Lindauer Zeitung

Seit Jahren gibt es Zuwachs bei den Störchen

52 Brutpaare im Unterallgä­u – Spezieller Themenradw­eg mit sechs Infostatio­nen geplant

- Von Michael Munkler

- Meist sind es Hiobsbotsc­haften, wenn der Landesbund für Vogelschut­z (LBV) oder beispielsw­eise der Bund Naturschut­z über Flora und Fauna im Freistaat berichten. Vom Artensterb­en ist dann oft die Rede, von der Roten Liste der gefährdete­n Arten, die immer länger wird.

Doch es gibt sie auch: die – zugegebene­rmaßen seltenen – positiven Nachrichte­n. Zum Beispiel über die Entwicklun­g der Storchen-Population in Bayern, in Schwaben und im Allgäu. Der Trend sei eindeutig, sagt Biologin Brigitte Kraft vom (LBV), der in Memmingen seine schwäbisch­e Geschäftss­telle hat.

Meister Adebar, wie der Storch in Märchen und Fabeln auch genannt wird, macht sich zunehmend auch im Allgäu breit – vorzugswei­se natürlich im nördlichen Teil der Region. Denn dort ist es aufgrund der Höhenlage zwischen etwa 500 und 650 Metern wesentlich milder als am Alpenrand des südlichen Ober- und Ostallgäus.

Die allgemeine Klimaerwär­mung und trockene Sommer mit ausreichen­d Niederschl­ägen vor allem im südlichen Allgäu führen dazu, dass Störche wahrschein­lich noch weiter nach Süden wandern werden. „Die Bestände werden wohl zunehmen“, glaubt Biologin Kraft. Nicht zuletzt auch aufgrund des guten Nahrungsan­gebots gebe es keinen Grund, dem Storch beispielsw­eise durch künstliche Nisthilfen sozusagen eine Hilfestell­ung etwa südlich von Kempten zu geben.

Über das Storchen-Rekordjahr im Unterallgä­u freut sich auch Georg Frehner, Vorsitzend­er der dortigen LBV-Kreisgrupp­e. Von den heuer 52 Brutpaaren im Unterallgä­u haben bisher nur fünf keine Jungen bekommen oder die Brut aufgeben müssen. Die beiden Storchen-Hotspots im Landkreis Unterallgä­u sind weiterhin Pfaffenhau­sen mit neun und Kirchheim mit 16 Brutpaaren samt Jungen.

Im Zuge des geplanten Projekts „Unterallgä­uer Glücksweg“wird es demnächst auch einen 20 Kilometer langen Storchenra­dweg mit vier Informatio­nsstatione­n

geben. Das Projekt ist eine über das europäisch­e Leader-Programm finanziert­e Gemeinscha­ftsinitiat­ive von LBV und den Gemeinden Pfaffenhau­sen, Kirchheim und Tussenhaus­en.

Dass es für die Störche im Allgäu nicht immer so gut aussah, zeigt ein Blick auf die Statistik. In ganz Bayern gab es 1980 noch 104 Weißstorch­Brutpaare, bis zum Ende der 1980erJahr­e ging deren Zahl auf 58 zurück. Es wurde befürchtet, dass die Vogelart im Freistaat ganz aussterben könnte. Deshalb wurde 1984 das Weißstorch-Schutzprog­ramm gestartet. Mit Erfolg: Bereits 2017 gab es wieder knapp 500 Brutpaare in Bayern. Meister Adebar steht deshalb auch nicht mehr auf der Roten Liste der gefährdete­n Arten.

Laut LBV war der stärkste Anstieg in Mittelfran­ken und in Schwaben zu verzeichne­n. Profitiert haben die Störche, die nicht in Winterquar­tiere ziehen, von den vergleichs­weise milden Wintern der vergangene­n Jahre. Die Zahl der Störche, die hier überwinter­n, hat in den vergangene­n Jahren permanent zugenommen. Doch noch immer verbringen die meisten Störche aus Mitteleuro­pa den Winter in Afrika. Die Zahl der sogenannte­n Westzieher, die über die iberische Halbinsel und die Meerenge bei Gibraltar nach Afrika ziehen, hat in den vergangene­n Jahren zugenommen. Vögel aus östlichere­n Regionen Bayerns nehmen eine Route über den Balkan und den Bosporus bis nach Ostafrika.

 ?? FOTO: BORIS ROESSLER/DPA ?? Störche im Allgäu gehören zu denjenigen Tieren, die vom Klimawande­l profitiere­n. Aber nur dann, wenn das Nahrungsan­gebot groß genug ist.
FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Störche im Allgäu gehören zu denjenigen Tieren, die vom Klimawande­l profitiere­n. Aber nur dann, wenn das Nahrungsan­gebot groß genug ist.

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