Club setzt auf „neuen Spirit“
Für Nürnberg geht es in der Relegation um alles
(dpa) - Vor den zwei wichtigsten Spielen der jüngeren Vereinsgeschichte fiebert einer sogar im fernen Südamerika mit dem 1. FC Nürnberg mit. „Ich bin mir sicher, dass ihr das machen werdet. Auf geht's, Club! Ich drücke die Daumen aus Argentinien“, sagte FCNLegende Javier Pinola in einer Grußbotschaft und strich sich mit den Fingern die Clubfarben Schwarz und Rot ins Gesicht. Der Abwehr-Altmeister spielte zehn Jahren in Franken. Pinola gewann 2007 mit dem FCN den DFB-Pokal und war bei zwei RelegationsErfolgen dabei. In einer derart brenzligen Situation aber sah auch er den Club noch nicht. „Klar spüre ich den Druck, den spüren wir alle“, sagte Interimstrainer und Hoffnungsträger Michael Wiesinger.
Im Kampf gegen den ungebremsten Absturz von der ersten in die dritte Liga hoffen die Nürnberger auf jede erdenkliche Unterstützung, und sei sie auch nur moralisch. In der Relegation gegen den FC Ingolstadt soll gleich im Hinspiel am Dienstag (18.15 Uhr/ZDF) eine andere Mentalität zu sehen sein als in der abgelaufenen Pleite-Saison. „Ich kann feststellen, dass wir einen neuen Spirit entwickelt haben“, sagte Wiesinger. Zudem versprach er, für ein Happy End nach der Katastrophensaison alles zu geben, „die letzte Faser, die ich im Körper zur Verfügung habe“.
Die Bilanz spricht für Ingolstadt. In bisher elf Duellen setzte sich gleich achtmal der Drittligist gegen den Zweitligisten durch. Darauf setzt der FCI, der am letzten DrittligaSpieltag wenige Minuten auf den direkten Aufstieg hoffen konnte, am Schluss aber doch noch von den Würzburger Kickers verdrängt wurde. FCI-Coach Tomas Oral aber glaubt an den Erfolg. „Ich freue mich auf die Schlacht“, sagte er. Der Trainer hofft auf Nervosität und Unsicherheit beim neunmaligen Meister. „Der Drittligist kommt aus einer Siegesserie, hat den Flow, der Teamgeist ist da, und das Wir-Gefühl ist stärker als bei dem Zweitligisten, wo es nur drunter und drüber geht“, sagte Oral.
Wie man mit dem FCI in der Relegation aufsteigt, das zeigte just Wiesinger als Trainer der Schanzer im Jahr 2010. Deshalb warnte er vor den motivierten Gästen aus Oberbayern. „Wir müssen uns emotional anzünden. Wir müssen ,on fire’ sein“, sagte er. Was sonst passiert, das erlebte er selbst als Spieler. 1996 stieg der Mittelfeldakteur mit dem FCN in die Regionalliga ab – es war das einzige Mal, dass der Traditionsclub in die Drittklassigkeit durchgereicht worden war. „Ich kann mich an die Gefühle und viele Dinge erinnern, wie wir damals in der Kabine damit umgegangen sind“, sagt Wiesinger. Noch einmal erleben möchte er es nicht.