Lindau führt 2021 die Echt-Bodensee-Card ein
Stadtrat beschließt die Einführung bei einer Gegenstimme – Finanzausschuss klärt den neuen Kurbeitrag
- Urlauber dürfen ab 2021 auch von Lindau aus kostenfrei Bus und Bahn fahren. Denn ab 1. April 2021 führt die Stadt die Echt-BodenseeCard (EBC) ein. Wie viel der Kurbeitrag dann steigt, das ist noch offen.
Mit nur einer Gegenstimme hat der Stadtrat in der jüngsten Sitzung grundsätzlich die Einführung der EBC in Lindau beschlossen. Damit gaben die Räte der Verwaltung den Auftrag, einen entsprechenden Vertrag mit der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) abzuschließen und mit dem Finanzausschuss den künftigen Kurbeitrag zu beraten. Letztlich muss der Stadtrat den Ergebnissen dann nochmals zustimmen.
Doch bereits jetzt sind die Räte überzeugt, dass die EBC Lindau als Urlaubsort nur Vorteile bringt. Die Verantwortlichen erhoffen sich vor allem weniger Verkehr, weil alle Urlauber mit der EBC im Gebiet des Verkehrsverbundes Bodo kostenlos Bus und Bahn fahren dürfen. Für LindauUrlauber galt das mit der Kurkarte bisher nur im Stadtbus. DBT-Geschäftsführerin Ute Stegmann berichtete von positiven Erfahrungen anderer Orte: Urlauber lassen das Auto stehen, wenn Bus und Bahn nichts kosten.
Mehrere Stadträte bemängelten allerdings, dass dies bisher nicht für Vorarlberg und die Schweiz gilt, auch
Konstanz gehört nicht zum Bodo-Gebiet. Doch Stegmann sage zu, dass sie weiter in diese Richtungen verhandeln werde, zumal ihre Verhandlungsposition sicher besser werde, wenn Lindau als Stadt mit den meisten Übernachtungen am deutschen Bodensee bei der EBC mitmache. Bisher bieten neben Wasserburg und Nonnenhorn acht weitere Orte die EBC an, die im Jahr etwa 1,5 Millionen Übernachtungen vermelden. Lindau bringt allein mehr als 800 000 Übernachtungen hinzu. Erfreut nahmen die Räte zur Kenntnis, dass die DBT derzeit auch mit Überlingen verhandelt.
Die EBC bringt Urlaubern auch Vergünstigungen bei fast 190 Partnern rund um den See. Anders als bei anderen Urlaubskarten geht es aber nur um kleine Rabatte oder Zusatzgeschenke, während Gäste anderswo erhebliche Rabatte erhalten können. Doch das finanzierten diese Anbieter über jährliche Zahlungen der Hotels und Gastgeber, was am Bodensee zumindest bisher nicht geplant sei, erklärte Ute Stegmann auf Nachfrage.
Klar ist, dass Lindau für die EBC für jede Übernachtung eines Urlaubers 1,10 Euro überweisen muss. 85 Cent bekommt der Bodo, 25 Cent verbleiben für Personal, Werbung und andere Unkosten bei der DBT. Dieser Preis ist bis einschließlich 2024 festgeschrieben. Was das für den Kurbeitrag in Lindau bedeutet, darüber will der Finanzausschuss am 9. Juli beraten und entscheiden. Klar ist, dass Lindau mit Eröffnung der Therme auch im Winterhalbjahr Kurbeiträge verlangen darf. Kämmerer Felix Eisenbach schlägt für die Zeit von April bis Oktober 3 Euro vor (bisher 2 Euro) und für das Winterhalbjahr 2 Euro. Geschäftsreisende sollen wie bisher keinen Kurbeitrag zahlen müssen. Wenn sie aber zum Beispiel kostenlos zur Häfler Messe fahren wollen, dann wäre eben doch ein Kurbeitrag fällig.
Marc Hübler (CSU) bestätigte, dass die anfänglichen Zweifel der Hoteliers weitgehend ausgeräumt seien. Das hänge vor allem damit zusammen, dass die EBC inzwischen nicht mehr als digital lesbare Plastikkarte ausgeben wird, sondern als ein Stück Papier. Langfristig fordert er eine App, denn nur auf dem Smartphone sei ein solches Angebot zeitgemäß. Stegmann hofft, das ab Anfang 2022 anbieten zu können.
Kämmerer Eisenbach erläuterte zudem, dass von den Lindauer Geldern an den Bodo 370 000 Euro beim Lindauer Stadtbus verbleiben, das entspricht dem Betrag, den der Stadtbus derzeit aus dem Kurbeitrag erhält. Auch da werde Lindau keinen Nachteil erleiden, ebenso wenig bei der Stadtkasse.
Als einziger stimmte Günther Brombeiß (FB) gegen die EBC. Für ihn ist der Einbezug der Nachbarn in Vorarlberg und der Schweiz zwingend. Außerdem brauche es auch Angebote für die Gäste, die im Lindauer Hinterland wohnen: „Wer in Bechtersweiler Urlaub macht, hat gar nichts davon.“