Italiener streiten um die Corona-Gefahr durch Tourismus
Ein Teil der Experten gibt Entwarnung – Staatliche Wissenschaftler warnen vor neuen Seuchenzuständen
- Zehn italienische Mediziner und Wissenschaftler schreiben in einem in diesen Tagen veröffentlichten Manifest : „Die Touristen können kommen, Italien ist in Sachen Coronavirus nicht mehr gefährlich.“Sie haben damit eine höchst kontroverse Debatte ausgelöst.
Unter den Experten sind der prominente Mediziner Alberto Zangrillo vom Mailänder Forschungskrankenhaus San Raffaele, der Anästhesist Luca Lorini aus Bergamo, der Mailänder Mikrobiologe Massimo Clementi und viele andere Personen, die sich seit Februar mit dem Coronavirus beschäftigen.
Die Tageszeitung „il Giornale“veröffentlichte das Manifest dieser Experten und sorgt damit für heftige Diskussionen. Die Fachleute verweisen darauf, dass die Zahl der Neuerkrankungen, die Zahl der stationär behandelten Patienten und die Zahl der Todesfälle drastisch abgenommen habe. Sie sind davon überzeugt, dass das Virus in seiner Stärke nachgelassen habe, um sich seinem Wirt anzupassen. Wenn dieser sterbe, so die Autoren des Manifests, könne sich das Virus nicht vervielfältigen. Das Virus, so ihr Fazit, das derzeit in Italien zirkuliere, sei relativ harmlos geworden.
Ein Fazit, dem von vielen anderen Experten entschieden widersprochen wird. Auch von den Virologen und Epidemiologen des staatlichen Zivilschutzes und des Gesundheitsministeriums. Silvio Brusaferro, Giovanni Rezza und andere Fachleute des medizinischen Beraterteams der Regierung warnen vor vorschnellen Schlüssen. Seit Tagen erscheinen in Italiens Medien Interviews mit diesen Fachleuten, die darauf hinweisen, dass das Virus jederzeit wieder gefährlich werden könne. Wie zum Beispiel seit einigen Tagen im süditalienischen Mondragone, wo in einigen Mehrfamilienhäusern Dutzende von landwirtschaftlichen Leiharbeitern erkrankt sind.
Befürchtet wird, dass mit Touristen aus dem Ausland die Zahl der Neuinfektionen wieder ansteigen könnte. Die Covid-19-Pandemie schlug in Italien besonders dramatisch zu, mit fast 34 700 Toten. Erst seit wenigen Tagen dürfen EU-Bürger wieder nach Italien reisen, um dort Ferien zu machen.