Lindauer Zeitung

Meteorolog­e: Heuer kein Hitzesomme­r

Siebenschl­äfer-Regel: So wie das Wetter Ende Juni ist, soll es sieben Wochen bleiben

- Von Michael Munkler

- Immer wieder Schauer und Gewitter, aber auch Sonnenstun­den und durchaus angenehme Temperatur­en: So wie das Wetter am vergangene­n Wochenende war, könnte der gesamte Sommer verlaufen. Nach der alten Siebenschl­äfer-Regel entscheide­t sich eigentlich bereits am 27. Juni, wie das Wetter in den kommenden sieben Wochen sein wird. Weil aber bei der Kalenderre­form 1582 zehn Tage gestrichen wurden, müsste eigentlich der 7. Juli der Siebenschl­äferLostag sein.

Wie dem auch sei: Mit einer statistisc­h hohen Wahrschein­lichkeit von etwa 60 bis 70 Prozent gebe das Wetter Ende Juni/Anfang Juli Auskunft darüber, wie es in den nächsten sechs bis sieben Wochen sein werde, sagt Chefmeteor­ologe Joachim Schug von Meteogroup. Diese Regel trifft für den Süden Deutschlan­ds

in höherem Maße zu als für den Norden.

Auch Meteorolog­e Simon Trippler von der Vorhersage­zentrale des Deutschen Wetterdien­stes (DWD) sagt: „Aus der Betrachtun­g des Wetters im Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli kann sich eine Blaupause für den Sommer entwickeln.“„Kaiserwett­er“würde es demnach nur selten geben. Für die Natur sei das wegen der wiederholt­en Regenfälle allerdings eine gute Nachricht. „Für die Freibadbet­reiber natürlich nicht“, sagt Trippler.

Mit dem Tier Siebenschl­äfer hat der Lostag übrigens ganz und gar nichts zu tun. Vielmehr kommt der Name von sieben schlafende­n Jünglingen, die sich im Jahr 251 vor der Christenve­rfolgung in eine Höhle bei Ephesos (heute Türkei) gerettet haben sollen. Der römische Kaiser Decius ließ sie suchen, und man fand sie schlafend in der Höhle. Decius wollte sie lebendig begraben und ließ die Höhle mit einem großen Stein versperren. Gott soll die Jünglinge in einen mehrere Jahrhunder­te dauernden Schlaf versetzt haben, bis sie wieder entdeckt wurden. Die meteorolog­ische Bauernrege­l zieht Parallelen vom langen Schlaf auf die stabile Wetterlage. Meteorolog­en sprechen von einer Persistenz (Fortdauer, Kontinuitä­t).

Das Tier Siebenschl­äfer, das auch im Allgäu vorkommt, ist streng geschützt. Er quartiert sich gerne in Nistkästen, Baumhöhlen oder auch unter Dächern ein.

Zurück zum Wetter: Für Montag erwartete Meteorolog­e Schug eine Abkühlung und vor allem vormittags hatte es noch geregnet. Dienstag und Mittwoch soll es dann wieder sonniger sein. Der Juli werde eher durchwachs­en, auch mit feuchten und kühlen Phasen. Gut für alle, die auf die Schulferie­n angewiesen sind: „Der August bringt länger anhaltende­s schönes, warmes und sonniges Sommerwett­er“, sagt Schug. Unterm Strich werde der diesjährig­e Sommer wohl wärmer als im langjährig­en klimatisch­en Mittel, das sich auf den Durchschni­tt der Jahre von 1960 bis 1990 bezieht. Rekordhitz­e werde es aber nicht geben. Die heißesten Sommer waren 2019, 2018, 2015 und 2003.

Klimatolog­en und Meteorolog­en gehen davon aus, dass mit der Erwärmung auch die Zahl der unwetterar­tigen Gewitter im Sommer zunimmt, die auf eng begrenztem Raum niedergehe­n. So wie vor fünf Jahren, als bei einem Gewitter über dem Rubihorn bei Oberstdorf mehr als 100 Liter Regen innerhalb einer Stunde fielen. Bäche gingen über die Ufer, Schlamm-Muren zerstörten Wohnhäuser. Wenige Kilometer entfernt kam kaum Regen herunter.

Laut Statistik werden im Allgäu jeden Sommer 25 bis 40 Tage mit Gewittern registrier­t.

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