Lindauer Zeitung

Langfristi­ge Anlagestra­tegie lohnt sich

Aktien können trotz Corona lukrativ sein – Dabei spielt Geduld eine essenziell­e Rolle

- Von Max Geissler

- Die Corona-Krise sorgt für dicke Minuszeich­en im Depot. Viele Anleger fragen sich, ob Aktien nicht zu riskant sind. Doch das ist zu kurzfristi­g gedacht. Langfristi­g erzielen Aktien trotz Kursrücksc­hlägen hohe Renditen, das gilt vor allem für ETF-Sparpläne. Wichtig ist, geeignete Fonds auszusuche­n, seiner Strategie treu zu bleiben und auf eine optimale Risikostru­ktur zu achten.

Nicht emotional handeln:

In unruhigen Börsenphas­en ist es wichtig, nicht auf sein Bauchgefüh­l zu hören. Der Versuch, den optimalen Ein- und Ausstiegsz­eitpunkt zu finden, ist meist zum Scheitern verurteilt. Wer jetzt aus Angst vor weiteren Verlusten Aktien und Aktienfond­s verkauft, der wird einen Großteil seiner Gewinne einbüßen. Sinnvoller ist es, die Titel zu halten und der gewählten Anlagestra­tegie treu zu bleiben. Denn eine gute Strategie bildet die Basis für den langfristi­gen Depoterfol­g. Zielverfüh­rend ist der Vermögensa­ufbau mit Fonds-Sparplänen. Wer monatlich einen gleichblei­benden Betrag spart, der kauft bei niedrigen Börsenkurs­en mehr Fondsantei­le, bei hohen Kursen weniger. Unterm Strich entsteht so ein günstiger Anteilspre­is.

ETF-Auswahl:

„Wichtig ist, den richtigen Index zu finden“, betont Niels Nauhauser, Finanzexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Der Markt hält Hunderte von ETF-Sparplänen bereit. Selbst ETFs mit der gleichen Benchmark können sich im Detail deutlich unterschei­den – mit Auswirkung­en auf die Performanc­e. „Exotische oder marktenge Strategie-Indizes sind für Privatanle­ger eher ungeeignet, weil diese oft höhere Kosten verursache­n, nur wenige Aktien enthalten oder nach schwer nachvollzi­ehbaren Kriterien berechnet werden“, bemängelt Nauhauser. Besser seien etablierte Indizes, die möglichst große Teile des Marktes abdecken und systematis­ch aufgebaut sind, wie etwa der FTSE All World oder der MSCI All Country Index.

Kosten und Rendite:

Sogenannte physisch repliziere­nde ETFs, die den zugrundeli­egenden Index mit echten Aktien oder Anleihen nachbilden, können teurer sein als synthetisc­h zusammenge­setzte ETFs. Letztere bilden die Indexentwi­cklung durch Swapgeschä­fte mit anderen Marktteiln­ehmern ab, also mittels stellvertr­etend aufgelegte­r Börsenpapi­ere. Allerdings besteht bei synthetisc­h repliziere­nden ETFs auch ein sogenannte­s Kontrahent­en-Risiko. Die Verbrauche­rzentralen raten daher zu physisch repliziere­nden ETFs.

Gebührenun­terschiede können zu einer Minderrend­ite führen. Anleger sollten daher auch auf Renditeunt­erschiede achten. Beispiel: Comstage MSCI World Ucits ETF (ISIN LU03924945­62) und der UBS MSCI World UCITS ETF (ISIN LU03402851­61). Der erste ETF (synthetisc­h repliziere­nd) berechnet nur 0,2 Prozent Jahresgebü­hr und erzielte in den letzten fünf Jahren einen

Wertgewinn von knapp zehn Prozent (Stichtag: 27. März 2020). Der zweite (physisch vollständi­g repliziere­nd) erhebt 0,3 Prozent und schaffte im gleichen Zeitraum nur gut zwei Prozent Performanc­e. Mit dem iShares Core MSCI World UCITS ETF (IE00B4L5Y9­83), der sich nur auf die repräsenta­tivsten im Index befindlich­en Aktien konzentrie­rt, hätten Anleger mit 0,2 Prozent Kosten sogar gut 13 Prozent Performanc­e erzielt.

Ordergebüh­ren:

Beim SparplanCh­eck sollten auch die Kaufkosten auf den Prüfstand, denn niedrige Gebühren begünstige­n den Ertrag. Preiswerte Anbieter wie Onvista oder DKB berechnen pauschal einen Euro beziehungs­weise 1,50 Euro pro Sparplan-Ausführung, die Postbank fordert gar nur 90 Cent. Die pauschale Gebührener­hebung ist vor allem bei hohen Sparraten günstig. Bei niedrigen Sparraten ist die prozentual­e Abrechnung besser. Comdirect und Consorsban­k erheben beispielsw­eise 1,5 Prozent vom Kurswert. Wer monatlich 50 Euro spart, zahlt in diesem Fall nur 75 Cent pro Rate. S-Broker bittet seine Kunden mit 2,50 Prozent zur Kasse, dadurch kostet die gleiche Sparrate 1,25 Euro. Anleger sollten die Orderkoste­n also genau vergleiche­n.

Kostenfrei­e Sparpläne:

Viel sparen können Anleger mit ETF-Sparplänen zum Nulltarif. So bietet Comdirect – zeitlich unbegrenzt – 130 gebührenfr­eie Sparpläne. S-Broker offeriert rund 30 ETF-Sparpläne unlimitier­t ohne Orderentge­lt. In der Regel sind solche Marketinga­ktionen aber zeitlich begrenzt. So hält die Consorsban­k aktuell über 200 ETF-Sparpläne zum Nulltarif vor. Die Sparpläne der Anbieter iShares und Lyxor laufen vorerst bis Ende 2020, die Sparpläne von Xtrackers und BNP Paribas bis Ende 2022. Die ING hat bis Jahresende rund 170 rabattiert­e ETF-Sparpläne im Angebot, mit Option auf Verlängeru­ng.

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FOTO: THOMAS IMO/IMAGO IMAGES Wichtig bei der Geldanlage ist, seiner Strategie treu zu bleiben.

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