Allgäuer Brauhaus gibt in Leuterschach Gas
Kemptener Unternehmen will bei Marktoberdorf knapp 16 Millionen Euro in Technik und Logistik investieren
- „Die Brauerei steht vor einer ihrer größten Investitionen in Technik und Logistik, die vorrangig die Lieferfähigkeit der Brauerei absichern soll“, sagt Heinz Christ, Vorstand des Allgäuer Brauhauses mit Sitz in Kempten. Laut Geschäftsbericht sind für den Ausbau am Produktionsstandort MarktoberdorfLeuterschach (Ostallgäu) 15,7 Millionen Euro vorgesehen.
Während die Bierbranche in Deutschland vielerorts über den Absatz stöhnt, freut sich das Allgäuer Brauhaus über seinen Erfolg. Die Marke Allgäuer Büble Bier legte im Vorjahr um elf Prozent zu und macht inzwischen 84 Prozent am Gesamtabsatz der Kemptener Brauerei aus. Der Jahresüberschuss 2019 beträgt 1,24 Millionen Euro.
Vorstand Heinz Christ schlägt der Hauptversammlung vor, diesen Betrag in die Gewinnrücklage einzustellen, um damit Vorsorge für die Folgen der Corona-Pandemie zu treffen. Über die Dividende an die Aktionäre entscheidet die Hauptversammlung am 18. November.
Eigentlich wäre die Hauptversammlung Anfang Juli gewesen, doch die Corona-Beschränkungen machen das Aktionärstreffen derzeit unmöglich. Der Vorstand stellte seine Bilanz nun im Interview unserer Redaktion vor und warf einen Blick auf die Rahmenbedingungen: „Die deutsche Braubranche verlor beim Absatz im Vorjahr erneut 1,9 Prozent. Seit 1993 hat sich der Bierabsatz um zwei Milliarden Liter oder 17,8 Prozent verringert.“In der Corona-Krise wird in Deutschland noch weniger
Bier verkauft. Viele Gaststätten mussten wochenlang schließen. Ferner wurden und werden viele Veranstaltungen abgesagt, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Das drückte auch den Bierverkauf. Laut Statistik war der Absatz im Mai nicht einmal mehr halb so hoch wie in diesem Monat üblich. Die Steuereinnahmen beim Bier lagen bei knapp 21 Millionen Euro und damit etwa 62 Prozent unter der Summe vom Mai 2019, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hervorgeht.
„Die Einschränkungen in der Gastronomie und bei Veranstaltungen werden zu deutlichen Absatz- und Umsatzeinbußen führen“, ist sich Christ sicher. „Viele gesellige Anlässe sind in diesem Jahr leider ins Wasser gefallen. Darunter leiden Veranstalter und Vereine, Wirte und Hoteliers
ganz besonders, und natürlich auch ihre Lieferanten und Partner wie die Brauereien. Doch die Gesundheit geht vor.“
Angesichts dieser massiven Marktumbrüche dürfte 2019 wohl der vorläufige Höhepunkt auch seiner 15 Jahre Vorstandstätigkeit beim Allgäuer Brauhaus sein. Im Vorjahr steigerten die 142 Mitarbeiter einschließlich der fünf Auszubildenden den Bierabsatz deutlich. „Auch das neue naturtrübe ,Altenmünster Landbier’ fand auf Anhieb seine Liebhaber“, sagt Christ.
„Der Trend zu regionalen und lokalen Bieren sowie Bierspezialitäten hält weiter an“, sagt der Vorstand. In diese Reihe stellt er auch das neue „Oberdorfer Helles“, das im Frühjahr im Markt eingeführt wurde. „Helles wächst deutschlandweit, inzwischen ist die Sorte die Nummer zwei im deutschen Biermarkt nach Pils und vor Weißbier.“Die Brauerei investiert trotz der schwierigen Rahmenbedingungen weiter. „Das neue Werkleitkonzept für die Braustätte in Leuterschach wurde vom Aufsichtsrat genehmigt“, sagt Christ. Neben der bestehenden Anlage soll eine zweite Abfülllinie gebaut werden. Zwei Jahre lang werden Technik und Logistik in Leuterschach erweitert. Bereits in diesen Tagen werden drei Gärtanks mit Schwertransportern angeliefert. Das Allgäuer Brauhaus setzt neben dem Handelsgeschäft auch weiter auf den Ausschank in Gaststätten: „Die gute Gastronomie im Allgäu bietet uns die Möglichkeit, unsere Marken im authentischen Umfeld zu präsentieren“, sagt der Brauhaus-Chef.
Ein Beispiel ist die historische Fasshalle an der Kemptener Königstraße, die im Vorjahr am Stammsitz des Unternehmens eröffnet wurde.