Tiefenrausch-Wein taucht wieder auf
Bregenzer Winzer Sepp Möth lässt erstes Weinfass aus dem Bodensee holen
(lz) - Der 45-jährige Bregenzer Winzer Sepp Möth hat am 15. Mai 2019 ein wohl weltweit einmaliges Projekt in Sachen Weinlagerung begonnen: Vor gut einem Jahr wurden zwei Edelstahltanks mit je 1000 Litern Weiß- und Rotwein in einer Tiefe von rund 60 Metern im Bodensee in der Bregenzer Bucht versenkt. Mehr als ein Jahr hatte der Wein Zeit, dort bei einer konstanten Temperatur von vier Grad zu reifen. Jetzt steht fest, wann der Weißwein aus dem See geholt wird und danach verkostet und in Flaschen abgefüllt werden kann.
Am Samstag, 4. Juli, werden sogenannte Trimix-Taucher ( technisches Tauchen mit einem Gemisch aus Sauerstoff, Stickstoff und Helium) das Edelstahlfass an die Leine nehmen und in den Bregenzer Hafen bringen lassen. Robert Steidl, ehemaliger Leiter des Instituts für Weinbau im Kloster Neuburg, ist wissenschaftlicher Leiter des Projekts „Tiefenrausch“. „Ich bin schon neugierig darauf, testen zu dürfen, wie sich der Wein unter den Bedingungen, denen er ein Jahr ausgesetzt war, entwickelt hat“, so Steidl. Er wird bei der Bergung des Weins vor Ort sein.
Bis das Projekt Tiefenrausch realisiert werden konnte, musste Winzer Sepp Möth aber sein ganzes diplomatisches Geschick einsetzen und noch mehr Genehmigungen einholen, denn: Natürlich ist es in Europas größtem Trinkwasserspeicher nicht ohne weiteres möglich, etwas zu versenken.
„Bei den Vorarlberger Behörden mussten wir Überzeugungsarbeit leisten, da wir die Ersten mit so einer exotischen Idee waren. Aber alle waren sehr aufgeschlossen und hilfsbereit“, erinnert sich Möth. Professionelle Taucher, Spezialboote und die richtigen Stahltanks für den Wein mussten gefunden werden sowie ein optimaler Platz im Bodensee, an dem weder Fischer noch die Schifffahrt behindert werden. „Wir haben kurz vor dem geplanten Termin endgültig grünes Licht vom Land Vorarlberg bekommen und durften im Rahmen einer sogenannten „Gebrauchserlaubnis“den Bodensee quasi mit amtlicher Genehmigung als Weinlagerplatz einmalig nutzen“, freut sich der 45-jährige Josef Möth.
Die Weinfässer lagern zwar auf einer Art Stelzengestell, doch Taucher und Wissenschaftler vermuten, dass die beiden Edelstahltanks trotzdem zumindest teilweise im schlammigen Bodenseegrund stecken dürften, was die Bergung vermutlich schwieriger macht.
Der Rotwein soll, wenn alles nach Plan läuft, im Oktober 2020 aus dem Bodensee geborgen werden.