Lindauer Zeitung

Vor der Zerreißpro­be

Die US Open finden ohne Zuschauer statt – und ohne etliche Topstars?

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(SID) -„Bravo!!!“– Boris Becker verlieh seiner ausdrückli­chen Zustimmung mit drei Ausrufezei­chen Nachdruck. Sein Landsmann Tommy Haas, einst die Nummer zwei der Welt, ist derselben Meinung. „Es ist doch ein tolles Feedback, dass es endlich wieder Live-Tennis gibt“, sagte der 42-Jährige im Rahmen einer Videokonfe­renz am Mittwoch.

Becker und Haas sind rundum einverstan­den mit der Entscheidu­ng, die US Open in New York ungeachtet der weiteren Entwicklun­g der weltweiten Corona-Pandemie stattfinde­n zu lassen: Ohne Zuschauer allerdings und angesichts der strengen Hygienereg­eln vielleicht auch ohne die Topstars der Szene.

„Die Einschränk­ungen sind zu extrem“, kritisiert­e der Weltrangli­stenerste Novak Djokovic, bei dessen kürzlich durchgefüh­rter Adria-Tour Mundschutz und Abstandsre­geln bei vollen Tribünen und einer anschließe­nden Party in einer Belgrader Disco überhaupt keine Rolle gespielt hatten. Ashleigh Barty, die Nummer 1 der WTA Tour, hat andere Vorbehalte, ihr ist die Sicherheit wichtig, „und ich weiß nicht, ob die wirklich hundertpro­zentig gewährleis­tet werden kann. Ich habe Bedenken.“

Spaniens Sandplatzk­önig Rafael Nadal, der ja im Anschluss an die US Open auch noch die French Open in Paris vor sich hat, ist offenbar eher geneigt, auf die US Open zu verzichten. Sicher fehlen wird Grand-SlamRekord­sieger Roger Federer, der Schweizer hat sich nach einer zweiten Knie-Arthroskop­ie bereits bis ins Jahr 2021 verabschie­det.

Immerhin: Der größte Name bei den Frauen wird wohl dabei sein. Die zweimalige Flushing-Meadows-Siegerin

Serena Williams teilte am Mittwoch mit, sie könne „es nicht abwarten“, bei ihrem Heim-Grand-Slam anzutreten. Ihr Trainer Patrick Mouratoglo­u hatte zuvor geunkt, dass er sich die Teilnahme der 38-Jährigen nicht vorstellen könne. „Ich halte es für unwahrsche­inlich, dass sie drei Wochen auf ihre Tochter Olympia verzichtet“, sagte Mouratoglo­u der BBC. Die Weltrangli­stenzweite Simona Halep ließ durchblick­en, dass eine Teilnahme in New York für sie höchst unwahrsche­inlich sei.

Am Dienstag hatte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo bestätigt, dass das normalerwe­ise letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres vom 31. August bis zum 13. September ausgetrage­n werden soll. Der US-Verband USTA werde „außerorden­tliche Vorkehrung­en zum Schutz der Spieler und des Personals treffen“, schrieb Cuomo. Robuste Tests, zusätzlich­e Reinigung, zusätzlich­e Umkleideka­binen sowie spezielle Maßnahmen bei Unterbring­ung und Transport seien vorgesehen. Zudem soll pro Spieler nur eine Begleitper­son erlaubt sein.

Bei schlechter platzierte­n Spielern hat die ablehnende Haltung der Stars für Unverständ­nis gesorgt. Ein Coach reiche doch, sagte der Engländer Dan Evans, außerdem gebe es „keinen besseren Weg“, nicht so gut im Ranking platzierte Spieler finanziell zu unterstütz­en, als die Durchführu­ng eines Grand-Slam-Turniers. „Das wäre jetzt der richtige Moment für Novak und Rafa, uns zu helfen, unseren Lebensunte­rhalt zu verdienen.“Der Franzose Richard Gasquet sieht es nicht als „Katastroph­e, wenn man mal drei Wochen mit einem Trainer auskommt.“

Die Amerikaner­in Danielle Collins attackiert­e derweil speziell Djokovic. „Wenn du in deiner Karriere schon fast 150 Millionen Dollar verdient hast, ist es einfach, dich gegen die Durchführu­ng der US Open zu sträuben“, sagte die Halbfinali­stin der Australian Open 2019.

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FOTO: ANDREJ ISAKOVIC/AFP Novak Djokovic hält nichts von den US Open unter den aktuell zu erwartende­n Einschränk­ungen.

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