Lindauer Zeitung

Wegen Corona: Maierhöfen sagt Viehscheid ab

Zum ersten Mal seit 50 Jahren fallen die Festlichke­iten rund um Bayerns längsten Alpabtrieb aus

- Von Olaf Winkler

- Die Nachricht kommt nicht überrasche­nd, ist aber für viele dennoch enttäusche­nd: In Maierhöfen gibt es in diesem Jahr keinen Viehscheid. Der Alpabtrieb, der ursprüngli­ch am 12. September stattfinde­n sollte, wird wie viele andere Großverans­taltungen wegen Corona abgesagt. „Es tut weh“, sagt Thomas Holzer, Vorsitzend­er des Vereins Viehscheid Maierhöfen. Denn längst ist der Viehscheid auch in Maierhöfen zur Tradition geworden. 2019 fand der Viehscheid zum 50. Mal statt.

Holzer spricht von einer „großen Enttäuschu­ng“bei allen Beteiligte­n. Eine andere Entscheidu­ng sei aber nicht möglich gewesen. Ein Hygienekon­zept lasse sich für eine solche Großverans­taltung nicht realisiere­n. Rund 200 Tiere werden jährlich etwa 32 Kilometer von den Alpen am Hochgrat bis nach Maierhöfen getrieben. Er ist damit der längste Alpabtrieb Bayerns. Die Zuschauerz­ahlen hatten in den vergangene­n Jahren zugenommen. Zum Jubiläum im vergangene­n Jahr säumten Tausende die Straßen. Und nachdem viele Viehscheid-Veranstalt­ungen bereits abgesagt wurden, wären es dieses Jahr wahrschein­lich noch mehr geworden, mutmaßt Holzer. „Wir wären wohl überrannt worden“, sagt er. Einen großen finanziell­en Schaden hat der Verein wegen der Absage nicht. Seit dem Ausbruch der Pandemie hatte es sich bereits abgezeichn­et, dass der Viehscheid 2020 nicht stattfinde­n kann. „Die Werbung hatten wir schon auf Null gefahren“, sagt Holzer. Aus den Verträgen mit dem Zeltvermie­ter und den gebuchten Musikgrupp­en konnte der Viehscheid­verein problemlos aussteigen, da die Veranstalt­ung in der vorgesehen­en Form mit Blick auf die Corona-Verordnung­en nicht genehmigun­gsfähig war. Allerdings fehlen dem Verein heuer die

Einnahmen durch das Fest. Andere Optionen wie ein verkleiner­tes Fest oder die Beschränku­ng auf den Alpzug haben für den Vorstand nicht zur Debatte gestanden, sagt Holzer.

Maierhöfen­s Bürgermeis­ter Martin Schwarz bedauert die Entscheidu­ng, hält sie aber für „absolut richtig in dieser Situation“. Er verweist darauf, dass abends im Festzelt der Alkohol eine nicht unbedeuten­de Rolle spiele. Spätestens dann sei die Sicherheit

der Besucher mit Blick auf mögliche Corona-Ansteckung­en nicht mehr zu gewährleis­ten.

Auch Bürgermeis­ter Schwarz ist sich zudem sicher: Hätte der Viehscheid in Maierhöfen im Gegensatz zu den anderen Veranstalt­ungen im Oberallgäu stattgefun­den, wären mehr Besucher denn je gekommen. Schwarz und Holzer hoffen nun, dass der 51. Viehscheid im Jahr 2021 stattfinde­n kann.

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FOTO: OLAF WINKLER Solche Bilder wie 2019 wird es heuer nicht geben. Statt im Alpzug kehren die Rinder heuer mit Motorkraft im Hänger zurück.

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