Seit Jahren gibt es Zuwachs bei den Störchen
52 Brutpaare im Unterallgäu – Spezieller Themenradweg mit sechs Infostationen geplant
- Meist sind es Hiobsbotschaften, wenn der Landesbund für Vogelschutz (LBV) oder beispielsweise der Bund Naturschutz über Flora und Fauna im Freistaat berichten. Vom Artensterben ist dann oft die Rede, von der Roten Liste der gefährdeten Arten, die immer länger wird.
Doch es gibt sie auch: die – zugegebenermaßen seltenen – positiven Nachrichten. Zum Beispiel über die Entwicklung der Storchen-Population in Bayern, in Schwaben und im Allgäu. Der Trend sei eindeutig, sagt Biologin Brigitte Kraft vom (LBV), der in Memmingen seine schwäbische Geschäftsstelle hat.
Meister Adebar, wie der Storch in Märchen und Fabeln auch genannt wird, macht sich zunehmend auch im Allgäu breit – vorzugsweise natürlich im nördlichen Teil der Region. Denn dort ist es aufgrund der Höhenlage zwischen etwa 500 und 650 Metern wesentlich milder als am Alpenrand des südlichen Ober- und Ostallgäus.
Die allgemeine Klimaerwärmung und trockene Sommer mit ausreichend Niederschlägen vor allem im südlichen Allgäu führen dazu, dass Störche wahrscheinlich noch weiter nach Süden wandern werden. „Die Bestände werden wohl zunehmen“, glaubt Biologin Kraft. Nicht zuletzt auch aufgrund des guten Nahrungsangebots gebe es keinen Grund, dem Storch beispielsweise durch künstliche Nisthilfen sozusagen eine Hilfestellung etwa südlich von Kempten zu geben.
Über das Storchen-Rekordjahr im Unterallgäu freut sich auch Georg Frehner, Vorsitzender der dortigen LBV-Kreisgruppe. Von den heuer 52 Brutpaaren im Unterallgäu haben bisher nur fünf keine Jungen bekommen oder die Brut aufgeben müssen. Die beiden Storchen-Hotspots im Landkreis Unterallgäu sind weiterhin Pfaffenhausen mit neun und Kirchheim mit 16 Brutpaaren samt Jungen.
Im Zuge des geplanten Projekts „Unterallgäuer Glücksweg“wird es demnächst auch einen 20 Kilometer langen Storchenradweg mit vier Informationsstationen
geben. Das Projekt ist eine über das europäische Leader-Programm finanzierte Gemeinschaftsinitiative von LBV und den Gemeinden Pfaffenhausen, Kirchheim und Tussenhausen.
Dass es für die Störche im Allgäu nicht immer so gut aussah, zeigt ein Blick auf die Statistik. In ganz Bayern gab es 1980 noch 104 WeißstorchBrutpaare, bis zum Ende der 1980erJahre ging deren Zahl auf 58 zurück. Es wurde befürchtet, dass die Vogelart im Freistaat ganz aussterben könnte. Deshalb wurde 1984 das Weißstorch-Schutzprogramm gestartet. Mit Erfolg: Bereits 2017 gab es wieder knapp 500 Brutpaare in Bayern. Meister Adebar steht deshalb auch nicht mehr auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Laut LBV war der stärkste Anstieg in Mittelfranken und in Schwaben zu verzeichnen. Profitiert haben die Störche, die nicht in Winterquartiere ziehen, von den vergleichsweise milden Wintern der vergangenen Jahre. Die Zahl der Störche, die hier überwintern, hat in den vergangenen Jahren permanent zugenommen. Doch noch immer verbringen die meisten Störche aus Mitteleuropa den Winter in Afrika. Die Zahl der sogenannten Westzieher, die über die iberische Halbinsel und die Meerenge bei Gibraltar nach Afrika ziehen, hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Vögel aus östlicheren Regionen Bayerns nehmen eine Route über den Balkan und den Bosporus bis nach Ostafrika.