Meteorologe: Heuer kein Hitzesommer
Siebenschläfer-Regel: So wie das Wetter Ende Juni ist, soll es sieben Wochen bleiben
- Immer wieder Schauer und Gewitter, aber auch Sonnenstunden und durchaus angenehme Temperaturen: So wie das Wetter am vergangenen Wochenende war, könnte der gesamte Sommer verlaufen. Nach der alten Siebenschläfer-Regel entscheidet sich eigentlich bereits am 27. Juni, wie das Wetter in den kommenden sieben Wochen sein wird. Weil aber bei der Kalenderreform 1582 zehn Tage gestrichen wurden, müsste eigentlich der 7. Juli der SiebenschläferLostag sein.
Wie dem auch sei: Mit einer statistisch hohen Wahrscheinlichkeit von etwa 60 bis 70 Prozent gebe das Wetter Ende Juni/Anfang Juli Auskunft darüber, wie es in den nächsten sechs bis sieben Wochen sein werde, sagt Chefmeteorologe Joachim Schug von Meteogroup. Diese Regel trifft für den Süden Deutschlands
in höherem Maße zu als für den Norden.
Auch Meteorologe Simon Trippler von der Vorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagt: „Aus der Betrachtung des Wetters im Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli kann sich eine Blaupause für den Sommer entwickeln.“„Kaiserwetter“würde es demnach nur selten geben. Für die Natur sei das wegen der wiederholten Regenfälle allerdings eine gute Nachricht. „Für die Freibadbetreiber natürlich nicht“, sagt Trippler.
Mit dem Tier Siebenschläfer hat der Lostag übrigens ganz und gar nichts zu tun. Vielmehr kommt der Name von sieben schlafenden Jünglingen, die sich im Jahr 251 vor der Christenverfolgung in eine Höhle bei Ephesos (heute Türkei) gerettet haben sollen. Der römische Kaiser Decius ließ sie suchen, und man fand sie schlafend in der Höhle. Decius wollte sie lebendig begraben und ließ die Höhle mit einem großen Stein versperren. Gott soll die Jünglinge in einen mehrere Jahrhunderte dauernden Schlaf versetzt haben, bis sie wieder entdeckt wurden. Die meteorologische Bauernregel zieht Parallelen vom langen Schlaf auf die stabile Wetterlage. Meteorologen sprechen von einer Persistenz (Fortdauer, Kontinuität).
Das Tier Siebenschläfer, das auch im Allgäu vorkommt, ist streng geschützt. Er quartiert sich gerne in Nistkästen, Baumhöhlen oder auch unter Dächern ein.
Zurück zum Wetter: Für Montag erwartete Meteorologe Schug eine Abkühlung und vor allem vormittags hatte es noch geregnet. Dienstag und Mittwoch soll es dann wieder sonniger sein. Der Juli werde eher durchwachsen, auch mit feuchten und kühlen Phasen. Gut für alle, die auf die Schulferien angewiesen sind: „Der August bringt länger anhaltendes schönes, warmes und sonniges Sommerwetter“, sagt Schug. Unterm Strich werde der diesjährige Sommer wohl wärmer als im langjährigen klimatischen Mittel, das sich auf den Durchschnitt der Jahre von 1960 bis 1990 bezieht. Rekordhitze werde es aber nicht geben. Die heißesten Sommer waren 2019, 2018, 2015 und 2003.
Klimatologen und Meteorologen gehen davon aus, dass mit der Erwärmung auch die Zahl der unwetterartigen Gewitter im Sommer zunimmt, die auf eng begrenztem Raum niedergehen. So wie vor fünf Jahren, als bei einem Gewitter über dem Rubihorn bei Oberstdorf mehr als 100 Liter Regen innerhalb einer Stunde fielen. Bäche gingen über die Ufer, Schlamm-Muren zerstörten Wohnhäuser. Wenige Kilometer entfernt kam kaum Regen herunter.
Laut Statistik werden im Allgäu jeden Sommer 25 bis 40 Tage mit Gewittern registriert.