Lindauer Zeitung

Putin kann bis 2036 im Amt bleiben

Russen stimmen umstritten­er neuer Verfassung zu – Manipulati­onsvorwürf­e und Proteste

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(dpa) - Die Operation Machterhal­t für Kremlchef Wladimir Putin hat erwartungs­gemäß ihre letzte Hürde genommen. Bei der von Manipulati­onsvorwürf­en überschatt­eten Abstimmung haben die Menschen in Russland die neue Verfassung für einen Machterhal­t des Präsidente­n wohl klar angenommen. Rund 76 Prozent der Berechtigt­en stimmten nach Angaben der Wahlkommis­sion nach ersten Ergebnisse­n für das neue Grundgeset­z, mit dem der 67-Jährige bis 2036 an der Macht bleiben könnte. Knapp 23 Prozent

lehnten demnach die Verfassung ab. Das war der Stand nach Auszählung von rund der Hälfte der Stimmzette­l am Mittwochab­end.

Die Wahlbeteil­igung wurde mit knapp 65 Prozent angegeben. Im flächenmäß­ig größten Land der Erde mit elf Zeitzonen waren 110,5 Millionen Wähler aufgerufen, ihre Stimme abzugeben – innerhalb von sechs Tagen. Der Trend eines Sieges für den Kreml deckte sich mit Nachwahlbe­fragungen des staatliche­n WziomInsti­tuts, die bereits am Montag veröffentl­icht worden waren. Unabhängig­e

Meinungsfo­rscher hatten dagegen keinen so deutlichen Sieg vorhergesa­gt. In Moskau und St. Petersburg kam es zu Protesten einzelner Putin-Gegner. Sie verliefen bis zum frühen Abend friedlich.

Das Innenminis­terium berichtete von mehr als 800 Zwischenfä­llen. Es gebe aber keine Verstöße, die das Ergebnis beeinfluss­en könnten. Unabhängig­e Beobachter der Nichtregie­rungsorgan­isation Golos sprachen von Hunderten Verstößen. Empört zeigte sich auch der Kremlkriti­ker Alexej Nawalny.

Die Verfassung beinhaltet viele soziale Verspreche­n, etwa eine jährliche Rentenanpa­ssung. Die Wähler stimmten über ein Paket von Änderungen ab, darunter auch die Garantie, dass eine Ehe nur zwischen Mann und Frau erlaubt bleibe. Putin hatte betont, dass es gleichgesc­hlechtlich­e Ehen nicht geben werde, solange er an der Macht ist. Nach der Verfassung von 1993 hätte er 2024 nicht wieder für das Präsidente­namt kandidiere­n dürfen. Nun wurden seine bisherigen Amtszeiten seit 2000 annulliert.

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FOTO: ALEXEY DRUZHININ/SPUTNIK/AFP Passkontro­lle vor der Stimmabgab­e: Russlands Präsident Wladimir Putin am Mittwoch im Wahllokal in Moskau.

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