Baienfurts Ringer sind enttäuscht über Absage
Ganz kurzfristig hatten sich nordbadische Vereine doch gegen eine Regionalligasaison ausgesprochen
- Die beiden Pläne sind geschrieben und besprochen worden, es sollte im Grunde nur noch darum gehen, welchem Konzept die Ringervereine zustimmen. Doch dann lief alles anders als geplant. Plötzlich stimmten die Vereine aus dem nordbadischen Bereich doch gegen eine Regionalligasaison – und hinterließen enttäuschte Gesichter bei der KG Baienfurt-Ravensburg-Vogt. Denn die Oberschwaben hatten sich hohe Ziele gesetzt.
Der KG-Vorsitzende Markus Bohmeier ist ehrlich: „Mich regt das total auf.“Nicht einmal alleine die Tatsache, dass es in diesem Jahr keine Saison in der Regionalliga geben wird. Sondern vielmehr der kurzfristige Sinneswandel einiger Vereinsvertreter. „Wir sind eine Randsportart, und dann sollen wir jetzt fast zwei Jahre lang nicht im Gespräch sein?“, fragt Bohmeier. „Das ist schon sehr negativ.“
Dabei sah es Anfang Juni eigentlich gut aus für die KG-Ringer. Das Präsidium der ARGE, dem Zusammenschluss der drei baden-württembergischen Ringer-Verbände (Nordbaden, Südbaden, Württemberg), hatte zwei Konzepte erstellt. „Eine Regionalliga-Verbandsrunde wird von allen drei Verbänden einstimmig gewünscht“, heißt es in einem Brief der ARGE an alle Vereine, der auch der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. „Wir, das ARGE-Präsidium, sind der Meinung, dass es wichtig ist, auch oder gerade in diesem Jahr präsent zu sein.“Die Prognosen der Landesregierung machten den Ringern weitere Hoffnung, schließlich sollen ab August Sportveranstaltungen bis zu 500 Personen erlaubt sein. Das erste Konzept sah vor, die Saison in der zweithöchsten deutschen Klasse Anfang Oktober starten zu lassen. Das Ende sollte demnach im Januar sein. Das zweite Konzept sah eine regionale Aufteilung in zwei Gruppen vor. Die beiden besten Mannschaften aus jeder Gruppe sollten das Halbfinale bestreiten – am Ende hätte es einen Meister und damit einen Aufsteiger in die Bundesliga gegeben.
Die Baienfurter hätten klar das zweite Konzept präferiert. „Die ausländischen Ringer wollen über Weihnachten und Neujahr zu Hause sein, eine Saison bis Januar hätte ich nicht gut gefunden“, meint Bohmeier. Die Baienfurter hätten in ihrer
Gruppe gegen den KSV Gottmadingen, den KSV Tennenbronn, AB Aichhalden und den KSV Hofstetten gekämpft – jeweils einmal auswärts und einmal zu Hause. Das hätte für jeden Regionalligisten vier Heimund vier Auswärtskämpfe bedeutet. „Damit hätte jeder Verein gut planen können“, ist sich Bohmeier sicher.
In einer Videositzung sollte
Ende der vergangenen Woche abgestimmt werden, welches Konzept bei den Vereinen mehr Anklang findet. Einen Tag vor der Abstimmung flatterte der ARGE jedoch ein Brief der nordbadischen Vereine KSV Schriesheim, SVG Nieder-Liebersbach
und ASV Ladenburg) ins Haus. Darin stand unter anderem: „Als Vereine haben wir eine große Verantwortung gegenüber unseren Sportlern, Trainern, Mitgliedern, Sponsoren und Zuschauern. [...] Wir wollen die genannten Personen und im Speziellen unsere Sportler und Angehörigen nicht einem zusätzlichen Gesundheitsrisiko aussetzen und lehnen alleine schon deshalb den Ligabetrieb der Regionalliga ab.“Die Vereine wären jedoch bereit gewesen, doch an den Start zu gehen – wenn die ARGE bestimmte Forderungen akzeptieren würde. Unter anderem
KG-Vorstand Markus Bohmeier wollten die Vereine, dass die ARGE garantiert, bei einem CoronaFall eines Ringers nicht die gesamte Mannschaft unter Quarantäne zu stellen. Zudem sollte die ARGE die komplette Haftung für mögliche Regressforderungen im Falle einer Corona-Infektion übernehmen – sowohl bei den Sportlern als auch bei den Zuschauern und anderen Beteiligten. „Das waren utopische Forderungen“, sagt Bohmeier.
So gab es statt der Abstimmung über das Konzept eine Abstimmung über die Teilnahme der Vereine. Das Ergebnis: 6:4 für die Befürworter einer Saisonaussetzung. „Wir akzeptieren die Entscheidung“, meint Bohmeier. Nun müssen die Baienfurter unter anderem überlegen, was sie mit den ausländischen Ringern machen, die für die KG hätten kämpfen sollen. „Ringer wie Timofei Xenidis, der das vierte Jahr für uns gerungen hätte, rechnen natürlich mit einer Saison und den Einnahmen“, sagt Bohmeier. Der Grieche Xenidis ist zwar Profi, bekommt von seinem Verband aber kaum finanzielle Unterstützung. Möglich ist, dass einige Ringer nun zu einem Bundesligisten wechseln – denn da ist eine Saison 2020 noch möglich.
Bei den Baienfurtern dagegen herrscht Frust. „Wir wollten aufsteigen“, sagt der KG-Vorstand. Neben erfahrenen Kämpfern wie Xenidis hätten wieder einige Talente wie Adrian Wolny auf der Matte stehen sollen – unterstützt von Hunderten Zuschauern in der Sporthalle. „Sie wollten sich wieder präsentieren, da tut es weh, dass die Saison abgesagt wurde“, sagt Bohmeier.
„Ringer wie Timofei Xenidis rechnen mit einer Saison und den Einnahmen.“