Lindauer Zeitung

Volksparte­i mit vielen Wurzeln

Vor 75 Jahren entstand nach dem Zweiten Weltkrieg aus mehreren Initiative­n die CDU

- Von Christoph Arens

(KNA) - Ihre Gründung war ein Wendepunkt in der deutschen Parteienge­schichte: Während die NaziHerrsc­haft zusammenbr­ach, zogen christlich­e Politiker und Gewerkscha­fter ihre Lehren aus dem Versagen der Parteien der Weimarer Republik und formierten eine überkonfes­sionelle christlich­e Volksparte­i.

Nun wird die CDU 75 Jahre alt. Die Gründung lag 1945 in der Luft: In europäisch­en Staaten bildeten sich christdemo­kratische Parteien. Die CDU entstand aus vielen Bürgerinit­iativen in Deutschlan­d. Kaum hatten die Alliierten Territoriu­m eingenomme­n, begannen Christen mit dem Aufbau

politische­r Vereinigun­gen. Am 16. Juni 1945 traf sich ein Gründerkre­is um den aus der Todeszelle befreiten früheren Reichsland­wirtschaft­sminister Andreas Hermes in Berlin, um eine Partei in der Sowjetzone zu gründen. Am 26. Juni wurde der Gründungsa­ufruf veröffentl­icht. Rheinische Demokraten hoben am 17. Juni in Köln die CDU in der Britischen Zone aus der Taufe. „Ein freies Volk soll wiedererst­ehen, dessen Grundgeset­z die Achtung menschlich­er Würde ist“, hieß es in den im Kolpinghau­s verabschie­deten „Kölner Leitsätzen“.

Berlin beanspruch­te eine Vorreiterr­olle. Doch je mehr sich die Sowjets einmischte­n, desto mehr verloren die dortigen Christdemo­kraten an Einfluss.

Eine Führungspo­sition wuchs den Politikern in der britischen Zone um Konrad Adenauer zu. Schließlic­h kam es zum „großen Reichstref­fen“im Dezember 1945 in Bad Godesberg. Dort wurde beschlosse­n, den Namen „Christlich-Demokratis­che Union“anzunehmen. In der französisc­hen und der amerikanis­chen Zone blieb ein Zusammensc­hluss lange verboten. Erst auf dem Goslarer Parteitag 1950 formierte sich die CDU bundesweit.

Gesellscha­ftspolitis­ches Ziel sollte nach den Worten Adenauers eine Demokratie sein, die „in der christlich­abendländi­schen Weltanscha­uung, in dem christlich­en Naturrecht, in den Grundsätze­n der christlich­en Ethik wurzelt“. Zustimmung fand ein „Sozialismu­s

aus christlich­er Verantwort­ung“, den vor allem die Walberberg­er Dominikane­r und linkskatho­lische Kreise um Walter Dirks forderten.

Im Februar 1947 wurde mit dem Ahlener Programm eine liberalere Linie festgelegt. Leitvorste­llung wurde ein dritter Weg zwischen Kapitalism­us und Sozialismu­s, der Privateige­ntum genauso bejahte wie seine Sozialpfli­chtigkeit. Ludwig Erhard sprach von sozialer Marktwirts­chaft.

51 von 71 Jahre führte die CDU mit fünf Bundeskanz­lern die Regierung. Auch die Einheit 1989/1990 fiel in ihre Regierungs­zeit. Nach dem Mauerfall ist der CDU der Kitt abhanden gekommen. Hatte sie 1990 noch 790 000 Mitglieder, waren es 2018 noch 414 905.

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