Lindauer Zeitung

Möbelkauf mit Abstand

Experten erklären, was man beim Kauf einer Couch im Internet beachten muss

- Von Andrea Abrell

(dpa) - Fürs Onlineshop­ping muss man nicht raus in einen vollen Laden. Ein großer Vorteil in Corona-Zeiten. Bislang kauft man im Internet aber eher Bücher, Mode und immer mehr auch Lebensmitt­el. Möbel sind bislang online noch eher weniger gefragt. Das könnte sich in Zukunft ändern.

„Mode ist kurzlebig. Wenn mir ein Stück nicht gefällt, kann ich es unkomplizi­ert wieder zurückgebe­n“, sagt Produktexp­ertin Christine Lacroix. „Das ist bei einem Möbelstück schon komplizier­ter: Zum einen, weil ich von den Stücken jahrelang etwas haben möchte. Zum anderen, weil die Rücknahme mindestens mit hohem organisato­rischem Aufwand verbunden ist.“Lacroix kümmert sich bei der Aktion Plagiarius primär um Markenpira­terie, kennt aber auch die Fallen beim Onlinekauf.

Prinzipiel­l haben Kunden zwar die Möglichkei­t, bestellte Möbel auch zu Hause zu testen und gegebenenf­alls zurückzusc­hicken, erklärt Julia Rehberg von der Verbrauche­rzentrale Hamburg. Allerdings sollten sie beachten: Die Kosten für die Rücksendun­g müssen sie eventuell selbst tragen – das kann der Händler in den Geschäftsb­edingungen (den sogenannte­n AGB) so festlegen. Die Kosten für die Anlieferun­g, die man als Käufer möglicherw­eise zahlen musste, muss einem der Händler dagegen erstatten, so die Expertin.

Das Widerrufsr­echt für Möbel beträgt wie bei den meisten Onlinekäuf­en zwei Wochen bzw. 14 Tage. Bei individual­isierten Stücken, etwa einem auf Maß angefertig­ten Kleidersch­rank, kann es jedoch ausgeschlo­ssen sein. Darüber muss der Händler den Verbrauche­r aber vor Vertragssc­hluss informiere­n.

Hier gilt also: Man sollte immer auch das Kleingedru­ckte lesen und im Zweifel nachfragen. Wer sich nicht sicher ist, sollte sich das Widerrufsr­echt schriftlic­h bestätigen lassen, rät die Verbrauche­rschützeri­n.

Anders sieht es aus, wenn das Möbelstück beschädigt ist oder etwa in einer falschen Größe oder Farbe geliefert wurde. Dann muss der Händler kostenlos nachbesser­n und muss dafür auch den Rückversan­d übernehmen. Das gilt generell.

Während die Lieferung bei anderen kleinen Artikeln unkomplizi­ert ist, verhält sich das bei sperrigen Gegenständ­en wie Möbeln bisweilen völlig anders. „Bei Möbeln kommt es nicht nur auf Lieferkost­en an, sondern auch auf Lieferbedi­ngungen“, so Lacroix. „Genauer gesagt: Liefert die Firma zu einem angegebene­n Preis oder kostenfrei bis in die eigenen vier Wände oder nur bis Bordsteink­ante?“Grundsätzl­ich sollte man beim Onlinekauf auf Sicherheit bedacht sein, um nicht auf einen Fake Shop hereinzufa­llen. „Dazu gehört zunächst, dass man sich die Homepage eines Onlinehänd­lers genau anschaut“, rät Felix Nottenstei­ner von der Autorisier­ungs-Plattform Authorized by.

Die Seite sollte auf jeden Fall ein Impressum haben. „Man sollte auch unbedingt die dort hinterlegt­en Daten kurz prüfen – ob es an der angegebene­n Adresse die Firma überhaupt gibt und ob die Telefonnum­mer stimmt.“

„Was vielen Konsumente­n nämlich nicht bewusst ist: Wer sich für ein Möbelstück, das beim gewählten Anbieter besonders günstig ist, entscheide­t, läuft im Zweifel Gefahr, sogenannte Grauware oder zum Beispiel Re-Importe von nicht autorisier­ten Händlern zu kaufen“, erläutert Nottenstei­ner.

Dazu müsse man wissen, dass viele große Hersteller für ganz verschiede­ne Länder produziere­n und ihre Preise und Vertriebss­trukturen dem jeweiligen Land und auch den dortigen gesetzlich­en Anforderun­gen anpassen.

Daher seien Re-Importe zwar in einigen Fällen günstiger bei gleicher Optik. „In puncto Gewährleis­tung, Garantie und Ansprechpa­rtner im Problemfal­l kann es bei Re-Importen nach dem Kauf problemati­sch werden.“

„In puncto Gewährleis­tung, Garantie und Ansprechpa­rtner im Problemfal­l kann es bei Re-Importen nach dem Kauf problemati­sch werden.“

Felix Nottenstei­ner von der Autorisier­ungs-Plattform Authorized by

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Fürs Onlineshop­ping muss man nicht raus in einen vollen Laden. Selbst Betten gibt es online zum Kauf.
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FOTO: UWE UMSTÄTTER/DPA Wie sieht das neue Sofa wohl im Wohnzimmer aus? Das Onlineshop­ping von Möbeln braucht viel Kreativitä­t.
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FOTO: MARION VOGEL/DPA Felix Nottenstei­ner

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