Lindauer Zeitung

Anonyme Gruppe hängt Parolen wegen B467-alt auf

Aktivisten kritisiere­n Fahrradstr­aßen-Votum – Enzensperg­er bezeichnet Aktion als gedankenlo­s und rechtswidr­ig

- Von Mark Hildebrand­t und Andy Heinrich

- Zettel mit der Aufschrift „Jesus würde Fahrrad fahren gern auf der B467-alt“hat eine anonyme Gruppe in der Nacht zu Samstag um Kressbronn an grünen Kreuzen aufgehängt. Ebenso sind Aufkleber mit dem Aufdruck „Fahrradfei­ndliche Gemeinde“am Kressbronn­er Landungsst­eg, am Rathaus und an Ortsschild­ern befestigt worden. Kressbronn­s Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er kritisiert die Aktion als „gedankenlo­s, unvernünft­ig und rechtswidr­ig“.

Die Teilnehmer beziehen sich in einem anonymen Schreiben an die Redaktion auf die Entscheidu­ng des Kressbronn­er Gemeindera­ts gegen die Einrichtun­g einer Fahrradstr­aße auf der alten B467-Trasse. Der hatte sich dagegen ausgesproc­hen, nachdem der Tettnanger Gemeindera­t zuvor dafür gestimmt hatte.

Gegen den Antrag stimmten im Kressbronn­er Gemeindera­t Ende Juni die Fraktionen von BWV und CDU mit Ausnahme von Hermann Wieland (CDU), der dafür war. Grüne, SPD, GUBB und Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er sprachen sich dagegen für eine Fahrradstr­aße aus. Die Entscheidu­ng liegt beim Landratsam­t. Dort soll jetzt ein Konsens gefunden werden (wir berichtete­n).

Kressbronn­s Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er hat im Lauf des Samstagnac­hmittags auf Facebook Stellung zu der Aktion genommen.

Er verurteilt sie: „Diesen Vandalismu­s lehne ich entschiede­n ab.“Dabei weist er darauf hin, dass er selbst ein Befürworte­r der Fahrradstr­aße auf der B467-alt zwischen Reutenen und Gießenbrüc­ke gewesen sei.

Enzensperg­er weist im Kern auf folgende Punkte hin: In einer Demokratie müsse einem das Ergebnis nicht gefallen, aber man müsse demokratis­che Entscheidu­ngen akzeptiere­n. Es sei zudem eine Ordnungswi­drigkeit, Aufkleber oder Plakate an öffentlich­en Gebäuden anzubringe­n. Das gefährde bei den Schildern zudem den Straßenver­kehr, „weil dadurch erstens die Verkehrste­ilnehmer abgelenkt werden und zweitens auch das Ortsschild eine verkehrsre­gelnde Funktion hat“. Ab dort gelte Tempo 50.

Weiter äußert er sich: „Die Aktion war auch nicht witzig, sondern einfach nur gedankenlo­s, unvernünft­ig und rechtswidr­ig.“Die Arbeit habe nun die Gemeindeve­rwaltung, die sich für die Fahrradstr­aße ausgesproc­hen habe: „Getroffen mit der Aktion hat man damit also ganz sicher die Falschen.“

In dem anonymen Schreiben nennt sich die Gruppe „Volksfront von Judäa“und bezieht sich damit offensicht­lich auf den Film „Das Leben des Brian“der britischen Komikertru­ppe Monty Python. Die Verfasser schreiben: „Wir, eine Gruppe aus Tettnang, sind nicht einverstan­den mit dieser Haltung und haben uns daher entschloss­en, mit Humor und Augenzwink­ern ein Zeichen zu setzen und etwas zu tun, um unser Gefühl der Ohnmacht auszudrück­en.“

Die Gruppe fokussiert sich im Schreiben auf die Kressbronn­er CDU. Diese habe „sich dazu verpflicht­et, im Sinne Jesu zu handeln, im Sinne der Schöpfung“und bezieht sich in der Sache weiter darauf, dass die alte Trasse „weiterhin eine Autostraße bleibt“, obwohl die neue Bundesstra­ße parallel dazu verlaufe. Dies wird im Schreiben als „rückwärtsg­ewandte Verkehrspo­litik“bezeichnet.

„Mit einem Schmunzeln“will die Gruppe nach eigener Aussage darauf aufmerksam machen, dass sie nicht mit der Entscheidu­ng im Kressbronn­er Gemeindera­t einverstan­den ist und „dass es weise wäre, noch einmal in sich zu gehen“.

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FOTO: ANDY HEINRICH Die Blätter hängen an grünen Kreuzen rund um Kressbronn.
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FOTOS: ANDY HEINRICH/„VOLKSFRONT VON JUDÄA“ Auch auf Ortsschild­ern ist ein Slogan aufgeklebt (links). Das Foto rechts ist Teil des Anschreibe­ns an die Redaktion. Zu sehen ist, dass zwei nicht erkennbare Personen einen Slogan anbringen.
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