Lindauer Zeitung

Peking schottet sich weiter ab

Nach 36 neuen Infektions­fällen stellt Chinas Hauptstadt die nächsten zehn Wohngebiet­e unter Quarantäne

-

(AFP) - Aus Sorge vor einer neuen Corona-Welle schotten Pekings Behörden die chinesisch­e Hauptstadt zunehmend ab. Am Montag schlossen sie einen zweiten Großmarkt und stellten zehn weitere Wohngebiet­e in der Gegend unter Quarantäne, nachdem dort neue Infektions­fälle gemeldet worden waren. Auch alle Veranstalt­ungsorte und Sportstätt­en wurden wieder geschlosse­n. Mehrere chinesisch­e Städte warnten ihre Bewohner bereits vor Reisen in die Hauptstadt.

Am Montag meldeten die Behörden 49 neue Infektions­fälle im ganzen Land, davon allein 36 in Peking. Mehrere der Pekinger Fälle waren nach Angaben eines Vertreters der Stadtverwa­ltung auf einen Großhandel­smarkt im nordwestli­chen Bezirk Haidian zurückzufü­hren. Deshalb sollen – außer dem Markt – nun auch alle nahe gelegenen Schulen geschlosse­n sowie über zehn Viertel in der Gegend eine strikte Ausgangssp­erre verhängt werden. Am Samstag war in der chinesisch­en Hauptstadt bereits den Bewohnern von elf Wohngebiet­en im südlichen Bezirk Fengtai das Verlassen ihrer Wohnungen untersagt worden, nachdem sich dort das Coronaviru­s ausgebreit­et hatte. Diese Fälle verfolgten die Behörden zu einem Großmarkt für Fleisch, Fisch, Früchte und Gemüse in Fengtai zurück, der ebenfalls geschlosse­n wurde. Von den

Maßnahmen sind inzwischen Tausende Einwohner der Hauptstadt betroffen.

Die Stadt begann unterdesse­n, alle Arbeiter der beiden Märkte, Besucher und Anwohner auf das neuartige Coronaviru­s zu testen. In der ganzen Stadt wurden neue Test- sowie Quarantäne­zentren eingericht­et. Gleichzeit­ig soll in den Wohngebiet­en wieder bei allen Bewohnern die Temperatur gemessen werden.

Beamte des Bezirks Fentai hatten bereits am Wochenende eine Art Kriegszust­and gegen das Coronaviru­s ausgerufen. Der Hauptmanag­er des dortigen Großmarkts wurde entlassen. Auch zwei ranghohe Bezirksver­treter mussten auf Anordnung der Pekinger Stadtregie­rung ihren Hut nehmen.

Die neuen Infektions­herde in Peking wirken sich inzwischen auch auf die Versorgung der Stadt mit frischen Lebensmitt­eln aus. In einem Supermarkt im Zentrum waren die Regale mit Früchten komplett leer geräumt – alles Obst aus dem Großmarkt in Fengtai war am Wochenende entfernt worden, den Rest kauften panische Kunden auf.

China gilt als Ausgangsla­nd der Pandemie. In der zentralchi­nesischen Millionenm­etropole Wuhan waren Ende des vergangene­n Jahres erste Fälle der Ansteckung von Menschen mit dem neuartigen Coronaviru­s festgestel­lt worden. Durch dann seit Ende Januar verhängte strikte Ausgangsbe­schränkung­en wurde die Ausbreitun­g des Virus laut offizielle­n Angaben weitgehend unter Kontrolle gebracht. Bei der Mehrzahl der Infektions­fälle, die danach noch in der Volksrepub­lik festgestel­lt wurden, handelte es sich nach Angaben der Behörden um Chinesen, die aus dem Ausland zurückgeke­hrt waren. Dies ist nun aber bei den in den vergangene­n Tagen aufgetrete­nen Ansteckung­sfällen anders: Bei ihnen wurde das Virus innerhalb des Landes übertragen und nicht „importiert“.

Am Montag registrier­ten die Behörden allerdings wieder zehn importiert­e Fälle. Insgesamt sind in China wieder 177 Menschen an Covid-19 erkrankt – so viele wie seit Anfang Mai nicht mehr.

Ein abermalige­r Anstieg der Zahl neuer Corona-Infektione­n hat auch in Japans Hauptstadt Tokio die Sorge vor einer zweiten Krankheits­welle geschürt. Die Zahl der Neuinfekti­onen stieg am Montag auf 48. Als Problemzon­e wurde Tokios Amüsiervie­rtel Shinjuku mit seinen Hostessbar­s ausgemacht. 20 der 48 jetzt gemeldeten Fälle betrafen unter anderem Mitarbeite­r solcher Hostessclu­bs, wie örtliche Medien berichtete­n.

 ?? FOTO: NG HAN GUAN/DPA ?? Nach den neuen Fällen will Peking Gewissheit: Ein junger Mann wird in einer Klinik auf eine Corona-Infektion getestet.
FOTO: NG HAN GUAN/DPA Nach den neuen Fällen will Peking Gewissheit: Ein junger Mann wird in einer Klinik auf eine Corona-Infektion getestet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany