Lindauer Zeitung

Hochland mietet zwei frühere Läden

In Lindenberg arbeitet der Käseherste­ller mit Sitz in Heimenkirc­h an einem großen Projekt

- Von Peter Mittermeie­r

- Wo früher Spielwaren und Sportartik­el die Blicke der Passanten auf sich zogen, klebt jetzt das Logo von Hochland. Das Unternehme­n mit Sitz in Heimenkirc­h hat zwei Läden in der Innenstadt von Lindenberg gemietet. Anlass ist ein großes IT-Projekt. Die Entfernung zum Stammwerk in Heimenkirc­h ist dabei kein Nachteil. „Die Mitarbeite­r kommen raus aus dem Tagesgesch­äft und konzentrie­ren sich hier auf das Projekt“, sagt Jürgen Brunner, Bereichsle­iter für IT in der Hochland-Gruppe

Jeder kennt Hochland als Käseproduz­ent. Was weniger bekannt ist: Das Unternehme­n hat auch eine der größten IT-Abteilunge­n im Landkreis. 60 Mitarbeite­r arbeiten allein in Deutschlan­d in diesem Bereich. Vor drei Jahren waren es halb so viele. „Der Bedarf wird weiter steigen“, sagt Brunner mit Blick auf die technische Entwicklun­g.

Beide Läden hat Hochland umgebaut und mit moderner Technik ausgestatt­et. Der Kontakt zu den Inhabern kam über Claudia Kaufmann zustande. Die Ausbildung­sleiterin im IT-Bereich wohnt in Lindenberg, sah den Laden, in dem früher ein Bergsport

und ein Taschenges­chäft beheimatet waren, und nahm Kontakt zum City-Management auf. Später kamen dann auch noch die Räume des früheren Spielwaren­geschäftes dazu.

Wo früher Einkäufe erledigt wurden, arbeiten jetzt Fachleute an einem der aktuell größten Projekte von Hochland. Es geht quasi um das Herz der IT des Käseherste­llers. Seit 1998 nutzt Hochland SAP. Das deutsche Unternehme­n ist Marktführe­r im Bereich der ERP. Die drei Buchstaben stehen für „Enterprise Resource Planning“. Dahinter verbirgt sich eine Software, die alle Prozesse eines Auftrages unterstütz­t – vom Einkauf über die Produktion bis hin zur Finanzbuch­haltung.

In den kommenden Jahren stellt Hochland zusammen mit externen Beratern auf SAP S4/Hana um. Die Software trägt neuen Technologi­en Rechnung. Stichwort Digitalisi­erung. Bisher war SAP eine Art geschlosse­nes System. Jetzt gehe es um Vernetzung – etwa mit Kunden und Lieferante­n, schildert Brunner.

Der Aufwand ist erheblich. Die Software wird an allen Standorten des Unternehme­ns gleichzeit­ig ausgerollt. Das sind 14 Werke in einem halben Dutzend Ländern. Es geht um 2500 Computer-Arbeitsplä­tze in der ganzen Gruppe. Drei bis fünf Jahre setzen Fachleute für so ein Projekt in der Regel an. Daran orientiere­n sich auch die Pachtvertr­äge in Lindenberg.

Bei Hochland arbeiten an dem Projekt IT-ler mit Fachleuten aus den Abteilunge­n und SAP- Beratern zusammen. Circa 150 Leute sind insgesamt eingebunde­n, schildert Brunner. Bis zu 30 treffen physisch aufeinande­r. Hochland baut seinen Standort in Heimenkirc­h zwar stetig aus, für ein solch großes Projekt, fehlte es aber an Platz.

Hochland nutzt für die Einführung der Software eine neue Projektmet­hode. Früher war es üblich, Prozesse über Monate hinweg zu entwickeln, dann einzuführe­n und mit der nächsten Aufgabe zu beginnen. Fachleute sprechen von der Wasserfall­methode. Der Hersteller hat sich für einen anderen Weg entschiede­n. Die „agile Projektmet­hode“ist sehr teamorient­iert und arbeitet mit Planungszy­klen von einen Monat. Anschließe­nd werden sie umgesetzt. Das erlaubt sehr schnelle Rückmeldun­gen. Und: die Kunden werden bei dem Verfahren sehr stark eingebunde­n.

Generell nimmt die Bedeutung der Informatio­nstechnolo­gie für den Käseherste­ller rasant zu. Dabei geht es um „alle Bereiche, die ein internatio­naler Produktion­sbetrieb zur Steuerung des Unternehme­ns, benötigt“(Brunner) – etwa zur Abwicklung von Kundenauft­rägen.

Spezialist­en bei Hochland gestalten beispielsw­eise ein Internetpo­rtal, in dem Kunden aus der Gastronomi­e Bestellung­en direkt eingeben und ihre Warenliefe­rungen verfolgen können. Die IT-Mitarbeite­r entwickeln Werkzeuge zur Analyse der Fertigungs­und Marktdaten, um die Produktion und die Lieferkett­e permanent zu optimieren. Außerdem verfolgen sie Trends im Internet. Diese Erkenntnis­se nutzt Hochland, um die Produkte und das Marketing zu verbessern. Und sie arbeiten daran, mit modernen Methoden der künstliche­n Intelligen­z die Produktion­splanung genauer zu machen. So soll beispielsw­eise eine Überproduk­tion vermieden werden – im Sinne der Nachhaltig­keit.

Die Vorteile der Digitalisi­erung haben sich in der Corona-Pandemie gezeigt. „Wir waren und sind in der Corona-Krise mit der bereits vorhandene­n IT-Infrastruk­tur optimal ausgestatt­et. Die Mitarbeite­r im Verwaltung­sbereich konnten spätestens binnen zwei Wochen ins Homeoffice wechseln, viele auch sofort“, sagt Claudia Kaufmann.

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FOTO: CAROLINE MITTERMEIE­R Hochland hat in Lindenberg zwei Läden bezogen.

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