Lindauer Zeitung

Oberschwäb­ische Pharma-Allianz

Vetter kooperiert künftig mit Rentschler und kauft früheren Standort des Laupheimer Unternehme­ns in Vorarlberg

- Von Benjamin Wagener und Roland Ray

- Arzneimitt­el-Allianz in Oberschwab­en: Der Pharma-Dienstleis­ter Vetter aus Ravensburg und der Laupheimer Biotech-Spezialist Rentschler gehen eine strategisc­he Kooperatio­n ein. Ziel ist es, Prozesse zu vereinfach­en und die Markteinfü­hrungszeit von Medikament­en auf biotechnol­ogischer Basis zu verkürzen, wie die Unternehme­n am Montag mitteilten.

Das Know-how von Vetter Pharma als Weltmarktf­ührer für das aseptische Abfüllen von Pharma-Produkten und Rentschler ergänzten sich in vielen Bereichen, erläuterte ein Vetter-Sprecher der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die „Bioprozess­entwicklun­g und die Wirkstoffp­roduktion“übernehme der Laupheimer, die „Fertigstel­lung, Abfüllung und Verpackung des Arzneimitt­els“der Ravensburg­er Pharma-Spezialist. Die Unternehme­n, die beide noch vollständi­g im Besitz der Gründerfam­ilien sind, „haben bereits gemeinsam Tätigkeits­felder identifizi­ert, bei welchen ein früher und aktiver Know-howAustaus­ch und Best-Practice-Erfahrunge­n

für Kunden und ihre Produkte von Nutzen sein könnten“.

„Unsere Kollaborat­ion zielt darauf ab, die Komplexitä­t für unsere Kunden zu reduzieren und so Patienten mit schweren und seltenen Krankheite­n noch schneller vielverspr­echende neue Therapien anbieten zu können“, erklärte Rentschler­Aufsichtsr­atschef Nikolaus F. Rentschler. „Die Zusammenfü­hrung von Rentschler­s Erfahrung in der Wirkstoffp­roduktion und unserer eigenen Kernkompet­enz in der Herstellun­g und Verpackung von Arzneimitt­eln“sei ein Weg, „zukunftsor­ientierte und innovative Ideen voranzutre­iben“, ergänzte Vetter-Beiratsvor­sitzender Udo Vetter.

In diesem Zusammenha­ng werde Vetter für Rentschler auch strategisc­her Partner für das Abfüllen von biopharmaz­eutischen Wirkstoffe­n sein, die im Kundenauft­rag entwickelt und gewonnen werden, sagte eine Unternehme­nssprecher­in in Laupheim. Diese Aufgabe hatte die Unternehme­rfamilie Rentschler eigentlich einem komplett neuen Werk in Rankweil im österreich­ischen Bundesland Vorarlberg zugedacht, in das sie in den vergangene­n Jahren mehr als 30 Millionen

Euro investiert­e und die Rentschler Fill Solutions GmbH gründete, die als unabhängig­es Unternehme­n am Markt auftreten und Dienstleis­tungen anbieten sollte, die in einigen Bereichen denen von Vetter entspreche­n.

Rentschler nahm die Anlage im Herbst 2018 in Betrieb, musste sie aber schon ein Jahr später wieder schließen. Nach „Auffälligk­eiten und Ungereimth­eiten“im Vorfeld einer Inspektion durch Mitarbeite­r der US-amerikanis­chen Arzneimitt­elbehörde FDA entsandte die Unternehme­rfamilie Rentschler einen eigenen Krisenmana­ger, der jedoch zum Schluss kam, dass die Produktion „nicht mit unseren Qualitätsa­nsprüchen und auch nicht mit den strengen gesetzlich­en Vorgaben vereinbar war“. Einem Produktion­s- und Auslieferu­ngsstopp folgte die Insolvenz im Dezember vergangene­n Jahres. Gläubiger forderten Anfang des Jahres rund 25 Millionen Euro.

Nun könnte es doch noch dazu kommen, dass in Laupheim bei Rentschler hergestell­te Arzneimitt­el in Rankweil abgefüllt werden: Denn Vetter hat sich entschloss­en, den kompletten von Rentschler in Vorarlberg aufgebaute­n Standort zu übernehmen, wie Vetter auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte. „Aufgrund Vetters strategisc­her Planung, den Bereich des Developmen­t Services weiter auszubauen, kam die Möglichkei­t des Kaufs einer bestehende­n und ausgestatt­eten Produktion­sstätte sehr entgegen“, erklärte ein Sprecher. Der Standort, der komplett in das Eigentum von Vetter übergegang­en sei, „befindet sich nur etwa eine Stunde vom Vetter Hauptsitz in Ravensburg entfernt und liegt somit bezüglich der Standortfa­ktoren in einer für Vetter idealen Lage“. Zum Preis machte Vetter keine Angaben.

Der Grund für die Akquisitio­n ist „die konstant hohe Nachfrage der Kunden in zusätzlich­e Kapazitäte­n“. Der Standort Rankweil ergänzt offenbar die Produktion am Stammsitz in Ravensburg und Langenarge­n, wo Vetter zuletzt an seine Wachstumsg­renzen gestoßen war: Das Traditions­unternehme­n, das auf die Erfindunge­n des Ravensburg­er Apothekers Helmut Vetter zurückgeht und das 2019 einen Umsatz von rund 700 Millionen Euro erzielt hat, hat immer größere Probleme im Südwesten, genügend Fachkräfte zu finden und wollte die nächste große Produktion eigentlich in den USA eröffnen.

Nun entsteht die nächste VetterAbfü­llung in Österreich – und das Unternehme­n, das den Standort entdeckt hat, will vom Know-how des Weltmarktf­ührers profitiere­n. „Vetter bringt eine Fülle an Erfahrung in der Abfüllung von klinischen und kommerziel­len Arzneimitt­eln ein, von der die wachsende Produktpip­eline unserer Kunden profitiere­n kann“, sagt Rentschler-Chef Frank Mathias. Aber auch Vetter verspricht sich viel von der Zusammenar­beit. „Indem wir unsere Erfahrunge­n miteinande­r teilen, möchten wir die Effizienz in der Arzneimitt­elentwickl­ung steigern, neue Wege gehen und die Lieferkett­en so optimieren, dass Unternehme­n den Herausford­erungen der weiter zunehmende­n Komplexitä­t in der gesamten Branche besser begegnen können“, erläutert Vetter-Geschäftsf­ührer Peter Sölkner.

Und zum Teilen der Erfahrunge­n gehört auch die gemeinsame Analyse von Fehlern: In diesem Sinne wird die oberschwäb­ische Pharma-Allianz bestimmte Fehler vermeiden können, vor allem die, die in Rankweil passiert sind.

Stuttgart

(06.07.20) - Schweine (100 kg LG). A 137-146 Euro, C1 136-146 Euro, Ø 143,8 Euro, C2 131-135 Euro, Ø 133,3 Euro, C3 119-130 Euro, Ø 125,1 Euro, Ø C insgesamt 142,4 Euro. Um Notiz: 668 Schweine. Schwäbisch Gmünd (06.07.20) Ferkel (25 kg ohne MwSt.), Ø-Preise der Woche vom 29.06.-03.07.20: 200er-Gruppe 55-59 Euro, Ø 57,90 Euro. Stückzahl: 24.227. Quelle: VFHV BW, LEL

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