Lindauer Zeitung

Ausgeprägt­e Schafskält­e

Wetterrück­blick: Der Juni war endlich mal wieder ein schön nasser Monat – Allerdings verteilte sich der Regen sehr ungleichmä­ßig übers Land

- Von Roland Roth

- Das Wetter hält sich an die Volksweish­eiten: Zuerst die punktgenau­en Eisheilige­n im Mai und nun im Juni auch noch eine ausgeprägt­e Schafskält­e wie aus dem meteorolog­ischen Lehrbuch. Obwohl der Regen nicht jedem gelegen kam, für die Natur war er ein Segen.

Das einzig Beständige im vergangene­n Monat war dessen Unbeständi­gkeit. Da sich die Landmassen im Frühjahr schneller erwärmen als das Meer, bildet sich über dem europäisch­en Kontinent im Juni des Öfteren eine Tiefdruckr­inne, die auf breiter

Front kühle Meeresluft vom Nordatlant­ik ansaugt. Dieser Witterungs­regelfall, der mit 75-prozentige­r Wahrschein­lichkeit zumeist in der ersten Monatshälf­te eintritt, wird im Volksmund als Schafskält­e bezeichnet, da besonders die frisch geschorene­n Schafe unter dieser Witterung zu leiden haben. Neben feucht-kühlen Tagen und kalten Nächten, vereinzelt nochmals mit letzten Bodenfröst­en und Reif, bringt diese Zeit ordentlich­e Niederschl­agsmengen, welche auch dringend nötig sind, bevor der Sommer so richtig durchstart­et. Dieses Jahr ohnehin, nach der lang anhaltende­n Trockenhei­t im Frühjahr.

In den ersten drei Juni-Wochen verging kaum ein Tag ohne Regen. Rechtzeiti­g zur Heuernte stellte sich mit Sonnenhoch „Utz“zwischen dem 21. und 25. dann aber vorübergeh­end eine stabile Schönwette­rperiode ein. Danach folgte schwüle Wärme mit einzelnen, teils kräftigen Schauern und Gewittern.

Die Regenwolke­n verteilten ihr Nass allerdings erneut sehr ungleichmä­ßig übers Land. Während an der Donau zwischen Tuttlingen und Ulm, auf der Schwäbisch­en Alb und auf der Baar, in der Göge und im Hegau sowie im westlichen und nördlichen Oberschwab­en mit 80 bis 110 Liter/m2 gebietswei­se noch nicht einmal das langjährig­e Monatssoll erreicht wurde, fielen am östlichen Bodensee, im südöstlich­en Oberschwab­en und im Allgäu verbreitet mehr als 200 Liter/m2. Alfons Ohlinger auf der Bergerhöhe, oberhalb von Wangen, und Karl-Heinz Schweigert in Leutkirch verzeichne­ten 235 Liter/m2 – und Günter Bischoff auf seiner knapp 1000 Meter hoch gelegenen Steinberg-Alpe sogar 251,1 Liter/m2.

Was die beiden anderen wichtigen Wetterpara­meter anbelangt, Temperatur und Sonnensche­indauer, liegt dieser Juni, ganz im Gegensatz zum Vorjahr, im statistisc­hen Durchschni­tt der letzten 30 Jahre. In der Zeit um den Siebenschl­äfertag (27. Juni) herum entscheide­t sich häufig die Witterung der kommenden Wochen. So gesehen erwartet uns dieses Jahr ein richtiger Schaukelso­mmer mit sonnigen und warmen bis richtig heißen Tagen, aber auch immer wieder unterbroch­en von kühleren und feuchten Phasen, mit örtlich heftigen Schauern und Gewittern, lokal durchaus mit Unwetterpo­tenzial.

Einige „Glaskugel-Prognostik­er“und selbst ernannte Wetterprop­heten verheißen uns jedoch einen Jahrhunder­tsommer und extreme Trockenhei­t. Dann warten wir mal ab!

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