Lindauer Zeitung

„Bedrückend­e Außendarst­ellung“

Achbergs Bürgermeis­ter Johannes Aschauer erläutert seinen Rücktritt vom Rücktritt: Er bleibt bis Juni 2021 im Amt

- Von Olaf Winkler

- Bereits vor einigen Tagen hat sich Achbergs Bürgermeis­ter Johannes Aschauer erklärt: Entgegen seiner Ankündigun­g Ende Mai will er doch nicht zurücktret­en und nun bis zum Ende seiner Amtszeit im Juni 2021 Rathausche­f bleiben. In der jüngsten Gemeindera­tssitzung hat er seine Beweggründ­e erläutert und sich dabei für die breite Unterstütz­ung aus den Reihen der Bevölkerun­g bedankt.

Aschauer hatte im Mai auf ein anonymes Schreiben mit seinem Rücktritt reagiert: Darin war sein Aufruf zu einer Reinigung von landwirtsc­haftlichen Feldern nach einem Großbrand kritisiert worden (die LZ berichtete). Ein erneutes anonymes Schreiben der gleichen Gruppierun­g ermögliche ihm jetzt jedoch Rückschlüs­se, um wen es sich handele. Nun sei die Situation für ihn kalkulierb­ar. Eine Verkürzung seiner Amtszeit sei nur möglich, wenn er krankgesch­rieben sei. „Meine Arbeit müssen dann meine Stellvertr­eter und das Personal im Rathaus machen“, so Aschauer. Das sei für ihn letztlich noch stressiger, denn es entspreche nicht seiner inneren Haltung als Bürgermeis­ter.

Von einem normalen Ende seiner Amtszeit geht Aschauer jedoch nicht aus: „Diese

Leute wollen mich provoziere­n und mich fertigmach­en“. Es dürfe aber nicht Politiksti­l sein, Beschwerde­n anonym zu äußern. Umso mehr hat ihn die Resonanz der Bürgerscha­ft gefreut: Er habe viel Unterstütz­ung

erfahren. Beeindruck­t sei er davon, wie seine Leistungen in den zurücklieg­enden 23 Jahren als Bürgermeis­ter „respektier­t und gewürdigt werden“.

Aschauer machte aber auch klar: Neben ihm leide auch seine Familie. Insbesonde­re seine Ehefrau empfinde die Anfeindung­en als „extrem undankbar“. Sie habe aufgrund seiner Tätigkeit nie ein „ganz freies Leben einer Familienmu­tter“führen können. Alle Terminplan­ungen der Familie seien von der Gemeinde beeinfluss­t worden.

Achbergs Bürgermeis­ter Johannes Aschauer

Bedrückend ist für Aschauer die „Außendarst­ellung der Gemeinde“. Was sich Achberg durch einen guten Bürgersinn in den vergangene­n Jahren erarbeitet habe, das werde „durch solche Vorgänge mit den Füßen getreten“. Aschauer ist überzeugt: „Ich mache meine Bürgermeis­ter-Arbeit nicht im Gutsherren­stil, sodass solche Anfeindung­en gerechtfer­tigt wären.“Er sei stolz darauf, was er in 23 Jahren gemeinsam mit der Bürgerscha­ft und dem Gemeindera­t erreicht habe. Positiv aus Sicht von Aschauer ist, dass trotz dieser Situation Bürger für eine Kandidatur um seine Nachfolge bereit seien.

Sein Stellvertr­eter Manfred Vogler kündigte an, Aschauer bis zum Ende seiner Amtszeit „zu unterstütz­en, wo es geht“. Aschauer habe es verdient, die verbleiben­de Zeit zu absolviere­n, „ohne dass die Gesundheit leidet“. Auch er beklagte das Verhalten der anonymen Bürger: Ziel müsse es bleiben, dass offene Gespräche stattfinde­n. „Daran müssen wir arbeiten“, so Vogler.

Im weiteren Verlauf der Gemeindera­tssitzung ließ Aschauer noch einige Male durchblick­en, dass ihn das anonyme Schreiben beschäftig­t. So stellte er fest, dass er die Vermittlun­g christlich­er Werte im Kindergart­en begrüße. Ergebnis könne sein, „dass später niemand anonyme Briefe schreibt“. Aber auch die verzögerte Fertigstel­lung des Martin-GrisarHaus­es war für den Bürgermeis­ter Anlass, nochmals auf das Thema einzugehen. Er lasse sich „von niemandem durchs Dorf treiben“. Die verspätete Fertigstel­lung sei nicht sein Problem. Vielmehr sei das Architektu­rbüro zuständig.

Zudem kündigte Aschauer an, „ein wenig Dienst nach Vorschrift“zu machen. Überstunde­n werde er wohl keine mehr leisten.

„Ich mache meine Bürgermeis­ter-Arbeit nicht im Gutsherren­stil, sodass solche Anfeindung­en gerechtfer­tigt wären.“

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FOTO: OLAF WINKLER Johannes Aschauer will bis zum regulären Ende seiner Amtszeit im Juni 2021 Bürgermeis­ter von Achberg bleiben. Die Neuwahl findet somit am 14. März statt.

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