Knigge für tierische Gäste
Mit ein paar Tricks kann man dafür sorgen, dass ein Besuch möglichst unkompliziert wird
(dpa) - Unbekannte Menschen, neue Gerüche und Eindrücke: Eine fremde Wohnung ist für Hunde eine spannende Welt. Entsprechend aufgeregt sind sie häufig, wenn sie ihre Besitzer zu Besuchen begleiten.
Während ein Mensch die Augen durch die Wohnung schweifen lässt, erkunden Hunde neue Räume am liebsten mit der Nase. Für den Gastgeber kann so ein Besuch daher stressig werden. Wie geht man als Halter vor, wenn man das eigene Tier mitnehmen will? Und darf man als Gastgeber sagen, dass man diesen Besuch nicht will? Knigge-Trainerin Eva Haas aus Mannheim (Foto: Anna Logue/stilund-etikette.net) rät grundsätzlich, „rücksichts- und verständnisvoll, offen und ehrlich“zu kommunizieren. Das bedeutet: Der Besitzer müsse in jedem Fall fragen, bevor er den Hund mitnimmt. „Schließlich gibt es Menschen, die eine Tierhaarallergie oder eine Hundephobie haben.“
Der Gastgeber könne natürlich Nein zu dem Besuch sagen, sollte das aber ebenfalls offen kommunizieren. Etwa indem sie oder er sagt: Ich fühle mich unwohl in Gegenwart eines Hundes. Zudem könne man Gegenvorschläge machen und etwa einen anderen Ort vorschlagen.
Ob es wirklich sinnvoll ist, den eigenen Hund zu einem Besuch mitzunehmen, hängt auch von dessen Persönlichkeit ab. Im Idealfall hat das Tier schon früh gelernt, mit neuen Reizen und Situationen umzugehen. „Wenn der Hund psychisch stabil und umweltsicher ist, habe ich als Halter eine gute Basis, wenn ich ihn mit in eine fremde Wohnung nehmen will“, sagt Steffen Kröber, Hundepsychologe aus dem hessischen Bromskirchen. „Für ehemalige Straßenhunde können schon die eigenen vier Wände Stress bedeuten.“
Nicht immer lässt es sich vermeiden, den Hund mitzunehmen – etwa wenn das Tier nicht alleine bleiben kann. Dann sollten Halter versuchen, die Situation für alle Beteiligten so unkompliziert wie möglich zu machen.
Das Anspringen bei der Begrüßung könne man dem Tier zum Beispiel abgewöhnen, sagt Bettina Haas, Hundetrainerin aus dem fränkischen Vorra. „Hunde machen das, um an den Mund zu kommen. Denn unter Hunden ist es eine höfliche Begrüßung, einander die Lefzen zu lecken“, erklärt die Expertin. „Viele Menschen erschrecken dabei aber, darauf sollte man unbedingt Rücksicht nehmen.“
Um eine allzu stürmische Begrüßung zu unterbinden, schlägt Haas vor, den Hund kurz an der Leine zu halten. Möglich sei es auch, auf dem
Boden Futter zu verteilen – dann wird der Kopf des Hundes eher nach unten zeigen.
Besonderes Fingerspitzengefühl ist gefragt, wenn der Besuchte Angst vor Hunden hat. Häufig starrten Menschen, die sich vor einem Vierbeiner fürchten, diesen an, so Haas. Das wiederum mögen Hunde aber gar nicht. In so einer Situation sollte der Halter versuchen, sein Tier abzulenken. Auch eine gemeinsame Runde um den Block kann dem Besuchten helfen, sich auf den ungewohnten Gast einzustellen.
Die meisten unerwünschten Verhaltensweisen gehen Haas zufolge mit Aufregung einher. Deswegen sei es sinnvoll, Ruhe in die Situation zu bringen. Hundepsychologe Kröber rät zum Beispiel, die vertraute Decke des Hundes mitzunehmen: „Wenn man es im Vorfeld regelmäßig trainiert hat, weiß der Hund: Da lege ich mich drauf, da kann ich entspannen.“
Auch eine Faltbox könne dem Tier etwas Heimatgefühl vermitteln, sagt Haas. „Dort kann man dem
Hund zum Beispiel einen Kau-Artikel geben. Kauen entspannt, der Hund fühlt sich wohl und kann ein bisschen runterfahren.“
Eine wichtige Rolle spielt bei einem Besuch das Verhalten des Besitzers. „Viele Hunde sind extrem auf ihre Menschen fokussiert. Sie lernen, indem sie uns beobachten“, erklärt Kröber (Foto: Uwe Klössing/ dpa). Deswegen sollte der Halter sich möglichst entspannt verhalten. „Ansonsten signalisiert man dem Hund, dass in einer fremden Wohnung vielleicht Gefahr lauern könnte.“Generell gelte die Regel: Fühlt sich das Tier gut, verhält es sich auch gut.
Auch während des Besuches sei offene Kommunikation wichtig, sagt Knigge-Expertin Haas. „Der Gastgeber sollte genau formulieren, wo der
Hund hin darf und wo nicht.“Wenn zum Beispiel Küche und Schlafzimmer für den vierbeinigen Besucher tabu sein sollen, müsse man das klar sagen und dann auch die Türen zu den Räumen schließen. Gewisse Regeln sollte auch der Bewohner akzeptieren. Wenn der Hundebesitzer zum Beispiel nicht will, dass sein Tier beim Essen vom Tisch gefüttert wird, gilt das auch für den Gastgeber.
Besonders schwierig wird es, wenn auch im besuchten Haushalt ein Hund wohnt. Für das Tier können die Gäste Eindringlinge auf dem eigenen Territorium sein. „Es ist nicht so, dass Hunde sich untereinander immer automatisch vertragen“, betont Kröber.
Ob man den eigenen Hund wirklich mit zu fremden Haltern nimmt, sollte man sich daher gut überlegen. „Ich persönlich würde das nicht ohne einen gewissen Vorlauf machen“, sagt Kröber. „Am besten ist es, wenn die Hunde sich zuvor schon auf neutralem Terrain getroffen und kennengelernt haben.“