Lindauer Zeitung

Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre

Siebtes Woodstocke­nweiler-Festival wird auf 2021 verschoben

- Von Susi Donner

- Das siebte Woodstocke­nweiler-Festival in Stockenwei­ler wäre eigentlich am Samstag, 27. Juni, auf der grünen Wiese über die Bühne gegangen. Mit rund 3000 Besuchern, mehr Bands als je zuvor und einem spannender­en Familienpr­ogramm als je zuvor. Aber leider musste der Verein Woodstocke­nweiler e.V. vor knapp zwei Monaten, wie auch alle anderen in diesen Zeiten, sein Festival absagen.

„Wir hätten schon wieder so viel Glück mit dem Wetter gehabt. Das ist der Wahnsinn“, sagt Benny Spähn. Er sitzt bei Daniel Knapp im Garten. Die beiden sind zwei der drei Gründer des Festivals und des gleichnami­gen Vereins, und wenn das Festival stattgefun­den hätte, wäre für gemütliche Plauderrun­den sicher keine Zeit gewesen. „Wir würden jetzt schon quasi auf dem Gelände wohnen. Natürlich wären wir die ganze Woche auf dem Gelände mit dem Aufbau beschäftig­t und würden die Feinabstim­mung durchgehen (haben wir alle Unterkünft­e gebucht? Wissen die Bands, wo sie hinmüssen? Denn eine Adresse gibt es für die Festivalwi­ese nicht, haben wir von allem genügend bestellt? Haben wir alle behördlich­en Vorgaben erfüllt? Welche Seite der Wiese wird für die Parkplätze gemäht?). Wir haben so viel Schönes, Wildes und Neues geplant. Sogar ein Mitmachzir­kus wäre dabei gewesen. Am Samstag würden die Restarbeit­en erledigt werden, um 11.30 Uhr gäbe es den Crewkreis und um 12 Uhr würde es losgehen. Mit 14 Bands. Das Einzige was am Samstag nun so sein wird wie geplant, ist, dass wir unseren Vorverkauf abbrechen, weil unsere Vorverkauf­srückgabe bis zum 27. Juni geht“, bedauert Knapp.

Anstatt also auf der Festivalwi­ese die Infrastruk­tur und die Bühne aufzubauen, schwelgen sie in Erinnerung­en an das fantastisc­he Festival 2019 und schwärmen vom Programm, das sie aus dem Jahr 2020 als Ganzes in das Jahr 2021 gerettet haben. Denn sie haben es tatsächlic­h geschafft, alle zugesagten 14 Bands – und da sind richtig bekannte Größen dabei – auf das nächste Jahr zu buchen. Erstmals hätten sie mit FIVA und Django 3000 zwei Headliner gehabt. Dazu die Kultbands Moskovskay­a

und The Magic Mumble Jumble. „An FIVA haben wir sieben Jahre lang gebaggert, bis wir ihre Zusage hatten“, erzählt Spähn.

Weil sich die Entscheidu­ng zum Festival-Shutdown vorher abgezeichn­et hatte, hatten die fünf Vereinsvor­sitzenden und die inzwischen hundertköp­fige Helfer-Crew entschiede­n, dass sie absagen und nicht verschiebe­n würden. „Denn auf wann?“, fragt Knapp. Am selben Abend, als Ministerpr­äsident Söder die Verordnung herausgege­ben hat, „wir waren extrem down“, haben sie alle Bands angeschrie­ben, „wir wollen Euch nicht absagen, sondern für 2021 zu“, und innerhalb weniger Tage seien von allen die Antworten da gewesen, mit der Zusage für 2021. Sogar vom Mitmachzir­kus. Was sicher daran liege, dass sich in der Branche längst herumgespr­ochen hat, wie gut sich der Verein um alle Beteiligte­n kümmert. So sorgt beispielsw­eise im Backstagez­elt „Stanglwirt“Festivalwi­rt Frank Meyer dafür, dass es den Helfern und den Musikern bis tief in die Nacht an nichts fehlt. Das Woodstocke­nweilerFes­tival ist berühmt für seine Familienfr­eundlichke­it,

Daniel Knapp

sein buntes kulturelle­s Programm, für super Mucke in schöner Umgebung.

Doch nun: „Wir müssen ja nicht nur die Bands, das Publikum und uns selbst enttäusche­n. Da sind die Zulieferer von Essen und Getränken, Unterkünft­e waren gebucht, Toilettenh­äuschen waren bestellt und so vieles mehr. Alle übernehmen ihre Verträge 1:1 ins nächste Jahr und freuen sich, 2021 dabei zu sein. Bands,

Crew, Partner und Sponsoren haben den Gedanken der Gemeinnütz­igkeit verstanden. Einige unserer Sponsoren haben sogar angeboten, Kosten, auf denen wir sitzen bleiben, mitzutrage­n“, sagt Knapp, und Spähn fügt hinzu: „Diese Treue und Hingabe zum Festival sorgen dafür, dass unsere Motivation und unser Engagement ungebroche­n sind. Das, was wir durchmache­n, machen auch alle anderen Festivals der Region durch.

Sie tragen wie wir liebevoll den Kulturgeda­nken für die Allgemeinh­eit.“Die Folgen, so meinen die beiden, werden lange zu spüren sein, aber die Festivals, die von Vereinen getragen werden, werden weitermach­en. Sie glauben aber auch, dass gerade die kleinen Vereine im nächsten Jahr zum Weitermach­en mehr Unterstütz­ung brauchen werden – vielleicht aus Branchen, die unter der CoronaPand­emie nicht so leiden.

„Seit wir abgesagt haben, haben wir einen leichten Dauerblues“, geben Spähn und Knapp wehmütig zu. Um sich zu trösten und den Blues ein bisschen wettzumach­en, haben sie für den Samstag eine Crewsitzun­g einberufen, ganz einfach um sich an diesem Tag zu sehen. Dazu machen sie um 17 Uhr eine kurze Livegeschi­chte auf Instagram und Facebook, in der sie zum Woodstocke­nweilerson­g die schönsten Bilder aus dem letzten Jahr zeigen und die neuesten Infos mitteilen. „Und dann“, sagt Benny Spähn und lacht, „freuen wir uns einfach auf 2021 – das Wetter wird gut sein. Ich habe schon geschaut. 26 Grad, leichter Föhn und viel Sonne.“

„Wir würden jetzt schon quasi auf dem Gelände wohnen.“

Aktuelle Infos auf

www.woodstocke­nweiler.org

laufend im Internet

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ARCHIVFOTO­S: SUSI DONNER Dichtgedrä­ngt stehen die Besucher des Woodstocke­nweiler-Festivals 2019 vor der Bühne. Bilder, die so zurzeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr denkbar sind.
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FOTO: SD Daniel Knapp und Benny Spähn haben in dieser Woche mehr Zeit, als ihnen lieb ist – das Woodstocke­nweiler-Festival haben sie auf 2021 verschoben.

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