Unwetter richtet 150 000 Euro Schaden im Hotel Helvetia an
Obstbauern leiden unter den Folgen des Hagelschlags – Stadt will weiter in den Hochwasserschutz investieren
- Nach dem Unwetter vom Samstagabend treten die Schäden zutage. Getroffen hat es vor allem das Hotel Helvetia. Hagel macht Obstbauern zu schaffen. Die Stadt plant weiteren Hochwasserschutz.
Schwer beschädigt hat das Unwetter vor allem das Hotel Helvetia. Eigentümer Karl Nitsche schätzt auf Anfrage der LZ den Schaden auf 150 000 Euro. Dabei hatte er noch Glück: Weil er selbst vor Ort war und das aus dem Kanal eindringende Wasser sofort bemerkt hat, konnte er schnell eine alte Pumpe anstellen. Nitsche ist sicher, dass andernfalls die gerade erst installierte neue Stromversorgung geflutet worden wäre. „Dann wäre unsere Sommersaison tatsächlich ins Wasser gefallen“, schreibt er auf Facebook.
Das konnte der Hotelier verhindern. Aber Nitsche ist auch so bedient vom Schaden, denn Blockheizkraftwerke, Wäscherei und viele Einrichtungsgegenstände seien total beschädigt. Dabei war er wie alle anderen Gastronomen und Hoteliers froh, dass nach der Corona-Zwangspause langsam wieder Gäste kommen. Nitsche klingt resigniert: „Und immer wenn man denkt, das Schlimmste liegt hinter einem, gibt’s im Leben meist noch einen Nachschlag.“
Schäden haben auch mehrere Geschäftsleute und Hausbesitzer zu erleiden, die Wasser in ihren Räumen hatten. Betroffen waren neben der Insel vor allem Aeschach und Reutin. Das bestätigen Beobachtungen der Landwirte. So hat der Sturm die Foliendächer über einigen Kirschen von Martin Nüberlin abgehoben. Laut VizeKreisbauer Andreas Willhalm gab es im Bereich Streitelsfingen, Motzach und Schönbühl Hagelschäden.
Das bestätigt Daniel Willhalm, in dessen Obstanlagen in Streitelsfingen und auf dem Schönbühl Hagelschäden sichtbar sind. Zum Glück habe es keine großen Hagelkörner gegeben, die die Schale durchschlagen. Dafür sei eine Fülle kleiner Körner auf die Früchte gefallen, die in der Folge ganz viele Punkte aufweisen. Die nächsten Wochen müssen nun zeigen, ob sich die Schäden verwachsen oder ob die Früchte nur noch als Mostobst taugen. Das
Hotelier Karl Nitsche hätte für die betroffenen Bauern erhebliche Verluste zur Folge, denn angesichts großer Frostschäden in den meisten Anbaugebieten können die Obstbauern der Region derzeit auf eine gute Menge und gute Preise hoffen, erklären Nüberlin und Willhalm.
Glimpflich davongekommen ist bei dem Unwetter letztlich doch das Krankenhaus. Asklepios-Pressesprecher Christopher Horn berichtet auf Anfrage der LZ, dass bei dem Wassereinbruch kaum Schaden entstanden sei. Insgesamt habe sich der 2012 verlegte neue Kanal in Verbindung mit Hochwassersperren bewährt. Reparieren muss Asklepios aber eine Abflussrinne und Abdichtungen an einigen Stellen. Die Aufträge seien bereits erteilt, schreibt Horn, der
Feuerwehr, Rettungsdienst und den eigenen Mitarbeitern dankt, die das Wasser schnell im Griff hatten.
Das Beispiel Krankenhaus zeigt, dass bei einem solch ungewöhnlichen Unwetter wie am Samstag auch die Erweiterungen der Kanäle nicht reichen. Denn vor acht Jahren hatte die Stadt den Kanal in der Schöngartenstraße vergrößert. Doch bei fast 50 Litern auf den Quadratmeter innerhalb einer halben Stunde lief der trotzdem über. Das Kanalnetz für solch außergewöhnliche und zum Glück sehr seltene Regenereignisse auszubauen, wäre quasi unbezahlbar.
Gelöst hat die Stadt flächendeckend das früher oft auftretende Problem, dass Wasser aus dem Kanal hochstieg. Das sei diesmal weder auf den Plätzen der Insel noch in der Zwanzigerstraße passiert. Und damit Wasser nicht aus Kanälen in die Häuser drückt, müssten Eigentümer ihre Schächte entsprechend sichern, erklärt GTL-Chef Kai Kattau der LZ. Laut Kattau waren angesichts der großen Wassermassen in sehr kurzer Zeit die Schächte nicht in der Lage, alles zu fassen und aufzunehmen.
Grundsätzlich sieht Kattau aber den Hochwasserschutz in Lindau auf dem richtigen Weg. Etwa elf Millionen Euro habe die Stadt in den vergangenen 15 Jahren bereits investiert. In der Folge seien Ach und Rickenbach nahezu hochwassersicher. Es fehlten nur noch letzte Maßnahmen, so sei das Hochwasserbecken Oberreitnau bereits im Bau. Auch der
Schutz der Insel vor hohem Wasserstand im Bodensee sei fast abgeschlossen. Es fehlt nur der Bereich des Seehafens. Auf dem Festland hält Kattau noch einen Schutz für den Motzacher Tobelbach für sinnvoll.
Zugleich stellt Kattau klar, dass es keinen Schutz davor geben werde, dass irgendwo in Lindau Keller voller Wasser laufen. Dafür seien Unwetter zu wenig berechenbar. So hatte die Feuerwehr am Samstag in Straßen zu tun, wo es in den vergangenen Jahren nie Probleme mit Hochwasser gab. Deshalb ist das für die Fachplaner auch nicht zu berechnen, wie Kattau weiß: „Bei einem so starken Niederschlag kann es an vielen Stellen zu kurzzeitigen Überlastungen kommen.“
„Und immer wenn man denkt, das Schlimmste liegt hinter einem, gibt’s im Leben meist noch einen Nachschlag.“