Airbus-Krise trifft auch den Süden
Bei Rüstungssparte fallen mehr Stellen weg als geplant – Zulieferer in Sorge
- Wegen der CoronaKrise und des ausbleibenden Luftverkehrs hat der europäische Flugzeugbauer Airbus angekündigt, weltweit 15 000 und in Deutschland 5100 Stellen zu streichen. Der Konzern will seine Produktion um 40 Prozent drosseln. Nun ist klar, wie sich diese Einsparungen auf Airbus-Standorte und Zulieferer in Baden-Württemberg und Bayern auswirken.
Besorgt sind beispielsweise die rund 2000 Beschäftigten beim Kabinenspezialisten Diehl Aviation in Laupheim im Landkreis Biberach, da Airbus für das Unternehmen der mit Abstand wichtigste Kunde ist. Der Großteil der Laupheimer Belegschaft ist nach Angaben des Unternehmenssprechers David Voskuhl in Kurzarbeit. Ab Mitte Juli werde die Unternehmensleitung mit den Arbeitnehmervertretern die Gesamtsituation im Teilkonzern Diehl Aviation betrachten „und überlegen, wie es weitergeht und wie wir die Krise meistern können“.
Die Airbus-Standorte in Ulm und Immenstaad am Bodensee gehören zur Konzernsparte Verteidigung und Raumfahrt (Defence and Space) und sind somit nicht direkt von den Problemen des Zivilluftverkehrs betroffen. Doch auch hier wirkt sich die Corona-Krise aus. Bereits im Februar – also vor der Corona-Krise – hatte der Konzern angekündigt, dass es einen Stellenabbau im Rahmen eines
Restrukturierungsprogramms geben werde. „Jetzt ist die Restrukturierung nochmal angepasst worden anlässlich der Covid-19 Pandemie“, sagte Florian Taitsch, Sprecher bei Airbus für die Sparte Defence and Space, der „Schwäbischen Zeitung“.
Ursprünglich war vorgesehen, 148 der insgesamt 2300 Stellen am Standort in Immenstaad, wo Weltraumsatelliten gebaut werden, zu streichen. Jetzt sollen laut Unternehmen wegen der Corona-Krise 197 Stellen wegfallen, also rund 50 mehr als im Februar geplant. Am Standort von Airbus Defence and Space in Ulm, wo der Schwerpunkt auf der Entwicklung militärischer Luftraumüberwachung liegt, arbeiten rund 330 Beschäftigte. Ursprünglich sollten hier elf Mitarbeiter das Unternehmen im Rahmen der Umstrukturierung bis Ende des
Jahres 2021verlassen. Die Zahl habe sich jetzt auf zwölf erhöht, „also keine großen Auswirkungen auf den Standort Ulm“, so Florian Taitsch.
Im bayerisch-schwäbischen Donauwörth unterhält Airbus ebenfalls einen Standort. Hier werden Türen für die Airbus-Flugzeuge gebaut, das sind etwa 800 betroffene Arbeitsplätze. In diesem Bereich herrsche bereits seit Anfang Mai Kurzarbeit, teilte Gregor von Kursell, Sprecher für den Standort Donauwörth, der „Schwäbischen Zeitung“mit. „Ein Stellenabbau ist aber nicht geplant“, so der Sprecher. Mitarbeiter des Türen-Programms könnten sich auf offene Stellen im Airbus-Hubschrauberbau – ebenfalls angesiedelt am Standort Donauwörth – bewerben und würden dafür qualifiziert.
Wo Stellenabbau bei Airbus allerdings beschlossene Sache sei, könne man auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen, sagt Florian Taitsch. Aber er betont, man habe bei Airbus bisher immer alle Mittel ausgeschöpft, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Das werde man auch in Zukunft tun.
„Wir stellen uns gegen betriebsbedingte Kündigungen und wir werden um jede Stelle kämpfen“, kündigte derweil Christian Birkhofer, Betriebsratsvorsitzender am Standort in Immenstaad, an. Bisher seien auch dem Betriebsrat nur die Zahlen bekannt, über die Details des Stellenabbaus sei noch nicht gesprochen worden. „Die Verhandlungen über den Sozialplan beginnen erst noch“, sagte Birkhofer.