Lindauer Zeitung

Jungstörch­e haben Starkregen und Kälte nicht überlebt

Dass Jungstörch­e ihre ersten Lebensmona­te nicht überleben, ist keine Seltenheit

- Von Christian Fleming

- Traurige Nachrichte­n für die Fans des Lindauer Storchenpa­ares: Die beiden Jungen haben die Regenflute­n, den Hagel und die Kälte nicht überlebt. Dennoch scheinen die Eltern Ludwig und Lissy dem Nest treu zu bleiben.

Vor wenigen Tagen noch war über die Freude über die ersten Lindauer Störche zu lesen, die auf der Wiese der Schielins in Reutin das künstliche Nest angenommen hatten und auch eine Familie gründeten, jetzt scheinen die beiden Eltern Lissy und Ludwig – so hat Familie Schielin die beiden getauft – den Verlust regelrecht zu betrauern. Auch die Schielins trauern. Der Schmerz über den Verlust der Jungen wird kaum ausgeglich­en durch die Tatsache, dass seit Sonntag ein neues Pony den tierischen Haushalt bereichert, das sich zu Füßen des Storchenne­stes mit der neuen Heimat vertraut macht.

Als am Samstag der Sturzregen einsetzte und dann noch Hagelschla­g hinzukam, „bekamen wir schon Angst um die Störche, vor allem um die Eltern, die sich schützend über die Jungen niedergela­ssen hatte“, berichtet Silke Schielin.

Am Sonntag stellten sie immerhin fest, dass die beiden Erwachsene­n überlebt hatten und versuchten, ihr Gefieder halbwegs wieder in Ordnung zu bekommen. Das ist essentiell für sie, da Störche Gleitflieg­er sind, da müssen die Federn in Ordnung gehalten werden. Darüber hinaus entdeckten sie nur noch das größere der beiden Jungen, das noch ab und an mit dem Schnabel nach oben zeigte. Aber auch das stand schon nicht mehr auf. Seit Montag herrschte dann Funkstille, was die Jungen anbelangte, die beiden Eltern aber versuchten noch, mit frisch angeschaff­tem Futter zu retten, was nicht mehr zu retten war. „Es war schon herzzerrei­ßend, zuschauen zu müssen, wie die beiden dann irgendwann wohl realisiert­en, dass alle Mühe umsonst war.“Sie standen dann regelrecht hilflos im Nest, als ob sie tatsächlic­h trauerten.

Silke Schielin meldete schließlic­h dem Lindauer Büro des Bund Naturschut­z den Verlust der beiden Jungen und sorgte sich, dass die beiden Alten das Nest aufgeben könnten. Diesbezügl­ich wurde sie aber beruhigt – und bis jetzt bleiben die beiden tatsächlic­h da. Sie sind zwar tagsüber nun gleichzeit­ig unterwegs, kommen aber miteinande­r am Abend zum Nest, wo sie auch übernachte­n.

Dass Jungstörch­e ihre ersten Lebensmona­te nicht überleben, ist keine Seltenheit. Kälte und Nässe sind die größten Feinde. Da die Eltern das Nest schön weich und dicht auskleiden, besteht die Gefahr, dass bei einem Wettererei­gnis, das nicht einmal so intensiv sein muss wie das am vergangene­n Samstagabe­nd, das Nest voll mit Wasser ist, das nicht so schnell ablaufen kann. Und wenn dann noch Kälte hinzukommt, ist es um die Jungen geschehen, da können die Eltern noch so versuchen, sie zu wärmen. Aber wie im Falle der Lindauer Storchenel­tern geschehen, waren diese ebenfalls klatschnas­s. „Als die das erste Mal vom Nest abhoben, hat man jeden Flügelschl­ag in die Wohnung gehört, so klatschten die nassen oder zumindest feuchten Flügel“, bestätigt auch Silke Schielin.

Eigentlich wäre diese oder kommende Woche die Beringung der beiden Jungen angestande­n, diese Aktion muss nun entfallen. „Wir alle hoffen aber, dass es das Schicksal im nächsten Jahr freundlich­er meint mit unseren Störchen“, da sind sich Silke Schielin und ihre ganze Familie einig.

„Es war schon herzzerrei­ßend.“

Silke Schielin

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Die Jungstörch­e haben die Regenmasse­n und die damit verbundene Kälte nicht überstande­n und sind gestorben. Die Storchenel­tern Ludwig und Lissy bleiben zumindest vorerst dem Nest treu und scheinen noch zu trauern, wenn sie am Abend zum Nest zurückkehr­en.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Jungstörch­e haben die Regenmasse­n und die damit verbundene Kälte nicht überstande­n und sind gestorben. Die Storchenel­tern Ludwig und Lissy bleiben zumindest vorerst dem Nest treu und scheinen noch zu trauern, wenn sie am Abend zum Nest zurückkehr­en.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Storchenel­tern sind jetzt gleichzeit­ig am Tag unterwegs.

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