Verunsicherte Beschäftigte
Landes-DGB-Chef über die Lage in Baden-Württemberg
- Die Situation für Beschäftigte im Südwesten ist durch die Corona-Krise angespannt. „Im Moment ist es so, dass es durch die Kurzarbeit auch Verunsicherung gibt“, sagt Gewerkschafter Martin Kunzmann der „Schwäbischen Zeitung“. Der baden-württembergische Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) erklärt weiter, um jetzt die Wirtschaft anzukurbeln, müsse auch die Kaufkraft gestärkt werden.
Der DGB in Baden-Württemberg spricht sich etwa für Konsumgutscheine oder die Übernahme der Kitagebühren für ein Jahr aus. Doch Kunzmann macht auch klar: „Die Kaufkraft kann ich nur stärken, wenn Beschäftigte sich sicher sind: Ich habe auch eine Perspektive in meinem Job.“Wer eine Kündigung befürchte, werde eher weniger investieren. Daher brauche es jetzt gute Signale aus Wirtschaft und Politik.
Das 130 Milliarden Euro schwere Konjunkturpaket des Bundes hält Kunzmann darum für wichtig und richtig. Jedoch fehlten darin Zukunftsakzente. „Wir reden mit der Landesregierung über ein Konjunkturprogramm, das für Baden-Württemberg ins Leben gerufen werden soll“, sagt der Gewerkschafter. So könne das Land im Herbst nachjustieren.
In Ravensburg hat sich Kunzmann mit Oberbürgermeister Daniel Rapp unter anderem darüber ausgetauscht, wie die ökologische Transformation sozial gerecht für die Beschäftigten gestaltet werden kann. Damit gemeint ist der Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Rapp: „Wir ziehen da an einem Strang, der DGB und die Stadt Ravensburg. Wir sehen beide die Gefahr, dass im Schatten von Corona dieses wichtige Thema etwas in Vergessenheit gerät.“
Das bestätigt auch Gewerkschafter Kunzmann. Trotz Corona-Krise brauche es zukunftsgerichtete Programme. Aber: Alle Beschäftigten bei der Transformation mitzunehmen, „das wird schon eine Herausforderung“, glaubt er. Neue Berufe entstehen, alte fallen weg. Darum sei es wichtig, Beschäftigte weiterzubilden. Auch in Kurzarbeit. „Es gibt die Chance, in dieser Zeit eine Fort- und Weiterbildung zu machen“, sagt der Gewerkschafter.
Arbeitsplätze und Klimaschutz dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, erklärt er. „Wir müssen die Zukunft gestalten. Wenn nicht, werden erst recht Arbeitsplätze gefährdet“, sagt Kunzmann. Deshalb wolle der DGB das Thema auch in der Krise weiterhin nach vorne treiben.