Glückspilz
Wolfgang Clement hat immer viel Glück gehabt im Leben, wie er selbst sagt. Am heutigen Dienstag feiert er seinen 80. Geburtstag. „Ich hab auch beruflich viel Glück gehabt im Leben“, sagt er. 1960 zum Beispiel, da wollte er Journalist werden, obwohl sein Vater gar nicht damit einverstanden war. Er schrieb alle Zeitungen in seiner Heimatstadt Bochum und Umgebung an, doch nur der Lokalchef der „Westfälischen Rundschau“antwortete. Dort fing er an – Zeilenhonorar neun Pfennig –, und etliche Jahre später wurde dieser Lokalchef Günter Hammer Chefredakteur des Blattes und machte Clement zu seinem Vertreter. „Dieser Mann war der erste große Glücksfall meines beruflichen Lebens.“
Der nächste hieß Hans-Jürgen Wischnewski, ein SPD-Urgestein. „Er hat mich auch im Namen Willy Brandts gefragt, ob ich Sprecher der SPD werden wollte.“Das war 1981. Clement machte den Job des SPD-Vorstandssprechers bis fast zum Ende des Bundestagswahlkampfes 1986/87. Dann kehrte er zurück in den Journalismus und zog nach Hamburg, um dort Chefredakteur der „Hamburger Morgenpost“zu werden.
1989 holte ihn der damalige NRW-Ministerpräsident Johannes Rau als Chef der Staatskanzlei nach Düsseldorf. Im Laufe der Jahre wurde er öffentlich zunehmend als Kronprinz des NRWLandesvaters charakterisiert. 1998 wurde Clement schließlich selbst Ministerpräsident. Vier Jahre später kam der Ruf aus Berlin: Bundeskanzler Gerhard Schröder bekniete ihn, als kombinierter „Superminister“für Wirtschaft und Arbeit in das rot-grüne Kabinett einzutreten.
Die Reformagenda 2010, die Clement wesentlich mit umsetzte, gilt heute als seine herausragende politische Leistung. Allerdings begann damit auch seine Entfremdung von der SPD, die 2008 mit seinem Parteiaustritt endete. (dpa)