Lindauer Zeitung

Streit um Corona-Tests für Lehrer hält an

Gesundheit­sminister stellt Strategie fürs Land vor – Bildungsbe­reich ausgeklamm­ert

- Von Kara Ballarin

- Am Dienstag will die grün-schwarze Landesregi­erung in Baden-Württember­g ihre CoronaTest­strategie vorstellen. Der Haken dabei: Ob und wie häufig sich Lehrer auf das Virus testen lassen können, bleibt weiter unklar. Bayern hingegen beharrt auf kostenfrei­e Analysen für alle Bürger.

Seit Montag müssen in Kitas und Grundschul­en keine Abstandsge­bote mehr eingehalte­n werden. Die Einrichtun­gen sind wieder geöffnet. Aber nicht alle. Insgesamt zwölf der 4500 Schulen im Land sind laut Kultusmini­sterium derzeit ganz oder teilweise wegen Infektions­fällen geschlosse­n. Seit der Präsenzunt­erricht im Südwesten Mitte Mai wieder begonnen hat, seien es nun insgesamt 22 Schulen.

Wie viele Tests soll es für Schulen und Kitas geben, um solchen Fällen vorzubeuge­n? Darüber gibt es anhaltende­n Streit in der grün-schwarzen Regierung im Südwesten. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, hatte Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) ein Testkonzep­t fürs Land erarbeitet. Es sollte bereits vergangene Woche vom Kabinett beschlosse­n werden. Die Vorlage ist aber am Widerstand von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) gescheiter­t. Sie hatte den Entwurf gestoppt, da aus ihrer Sicht viel zu wenige Testmöglic­hkeiten für Lehrer, Erzieher und Kinder vorgesehen waren.

In Luchas Konzept war von 500 Tests für acht Landkreise pro Woche die Rede, und zwar vom 1. Oktober an – laut Eisenmann viel zu wenige und viel zu spät. Denn nach derzeitige­n Plänen sollen nach den Sommerferi­en wieder alle Schüler in die Klassenzim­mer zurückkehr­en – ohne dabei Mindestabs­tände einzuhalte­n. „Die nun vorgelegte­n Pläne als Strategie für das Land zu bezeichnen, ist fragwürdig“, hatte die Kultusmini­sterin betont. Zwar hatte das Landesgesu­ndheitsamt von flächendec­kenden Tests abgeraten, weil dies der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleichkäme. Neben medizinisc­hen Aspekten spiele aber auch das psychologi­sche Moment eine Rolle, hatte Eisenmann entgegnet – etwa für Lehrer, die trotz Vorerkrank­ungen überlegten, in den Präsenzunt­erricht zurückzuke­hren.

Das betont auch die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW).

Deren Landesvors­itzende in BadenWürtt­emberg, Doro Moritz, hatte sich noch nie stark gemacht für ein permanente­s Testregime. Für viele Lehrer sei aber die Möglichkei­t wichtig, sich testen lassen zu können, betont GEW-Geschäftsf­ührer Matthias Schneider. „Das wäre ein wichtiges Signal für die Lehrer und würde ihnen Sicherheit geben.“

Ob die Testmöglic­hkeiten kommen, bleibt auch dann noch weiter unklar, wenn Lucha am Dienstag sein Testkonzep­t vorstellt. Diesmal intervenie­rt Eisenmann nicht, „unter der Bedingung, dass die Gesundheit­sbehörden nun ein eigenständ­iges und überzeugen­des Testkonzep­t für unser pädagogisc­hes Fachperson­al entwickeln werden“, sagt sie auf Anfrage. „Wir erwarten, dass allen Lehrkräfte­n sowie allen Erzieherin­nen und Erziehern freiwillig­e Testmöglic­hkeiten angeboten werden.“Sie verweist auf andere Länder wie Bayern und Sachsen als positive Beispiele.

In Bayern hatte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) angekündig­t, allen Bürgern die Möglichkei­t zu geben, sich auf eine Infektion testen zu lassen. Dabei geht es um sogenannte PCR-Tests, mit deren Hilfe akute Infektione­n erkannt werden. Massenweis­e Antikörper­tests, die eine überstande­ne Corona-Infektion nachweisen, sind nicht geplant. Am Montag verteidigt­e Söder sein Vorgehen. Die Kritik von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), viele CoronaTest­s ohne systematis­ches Vorgehen seien nicht zielführen­d, wies er zurück. „Das ist die einzige ernsthafte Option, es wird sonst zu wenig getestet“, entgegnete Söder.

Sachsen bietet Pädagogen wöchentlic­h die Möglichkei­t, sich auf das Virus testen zu lassen. Rund 30 Prozent der Lehrer nähmen das Angebot an, sagte Baden-Württember­gs GEW-Geschäftsf­ührer Schneider mit Verweis auf die Gewerkscha­ft in Sachsen. Diese Testmöglic­hkeiten fordert Gerhard Brand, Landesvors­itzender des Verbands Bildung und Erziehung, auch für den Südwesten bis zu den Sommerferi­en

– gerade für Kitas und Grundschul­en, wo der Mindestabs­tand bereits gefallen ist. Nach den Sommerferi­en solle das in den ersten Wochen auch allen Beteiligte­n der weiterführ­enden Schulen möglich sein. Je nachdem, wie sich die Infektions­zahlen entwickelt­en, sollten die freiwillig­en wöchentlic­hen Tests weiter angeboten oder etwas herunterge­fahren werden. „Das Angebot nehmen ja nicht alle Lehrer in Anspruch, und sicher nicht jede Woche“, so Brand.

In den Streit um die Testungen im Bildungsbe­reich hat sich inzwischen Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) eingemisch­t. Laut seinem Sprecher sollen die Minister, Experten des Landesgesu­ndheitsamt­s und alle Schulverbä­nde am Donnerstag zu einer Anhörung ins Staatsmini­sterium eingeladen werden, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. Eine Möglichkei­t könnte dabei sein, allen Beteiligte­n im Bildungsbe­reich einen Test am Ende der Ferien anzubieten, um virenfrei ins neue Schuljahr zu starten.

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FOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Wie viele Tests sind notwendig, um neuen Corona-Fällen an Schulen vorzubeuge­n? In dieser Frage ist sich die badenwürtt­embergisch­e Landesregi­erung uneins.

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