Lindauer Zeitung

Schlosskon­zerte gastieren im Münzhof

Veranstalt­er Peter Vogel ändert wegen Corona sein Konzept – Konzerte von Juli bis September in Langenarge­n

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(cv) - Auf dieses Jahr hatte sich Peter Vogel schon lange gefreut: Sein 25. Jubiläumsj­ahr als Kulturvera­nstalter sollte gefeiert werden. Dann kam Corona und er musste zuerst das Internatio­nale Violinfest­ival junger Meister, dann den zehnten ZF-Musikpreis und schließlic­h den Auftakt der Langenarge­ner Schlosskon­zerte absagen. Doch endlich kann es weitergehe­n, der Flyer für die Schlosskon­zerte ist im Druck. Am 3. Juli findet der erste Abend statt.

„Wir gehen nach vorne, entwickeln neue Ideen, stellen uns mit neuer Kraft der Situation“, sagt er. Das Festival junger Meister, diesmal wieder ein Violinfest­ival, wird in der Herbstferi­enwoche vom 23. bis 30. Oktober nachgeholt. Wie vorgesehen wird der Meisterkur­s erstmals in

Langenarge­n im Münzhof stattfinde­n, wo musikinter­essierte Bürger willkommen sind. Dazu wird es wieder Kammerkonz­erte mit ausgewählt­en jungen Künstlern geben, eventuell auch Konzertpro­ben. Zu unsicher wäre es zum jetzigen Zeitpunkt, Orchesterk­onzerte zu planen, dafür macht Peter Vogel ein kreatives neues Angebot: Ausgewählt­e hochbegabt­e junge Musiker dürfen mit Profis Kammermusi­k erarbeiten und aufführen. Der Pianist Özgür Aydin und der Cellist Alexej Stadler haben bereits als Partner zugesagt.

Vogel blickt zurück auf die Anfänge der Internatio­nalen Festivals junger Meister. 1995 hat das erste Festival in Lindau stattgefun­den, damals mit einem Meisterkur­s des 2012 verstorben­en Pianisten und Klavierpäd­agogen Karl-Heinz Kämmerling, der das Festival lange begleitet hat. Er sei selbst noch Student in der Meisterkla­sse in Zürich gewesen, als ihm bei der Salzburger Sommerakad­emie die Idee von anderen Wegen der Musikvermi­ttlung kam: Studenten sollten ein Podium haben zum Spielen. Als er im Lindauer Kulturamt kein Ohr dafür fand, habe er ein eigenes Konzept entwickelt, jungen Musikern ein Podium zu schaffen, das auch einen Meisterkur­s einschloss. Als einmalige „Leuchtkerz­e“habe er das erste Festival 1995 angesehen, doch dann habe Professor Kämmerling gesagt: „Peter, das müssen Sie weitermach­en!“Auch der Wiener Violinprof­essor Boris Kuschnier sagte einen Meisterkur­s zu, so ergab sich der zweijährig­e Turnus von Klavier- und Violinfest­ivals. Die ZF-Kunststift­ung stieg als Mäzen ein, der ZF-Musikpreis kam hinzu. „Alles hat sich entwickelt, hat sich ausgedehnt, jetzt ist es das 25. Jahr“, sagt Vogel fast staunend. Und das sollte gefeiert werden, doch dann kam Corona.

Das Violinfest­ival war komplett vorbereite­t, die Plakate gedruckt – das Aufhängen konnte er zwei Tage vorher gerade noch verhindern. Alle Kosten waren da, aber keine Einnahmen. Anfangs hatte er noch die Hoffnung, wenigstens den Musikpreis­Wettbewerb durchziehe­n zu können, mit Livestream-Konzerten, doch dann waren die Anreisen der Künstler bis aus der Ukraine nicht mehr vertretbar, also absagen und abwickeln: Studiengeb­ühren für den Meisterkur­s rücküberwe­isen, ebenso verkaufte Tickets.

Wie aber für die Zukunft weiterplan­en? Ständiges Warten auf verlässlic­he behördlich­e Vorgaben: Mit wie vielen Zuhörern darf man wann planen, was sind die viel zitierten Großverans­taltungen? Erst am 29. Mai habe Baden-Württember­g zugesagt, dass ab Juni Konzerte bis 99 Zuhörer stattfinde­n dürften – unter Einhaltung­en aller Regeln. Wie aber ein Konzert finanziere­n, wenn bei Einhaltung des 1,5-Meter-Abstands statt der üblichen 180 gerade mal 40 Menschen in den Konzertsaa­l passen? Also ausweichen auf den Münzhof, der unter dem gebotenen Abstand 70 Menschen zulässt.

Schnell reifte der Gedanke, jedes Konzert in leicht verkürzter Form und ohne Pause zweimal hintereina­nder anzubieten. Die Künstler machten mit, denn auch sie sehnten sich danach, wieder ein Podium zu haben, wieder künstleris­ch tätig zu werden, und sind dankbar, dass Peter Vogel den Mut hat, die Sommerkonz­erte vom 3. Juli bis 25. September zu veranstalt­en.

Auch er brauchte Zeit, bis er selbst wieder die Kraft zum Spielen und Komponiere­n fand. Jetzt ist er glücklich über die während der Ausgangsbe­schränkung­en entstanden­en sieben Variatione­n über „Freude schöner Götterfunk­en“, die über Youtube zu hören sind.

Das Programm der Schlosskon­zerte stellen wir demnächst vor.

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FOTO: HELMUT VOITH Peter Vogel freut sich sichtlich darüber, dass die Schlosskon­zerte stattfinde­n können.

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