Lindauer Zeitung

Dortmund hält an Favre fest und holt Meunier

Der Schweizer wird den BVB auch 2021 trainieren – Bester Punkteschn­itt aller Clubtraine­r

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(dpa/SID) - Als habe nie ein Zweifel an Lucien Favre bestanden: BVB-Sportdirek­tor Michael Zorc versuchte, aus dem Verbleib des Schweizers bei Borussia Dortmund keine große Sache zu machen. Aller Diskussion­en zum Trotz darf sich der Cheftraine­r von Borussia Dortmund ein drittes Mal bei der Meister-Jagd auf Serien-Champion FC Bayern München versuchen.

Sportdirek­tor Zorc bestätigte am Donnerstag, dass der in dieser Saison mehrfach in die Diskussion geratene Favre den BVB auch 2021 trainieren wird. Und dann nach zwei Vize-Meistersch­aften die zuletzt achtmal in Folge triumphier­enden Bayern stürzen soll. „Wir gehen jetzt in dieser Konstellat­ion in die neue Saison“, sagte Zorc ruhig, quasi im Nebensatz: „Wir wollen da auch noch mal angreifen.“Und zwar den Serienmeis­ter Bayern München.

Zorc kündigte baldige Gespräche über die Verlängeru­ng des bis 2021 laufenden Vertrages an: „Wir haben intern ein sehr großes Vertrauens­verhältnis und werden die Gespräche sicher zu gegebener Zeit führen.“Favre drängt nicht darauf. „Ich habe einen Vertrag bis 2021, und es ist zu früh, darüber zu sprechen“, sagte der Schweizer. Der Trainer hat einige Argumente auf seiner Seite. Den mit 2,16 Punkten besten Punkteschn­itt aller BVB-Trainer, besser auch als jener von Trainerido­l Jürgen Klopp. Den Vereinsrek­ord von 84 Saisontore­n, den sein Team schon vor dem letzten Spieltag aufgestell­t hat. Oder den Ein- und Aufbau zahlreiche­r Talente. Allen voran Jadon Sancho (20), Erling Haaland und Giovanni Reyna (17).

Dem 62-Jährigen wurde allerdings immer wieder vorgeworfe­n, mit dem BVB die entscheide­nden Spiele zu verlieren und insbesonde­re, in diesen zu mutlos agieren zu lassen. Nur: Wunschkand­idat Julian Nagelsmann war nicht zu haben, er ist fest in Leipziger Händen. Die starke Rückrunde, in der Dortmund trotz der Niederlage gegen die Bayern (0:1) bisher 39 Punkte holte, rettete Favre schließlic­h. „Das ist eine sehr gute Bilanz“, sagte Zorc: „Natürlich war die Hinrunde nicht wie erhofft. Aber wenn Bayern 80 Punkte und mehr macht, wird es für jede Mannschaft in Deutschlan­d schwer, davor zu landen.“

Auch Favre, der sich mit den öffentlich­en Titel-Ansagen seiner Bosse oft schwertat, erklärte: „Wir haben unser Bestes gegeben. Aber Bayern ist einen Tick besser.“Man wolle natürlich „um den Titel mitspielen. Aber es ist schwer gegen Bayern. Und nicht nur gegen Bayern. Die Konkurrenz macht große Fortschrit­te.“

Sportchef Zorc, seit 1978 im Verein, hatte derweil am Mittwoch seinen Vertrag bis 2022 verlängert. Ursprüngli­ch war ein Rückzug im kommenden Sommer angedacht, auf Bitten von Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke in der herausford­ernden

Corona-Zeit macht der 57-Jährige noch ein Jahr weiter. Dann ist aber wohl Schluss. „Ich bin noch sehr motiviert, wir wollen noch was erreichen“, sagte Zorc: „Aber irgendwann ist auch der Zeitpunkt da, dass man Jüngere ranlässt und andere Einflüsse in den Club lässt.“Aber: „Ich bin gerne an Bord. Es hat sich durch Corona einiges verändert und es wird verändert bleiben in den nächsten Monaten.“

Gedulden muss sich derweil Marco Reus (31). Seinen Einstieg ins Mannschaft­straining vor zwei Wochen habe der Kapitän abbrechen müssen, sagte Favre: „Die Hoffnung ist aber da, dass er am Anfang der neuen Saison fit ist.“Sein Freund Mario Götze (28) wird dann nicht mehr in Dortmund sein. Gegen Hoffenheim am

Samstag (15.30 Uhr) wird er zum Abschied nicht spielen können, weil er nach der Geburt seines Sohnes noch nicht ins Teamtraini­ng eingestieg­en ist. Man werde Götze aber noch mal im Stadion verabschie­den, sagte Zorc, „auch wenn es natürlich strange ist ohne Publikum“. Die zweite BVB-Zeit des WM-Finaltorsc­hützen von 2014 hätten sich „beide Parteien anders vorgestell­t“.

Derweil hat der BVB den belgischen Nationalsp­ieler Thomas Meunier als ersten Neuzugang verpflicht­et. Der 28 Jahre alte Rechtsvert­eidiger kommt ablösefrei vom französisc­hen Meister Paris St. Germain, wo er unter Trainer Thomas Tuchel gesetzt war, und unterschri­eb einen bis 2024 datierten Vertrag. „Thomas

Meunier ist ein Spieler, der seine Qualität auf höchstem Niveau unter anderem in der Champions League und in der Nationalma­nnschaft über einen langen Zeitraum hinweg nachgewies­en hat und uns mit seiner Erfahrung richtig guttun wird“, sagte Zorc.

Meunier trifft in Dortmund auf seine Nationalte­amkollegen Axel Witsel und Thorgan Hazard. „Dortmund spielt genau den Fußball, den ich spielen möchte: aufregend, authentisc­h und natürlich. Der BVB ist bekannt für seine enthusiast­ischen Fans, und die Atmosphäre während des Spiels mit Paris dort hat meine Entscheidu­ng ehrlich gesagt beeinfluss­t. Ich bin ehrgeizig und möchte wie schon mit Brügge und Paris auch mit Dortmund Titel gewinnen“, sagte Meunier.

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FOTO: FRISO GENTSCH Werden auch künftig ein Gespann bilden: BVB-Trainer Lucien Favre und Kapitän Marco Reus.

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