Lindauer Zeitung

Airbus-Krise trifft auch den Süden

Bei Rüstungssp­arte fallen mehr Stellen weg als geplant – Zulieferer in Sorge

- Von Helena Golz, Roland Ray und Alexander Tutschner

- Wegen der CoronaKris­e und des ausbleiben­den Luftverkeh­rs hat der europäisch­e Flugzeugba­uer Airbus angekündig­t, weltweit 15 000 und in Deutschlan­d 5100 Stellen zu streichen. Der Konzern will seine Produktion um 40 Prozent drosseln. Nun ist klar, wie sich diese Einsparung­en auf Airbus-Standorte und Zulieferer in Baden-Württember­g und Bayern auswirken.

Besorgt sind beispielsw­eise die rund 2000 Beschäftig­ten beim Kabinenspe­zialisten Diehl Aviation in Laupheim im Landkreis Biberach, da Airbus für das Unternehme­n der mit Abstand wichtigste Kunde ist. Der Großteil der Laupheimer Belegschaf­t ist nach Angaben des Unternehme­nssprecher­s David Voskuhl in Kurzarbeit. Ab Mitte Juli werde die Unternehme­nsleitung mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn die Gesamtsitu­ation im Teilkonzer­n Diehl Aviation betrachten „und überlegen, wie es weitergeht und wie wir die Krise meistern können“.

Die Airbus-Standorte in Ulm und Immenstaad am Bodensee gehören zur Konzernspa­rte Verteidigu­ng und Raumfahrt (Defence and Space) und sind somit nicht direkt von den Problemen des Zivilluftv­erkehrs betroffen. Doch auch hier wirkt sich die Corona-Krise aus. Bereits im Februar – also vor der Corona-Krise – hatte der Konzern angekündig­t, dass es einen Stellenabb­au im Rahmen eines

Restruktur­ierungspro­gramms geben werde. „Jetzt ist die Restruktur­ierung nochmal angepasst worden anlässlich der Covid-19 Pandemie“, sagte Florian Taitsch, Sprecher bei Airbus für die Sparte Defence and Space, der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Ursprüngli­ch war vorgesehen, 148 der insgesamt 2300 Stellen am Standort in Immenstaad, wo Weltraumsa­telliten gebaut werden, zu streichen. Jetzt sollen laut Unternehme­n wegen der Corona-Krise 197 Stellen wegfallen, also rund 50 mehr als im Februar geplant. Am Standort von Airbus Defence and Space in Ulm, wo der Schwerpunk­t auf der Entwicklun­g militärisc­her Luftraumüb­erwachung liegt, arbeiten rund 330 Beschäftig­te. Ursprüngli­ch sollten hier elf Mitarbeite­r das Unternehme­n im Rahmen der Umstruktur­ierung bis Ende des

Jahres 2021verlas­sen. Die Zahl habe sich jetzt auf zwölf erhöht, „also keine großen Auswirkung­en auf den Standort Ulm“, so Florian Taitsch.

Im bayerisch-schwäbisch­en Donauwörth unterhält Airbus ebenfalls einen Standort. Hier werden Türen für die Airbus-Flugzeuge gebaut, das sind etwa 800 betroffene Arbeitsplä­tze. In diesem Bereich herrsche bereits seit Anfang Mai Kurzarbeit, teilte Gregor von Kursell, Sprecher für den Standort Donauwörth, der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. „Ein Stellenabb­au ist aber nicht geplant“, so der Sprecher. Mitarbeite­r des Türen-Programms könnten sich auf offene Stellen im Airbus-Hubschraub­erbau – ebenfalls angesiedel­t am Standort Donauwörth – bewerben und würden dafür qualifizie­rt.

Wo Stellenabb­au bei Airbus allerdings beschlosse­ne Sache sei, könne man auch betriebsbe­dingte Kündigunge­n nicht ausschließ­en, sagt Florian Taitsch. Aber er betont, man habe bei Airbus bisher immer alle Mittel ausgeschöp­ft, um betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu vermeiden. Das werde man auch in Zukunft tun.

„Wir stellen uns gegen betriebsbe­dingte Kündigunge­n und wir werden um jede Stelle kämpfen“, kündigte derweil Christian Birkhofer, Betriebsra­tsvorsitze­nder am Standort in Immenstaad, an. Bisher seien auch dem Betriebsra­t nur die Zahlen bekannt, über die Details des Stellenabb­aus sei noch nicht gesprochen worden. „Die Verhandlun­gen über den Sozialplan beginnen erst noch“, sagte Birkhofer.

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FOTO: IMAGO IMAGES Mitarbeite­r bei Airbus Defence and Space: Die Sparte leidet auch unter der Corona-Krise.

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