Volkspartei mit vielen Wurzeln
Vor 75 Jahren entstand nach dem Zweiten Weltkrieg aus mehreren Initiativen die CDU
(KNA) - Ihre Gründung war ein Wendepunkt in der deutschen Parteiengeschichte: Während die NaziHerrschaft zusammenbrach, zogen christliche Politiker und Gewerkschafter ihre Lehren aus dem Versagen der Parteien der Weimarer Republik und formierten eine überkonfessionelle christliche Volkspartei.
Nun wird die CDU 75 Jahre alt. Die Gründung lag 1945 in der Luft: In europäischen Staaten bildeten sich christdemokratische Parteien. Die CDU entstand aus vielen Bürgerinitiativen in Deutschland. Kaum hatten die Alliierten Territorium eingenommen, begannen Christen mit dem Aufbau
politischer Vereinigungen. Am 16. Juni 1945 traf sich ein Gründerkreis um den aus der Todeszelle befreiten früheren Reichslandwirtschaftsminister Andreas Hermes in Berlin, um eine Partei in der Sowjetzone zu gründen. Am 26. Juni wurde der Gründungsaufruf veröffentlicht. Rheinische Demokraten hoben am 17. Juni in Köln die CDU in der Britischen Zone aus der Taufe. „Ein freies Volk soll wiedererstehen, dessen Grundgesetz die Achtung menschlicher Würde ist“, hieß es in den im Kolpinghaus verabschiedeten „Kölner Leitsätzen“.
Berlin beanspruchte eine Vorreiterrolle. Doch je mehr sich die Sowjets einmischten, desto mehr verloren die dortigen Christdemokraten an Einfluss.
Eine Führungsposition wuchs den Politikern in der britischen Zone um Konrad Adenauer zu. Schließlich kam es zum „großen Reichstreffen“im Dezember 1945 in Bad Godesberg. Dort wurde beschlossen, den Namen „Christlich-Demokratische Union“anzunehmen. In der französischen und der amerikanischen Zone blieb ein Zusammenschluss lange verboten. Erst auf dem Goslarer Parteitag 1950 formierte sich die CDU bundesweit.
Gesellschaftspolitisches Ziel sollte nach den Worten Adenauers eine Demokratie sein, die „in der christlichabendländischen Weltanschauung, in dem christlichen Naturrecht, in den Grundsätzen der christlichen Ethik wurzelt“. Zustimmung fand ein „Sozialismus
aus christlicher Verantwortung“, den vor allem die Walberberger Dominikaner und linkskatholische Kreise um Walter Dirks forderten.
Im Februar 1947 wurde mit dem Ahlener Programm eine liberalere Linie festgelegt. Leitvorstellung wurde ein dritter Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus, der Privateigentum genauso bejahte wie seine Sozialpflichtigkeit. Ludwig Erhard sprach von sozialer Marktwirtschaft.
51 von 71 Jahre führte die CDU mit fünf Bundeskanzlern die Regierung. Auch die Einheit 1989/1990 fiel in ihre Regierungszeit. Nach dem Mauerfall ist der CDU der Kitt abhanden gekommen. Hatte sie 1990 noch 790 000 Mitglieder, waren es 2018 noch 414 905.