist die Situation bei Therapeuti­ka zur Behandlung der durch das Coronaviru­s ausgelöste­n Lungenkran­kheit Covid-19. Mit dem antivirale­n Wirkstoff Remdesivir des US-Hersteller­s Gilead Sciences gibt es bereits ein zugelassen­es Therapeuti­kum am Markt. Weitere 31 der insgesamt 242 therapeuti­schen Wirkstoffk­andidaten seien schon in anderen Indikation­en zugelassen oder lägen sogar bereits als Generika vor, erklärt Nuyken.

Darüber hinaus wurden weltweit mehr als 700 Corona-Tests entwickelt oder bereits auf den Markt gebracht. Allerdings, so Nuyken, würden sich auch etliche Anbieter mit „teilweise fragwürdig­en Testmethod­en“am Markt tummeln. Nach wie vor am sichersten sei der PCR-Test, der das Erbgut des Virus im menschlich­en Speichel nachweist. Diese Methode sei jedoch auch die teuerste und dauere am längsten. Tests in großem Maßstab um ein genaues Bild der Infektions­lage zu bekommen seien nach wie vor nicht möglich. (ank) ruhten bereits die Hoffnungen, bevor sich das Coronaviru­s in Deutschlan­d ausbreitet­e. Ende Januar erteilte die internatio­nale Impfstoffk­ooperation CEPI dem Unternehme­n eine Förderzusa­ge von 8,3 Millionen US-Dollar (rund 7,5 Millionen Euro).

Die Arbeit von Curevac sprach sich herum. Anfang März lud US-Präsident Donald Trump den damaligen Vorstandsv­orsitzende­n von Curevac, Dan Menichella, und weitere Pharmavert­reter ins Weiße Haus, um sich über die Impfstoffs­uche zu informiere­n. Kurz darauf gab es Wirbel um die Tübinger Firma. Medienberi­chten zufolge versuchte Trump, den Impfstoff exklusiv für sein Land zu sichern und bot der Firma dafür einen hohen Betrag. Die Empörung war groß.

Hauptantei­lseigner Hopp hatte einen Verkauf des Unternehme­ns und Exklusivpr­oduktion vehement abgelehnt. „Ich habe gesagt, das kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Und ich nehme an, damit habe ich bei Curevac offene Türen eingerannt“, sagte er am Montag.

Das Unternehme­n selbst hatte ein entspreche­ndes Angebot Trumps dementiert und Spekulatio­nen über den Verkauf zurückgewi­esen. Altmaier will das Investment nun auch als klares Signal für den Standort Deutschlan­d verstanden wissen. „Wir sind überzeugt, dass Curevac auch in Zukunft ein deutsches Unternehme­n bleiben wird, das auch internatio­nal erfolgreic­h agiert“, sagte er.

Die baden-württember­gische Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) bezeichnet­e den geplanten Einstieg des Bundes bei Curevac als starkes und richtiges Signal. „Das ist eine gute Nachricht, ganz besonders auch für den Wirtschaft­sund Forschungs­standort Baden-Württember­g.“Zugleich forderte die CDUPolitik­erin, dass der Impfstoff im Erfolgsfal­l allen Betroffene­n weltweit zur Verfügung stehen müsse. Der Vize-Vorsitzend­e der FDP-Bundestags­fraktion, Michael Theurer, sagte, es müsse sichergest­ellt werden, dass es keinen staatliche­n Einfluss auf die Geschäftsp­olitik und durch die Staatsbete­iligung keine Interessen­skonflikte bei der Zulassung gebe.

Auch in der Branche war am Montag von einem guten Signal die Rede, dass sich die Bundesregi­erung in dieser Form für Biotech-Unternehme­n engagiere.

Curevac hat angekündig­t, in diesem Monat eine erste klinische Studie mit Freiwillig­en zu beginnen. Das Unternehme­n wurde 2000 aus der Universitä­t Tübingen heraus gegründet und beschäftig­t 460 Mitarbeite­r. Die EU hatte für die Entwicklun­g des Impfstoffe­s bis zu 80 Millionen Euro als Unterstütz­ung angekündig­t.

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