Hochland mietet zwei frühere Läden
In Lindenberg arbeitet der Käsehersteller mit Sitz in Heimenkirch an einem großen Projekt
- Wo früher Spielwaren und Sportartikel die Blicke der Passanten auf sich zogen, klebt jetzt das Logo von Hochland. Das Unternehmen mit Sitz in Heimenkirch hat zwei Läden in der Innenstadt von Lindenberg gemietet. Anlass ist ein großes IT-Projekt. Die Entfernung zum Stammwerk in Heimenkirch ist dabei kein Nachteil. „Die Mitarbeiter kommen raus aus dem Tagesgeschäft und konzentrieren sich hier auf das Projekt“, sagt Jürgen Brunner, Bereichsleiter für IT in der Hochland-Gruppe
Jeder kennt Hochland als Käseproduzent. Was weniger bekannt ist: Das Unternehmen hat auch eine der größten IT-Abteilungen im Landkreis. 60 Mitarbeiter arbeiten allein in Deutschland in diesem Bereich. Vor drei Jahren waren es halb so viele. „Der Bedarf wird weiter steigen“, sagt Brunner mit Blick auf die technische Entwicklung.
Beide Läden hat Hochland umgebaut und mit moderner Technik ausgestattet. Der Kontakt zu den Inhabern kam über Claudia Kaufmann zustande. Die Ausbildungsleiterin im IT-Bereich wohnt in Lindenberg, sah den Laden, in dem früher ein Bergsport
und ein Taschengeschäft beheimatet waren, und nahm Kontakt zum City-Management auf. Später kamen dann auch noch die Räume des früheren Spielwarengeschäftes dazu.
Wo früher Einkäufe erledigt wurden, arbeiten jetzt Fachleute an einem der aktuell größten Projekte von Hochland. Es geht quasi um das Herz der IT des Käseherstellers. Seit 1998 nutzt Hochland SAP. Das deutsche Unternehmen ist Marktführer im Bereich der ERP. Die drei Buchstaben stehen für „Enterprise Resource Planning“. Dahinter verbirgt sich eine Software, die alle Prozesse eines Auftrages unterstützt – vom Einkauf über die Produktion bis hin zur Finanzbuchhaltung.
In den kommenden Jahren stellt Hochland zusammen mit externen Beratern auf SAP S4/Hana um. Die Software trägt neuen Technologien Rechnung. Stichwort Digitalisierung. Bisher war SAP eine Art geschlossenes System. Jetzt gehe es um Vernetzung – etwa mit Kunden und Lieferanten, schildert Brunner.
Der Aufwand ist erheblich. Die Software wird an allen Standorten des Unternehmens gleichzeitig ausgerollt. Das sind 14 Werke in einem halben Dutzend Ländern. Es geht um 2500 Computer-Arbeitsplätze in der ganzen Gruppe. Drei bis fünf Jahre setzen Fachleute für so ein Projekt in der Regel an. Daran orientieren sich auch die Pachtverträge in Lindenberg.
Bei Hochland arbeiten an dem Projekt IT-ler mit Fachleuten aus den Abteilungen und SAP- Beratern zusammen. Circa 150 Leute sind insgesamt eingebunden, schildert Brunner. Bis zu 30 treffen physisch aufeinander. Hochland baut seinen Standort in Heimenkirch zwar stetig aus, für ein solch großes Projekt, fehlte es aber an Platz.
Hochland nutzt für die Einführung der Software eine neue Projektmethode. Früher war es üblich, Prozesse über Monate hinweg zu entwickeln, dann einzuführen und mit der nächsten Aufgabe zu beginnen. Fachleute sprechen von der Wasserfallmethode. Der Hersteller hat sich für einen anderen Weg entschieden. Die „agile Projektmethode“ist sehr teamorientiert und arbeitet mit Planungszyklen von einen Monat. Anschließend werden sie umgesetzt. Das erlaubt sehr schnelle Rückmeldungen. Und: die Kunden werden bei dem Verfahren sehr stark eingebunden.
Generell nimmt die Bedeutung der Informationstechnologie für den Käsehersteller rasant zu. Dabei geht es um „alle Bereiche, die ein internationaler Produktionsbetrieb zur Steuerung des Unternehmens, benötigt“(Brunner) – etwa zur Abwicklung von Kundenaufträgen.
Spezialisten bei Hochland gestalten beispielsweise ein Internetportal, in dem Kunden aus der Gastronomie Bestellungen direkt eingeben und ihre Warenlieferungen verfolgen können. Die IT-Mitarbeiter entwickeln Werkzeuge zur Analyse der Fertigungsund Marktdaten, um die Produktion und die Lieferkette permanent zu optimieren. Außerdem verfolgen sie Trends im Internet. Diese Erkenntnisse nutzt Hochland, um die Produkte und das Marketing zu verbessern. Und sie arbeiten daran, mit modernen Methoden der künstlichen Intelligenz die Produktionsplanung genauer zu machen. So soll beispielsweise eine Überproduktion vermieden werden – im Sinne der Nachhaltigkeit.
Die Vorteile der Digitalisierung haben sich in der Corona-Pandemie gezeigt. „Wir waren und sind in der Corona-Krise mit der bereits vorhandenen IT-Infrastruktur optimal ausgestattet. Die Mitarbeiter im Verwaltungsbereich konnten spätestens binnen zwei Wochen ins Homeoffice wechseln, viele auch sofort“, sagt Claudia Kaufmann.