Ausgeprägte Schafskälte
Wetterrückblick: Der Juni war endlich mal wieder ein schön nasser Monat – Allerdings verteilte sich der Regen sehr ungleichmäßig übers Land
- Das Wetter hält sich an die Volksweisheiten: Zuerst die punktgenauen Eisheiligen im Mai und nun im Juni auch noch eine ausgeprägte Schafskälte wie aus dem meteorologischen Lehrbuch. Obwohl der Regen nicht jedem gelegen kam, für die Natur war er ein Segen.
Das einzig Beständige im vergangenen Monat war dessen Unbeständigkeit. Da sich die Landmassen im Frühjahr schneller erwärmen als das Meer, bildet sich über dem europäischen Kontinent im Juni des Öfteren eine Tiefdruckrinne, die auf breiter
Front kühle Meeresluft vom Nordatlantik ansaugt. Dieser Witterungsregelfall, der mit 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit zumeist in der ersten Monatshälfte eintritt, wird im Volksmund als Schafskälte bezeichnet, da besonders die frisch geschorenen Schafe unter dieser Witterung zu leiden haben. Neben feucht-kühlen Tagen und kalten Nächten, vereinzelt nochmals mit letzten Bodenfrösten und Reif, bringt diese Zeit ordentliche Niederschlagsmengen, welche auch dringend nötig sind, bevor der Sommer so richtig durchstartet. Dieses Jahr ohnehin, nach der lang anhaltenden Trockenheit im Frühjahr.
In den ersten drei Juni-Wochen verging kaum ein Tag ohne Regen. Rechtzeitig zur Heuernte stellte sich mit Sonnenhoch „Utz“zwischen dem 21. und 25. dann aber vorübergehend eine stabile Schönwetterperiode ein. Danach folgte schwüle Wärme mit einzelnen, teils kräftigen Schauern und Gewittern.
Die Regenwolken verteilten ihr Nass allerdings erneut sehr ungleichmäßig übers Land. Während an der Donau zwischen Tuttlingen und Ulm, auf der Schwäbischen Alb und auf der Baar, in der Göge und im Hegau sowie im westlichen und nördlichen Oberschwaben mit 80 bis 110 Liter/m2 gebietsweise noch nicht einmal das langjährige Monatssoll erreicht wurde, fielen am östlichen Bodensee, im südöstlichen Oberschwaben und im Allgäu verbreitet mehr als 200 Liter/m2. Alfons Ohlinger auf der Bergerhöhe, oberhalb von Wangen, und Karl-Heinz Schweigert in Leutkirch verzeichneten 235 Liter/m2 – und Günter Bischoff auf seiner knapp 1000 Meter hoch gelegenen Steinberg-Alpe sogar 251,1 Liter/m2.
Was die beiden anderen wichtigen Wetterparameter anbelangt, Temperatur und Sonnenscheindauer, liegt dieser Juni, ganz im Gegensatz zum Vorjahr, im statistischen Durchschnitt der letzten 30 Jahre. In der Zeit um den Siebenschläfertag (27. Juni) herum entscheidet sich häufig die Witterung der kommenden Wochen. So gesehen erwartet uns dieses Jahr ein richtiger Schaukelsommer mit sonnigen und warmen bis richtig heißen Tagen, aber auch immer wieder unterbrochen von kühleren und feuchten Phasen, mit örtlich heftigen Schauern und Gewittern, lokal durchaus mit Unwetterpotenzial.
Einige „Glaskugel-Prognostiker“und selbst ernannte Wetterpropheten verheißen uns jedoch einen Jahrhundertsommer und extreme Trockenheit. Dann warten wir mal ab!