Nach dem Online-Treffen wollen die Nobels wieder nach Lindau kommen
Veranstalter und Teilnehmer sehen den Ersatz im Internet als erfolgreich an – Online ist aber kein Ersatz für die echten Treffen
(lz) - Das Online-Treffen der Nobelpreisträger war erfolgreich. Doch das Internet sei kein Ersatz für ein echtes Treffen in Lindau. Deshalb freuen sich Veranstalter und Teilnehmer auf das nächste Jahr.
Es sei richtig gewesen, nach der Absage des Lindauer Treffens wegen Corona Nobelpreisträger und junge Spitzenforscher aus aller Welt zu einem Austausch im Internet einzuladen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Veranstalter zum Abschluss am Mittwochnachmittag hervor. Mehr als 2000 Teilnehmer haben demnach während der sogenannten Online Science Days die Diskussionen und Vorträge verfolgt, die insgesamt etwa 40 Stunden andauerten. „Tausende von Nachrichten im Event-Chat und auf Social Media zeugen vom großen Engagement der Teilnehmer, die Kommentare einreichen oder sich in Fragerunden per Video live auf die Bühne zuschalten lassen konnten“, heißt es in der Mitteilung. Und das trotz der Zeitverschiebungen zwischen Australien, Europa und und der amerikanischen Westküste.
Bettina Gräfin Bernadotte, Präsidentin
des Kuratoriums für die Lindauer Nobelpreisträgertagungen, verfolgte das Programm mit großer Begeisterung. Die Inhalte seien wichtig, die Teilnehmerzahlen sehr groß. „Uns kommt es aber weiterhin vor allem auf die Qualität des wissenschaftlichen Austauschs an. Und so wünschen wir uns in Lindau nichts mehr, unabhängig vom diesjährigen Erfolg, als dass die Tagungen 2021 wie geplant stattfinden können.“Sowohl Nobelpreisträger als auch junge Spitzenforscher freuten sich auf das Treffen in einem Jahr in Lindau.
Professor Wolfgang Lubitz, Vizepräsident des Kuratoriums und wissenschaftlicher Leiter des Internettreffens, ist vor allem angesichts der sehr kurzen Vorbereitungszeit „sehr zufrieden“: „Bei den Online Science Days ist die Wissenschaft über verschiedene Generationen, Disziplinen, Kulturen und Kontinente hinweg zusammengerückt.“
Professor Jürgen Kluge, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen freut sich, dass sich heuer Naturwissenschaftler und Ökonomen virtuell getroffen haben. „Erfreulich ist auch, dass wir die Möglichkeit hatten, die Lindau-Alumni einzubeziehen – und dass sie auch nach Jahren so engagiert bei der Sache sind. In diesem Sinne werden wir den Ausbau des Alumni-Netzwerks weiterführen.“
Thematisch umfasste das Programm die drängenden Fragen zur Corona-Pandemie – aus medizinischer, humanitärer und ökonomischer Sicht –, die kommunikative Vermittlung der Klimakrise sowie die Weiterentwicklung der globalen Wissenschaftspraxis. In verschiedenen Formaten konnten Nachwuchswissenschaftler
ihre Arbeit vor großem Publikum präsentieren.
Die hochkarätigen Wissenschaftler nutzen die Veranstaltung für Appelle an Politik, Gesellschaft und an die Wissenschaft selbst. Im Zentrum steht die Forderung nach einer in verschiedener Hinsicht gerechte Bewältigung der Corona-Pandemie. Die Forscher waren sich aber auch weitgehend einig darin, dass die Wissenschaft sich weiter mit der Klimakrise befassen muss, dass zusätzlich aber eine viel bessere Kommunikation der Fachleute mit Politik und Gesellschaft nötig ist.
Die Wissenschaftler wollen sich selbst verpflichten und Forscherkollegen dazu aufrufen, Wissenschaft weltweit nachhaltig und kooperativ zu betreiben. Was das im Einzelnen bedeutet wollen sie in den sogenannten Lindau Guidelines festhalten, deren Entwurf ein weiteres Jahr zur Diskussion unter den Forschern im Internet zur Verfügung steht. Bei der Jubiläumstagung im kommenden Jahr wollen Nobelpreisträger und junge Spitzenforscher diese Richtlinien in Lindau verabschieden und unterschreiben.