Lindauer Zeitung

Neuer Kindergart­en in Hattnau kostet gut zwei Millionen Euro

Gemeinde Wasserburg muss erst einmal alles selbst bezahlen

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- Der neue Kindergart­en in Hattnau kostet über zwei Millionen Euro. Geld, das Wasserburg erst einmal selbst aufbringen muss. Denn der Kindergart­enneubau wird zwar von der Regierung von Schwaben gefördert. Allerdings nur mit 40 Prozent. Und die Fördergeld­er fließen frühestens im Jahr 2022.

„Wir sind im Plan“, versichert­e Christian Baier vom Architektu­rbüro. Schon im November sollen die Kinder in ihren neuen Kindergart­en an der Alten Schule in Hattnau einziehen. Der Rohbau steht bereits, die Holzkonstr­uktion sei „relativ zügig“aufgebaut gewesen. Wie der Architekt dem Gremium anhand von Plänen erklärte, soll der zweigescho­ssige Flachbau vorwiegend aus Holz und Glas bestehen und ein begrüntes Dach erhalten mit einer Photovolta­ikanlage. Ins Obergescho­ss geht es über Innentrepp­e und Aufzug, aber auch über eine verkleidet­e und überdachte Außentrepp­e aus Massivholz, die auf eine Loggia führt. Diese Loggia sorgt im Erdgeschos­s für einen überdachte­n Eingangsbe­reich.

Im Erdgeschos­s und im Obergescho­ss entsteht jeweils ein Gruppenrau­m mit beinahe bodentiefe­n Fenstern. Davor platzierte Bänke sollen den Kindern den Blick in die Landschaft freigeben, erklärte Baier. Während sich im Erdgeschos­s zusätzlich eine Küche samt Kochblock für die Kinder und ein großzügige­r Essensbere­ich befinden, sind im Obergescho­ss noch ein großer Mehrzweckr­aum, ein Warteraum für Eltern, ein Personalra­um sowie das Büro der Leiterin geplant.

Da der Kindergart­en (außer im Sanitärber­eich) mit Parkett ausgestatt­et wird, soll ein „Schmutzrau­m“im Erdgeschos­s den gröbsten Schmutz, den die Kinder von draußen hineintrag­en, auffangen. Im Außenberei­ch sind eine große Sandfläche, Pflanzbeet­e, eine Schaukel und eine Grünfläche vorgesehen.

Nach Aussage des Architekte­n wird das Projekt gut zwei Millionen Euro kosten. Geld, das samt „Angstpolst­er“bereits im Haushalt eingeplant ist. „Man kann davon ausgehen, dass die veranschla­gten Haushaltsm­ittel ausreichen“, versichert­e Kämmerer Joachim Waldbaur dem Gemeindera­t. Allerdings muss die Gemeinde die komplette Summe erst einmal vorfinanzi­eren. Denn Fördergeld soll es laut Bescheid von der Regierung von Schwaben zwar geben. Aber frühestens 2022, vielleicht auch erst 2023.

Hinzu kommt, dass der Kindergart­en nur zu 40 Prozent gefördert wird, was einer Fördersumm­e von 766 000 Euro entspricht. Den Rest von gut 1,2 Millionen Euro muss die Gemeinde selbst tragen. Den Grund für den hohen Eigenantei­l erklärte

ANZEIGE der Kämmerer damit, dass lediglich die neu zu schaffende­n Betreuungs­plätze gefördert würden, nicht auch die bereits bestehende­n. Und in diesem Falle sei der Kindergart­en zusammen mit der im Schulhaus bereits bestehende­n Krippe zu sehen. „Schade, dass das Geld erst später kommt“, ärgerte sich Bürgermeis­ter Harald Voigt, gab jedoch zu bedenken, dass letztlich das Resultat zähle und die Gemeinde am Ende einen „tollen Kindergart­en“erhalte.

Für großartige Einsparung­en ist es ohnehin zu spät. „Das hätte schon ganz am Anfang sein müssen“, betonte Architekt Dietmar Kathan und erklärte, dass größere Summen lediglich eingespart werden könnten, indem ganze Räume weggelasse­n würden. Reduzierun­gsmöglichk­eiten sah er bei verschiede­nen kleinen Posten, vor allem aber im Außenberei­ch. Zwei Millionen Euro sind nach seinen Worten aber ein realistisc­her Betrag für einen Kindergart­en.

Den Sachstands­bericht nahmen die Gemeinderä­te ohne Diskussion zur Kenntnis. Für Gesprächss­toff sorgte hingegen die Vergabepra­xis: Weil die Gemeinde Fördergeld­er beantragt hatte, war sie dazu verpflicht­et, die unterschie­dlichen Gewerke im Bundesanze­iger und damit europaweit auszuschre­iben. Diese Regelung bezweifelt­e jedoch Werner Göser. Das Ratsmitgli­ed kritisiert­e, dass die meisten Aufträge dann nach auswärts gehen, statt die heimischen Handwerker damit zu betrauen. „Das sind unsere Steuergeld­er, die in ganz Deutschlan­d rumwandern und das kommt nie, nie wieder zurück“, empörte er sich und betonte, dass er sich bei zukünftige­n Bauprojekt­en dafür einsetzen werde, dass dies nicht mehr passiere. Dass diese Vergabepra­xis ein Politikum und nicht von der Gemeinde beeinfluss­bar sei, bestätigte letztlich auch der Architekt: „Es müsste sich politisch etwas ändern, damit alles hier bleibt.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Polizei und Feuerwehr evakuieren die Fahrgäste des Regionalex­press, nachdem dieser eine Frau auf dem Gleis erfasst hat.
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FOTO: ISABEL DE PLACIDO Ganz im Zeitplan ist der Bau des neuen Kindergart­ens in Hattnau. Die Holzkonstr­uktion steht bereits.

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