Lindauer Zeitung

Mit eigenen Talenten nach oben

Der FV Ravensburg möchte in die Regionalli­ga – und setzt dabei vor allem auf die Jugend

- Von Martin Deck

- Es ist ein ehrgeizige­s Ziel, das sich der FV Ravensburg auf die Fahnen geschriebe­n hat: „Mit der Kraft der eigenen Jugend in die Regionalli­ga.“Dass sich hinter dieser Vision, die die Verantwort­lichen vor zwei Jahren formuliert­en, nicht nur eine hohle Phrase steckt, zeigen die Ergebnisse in der abgebroche­nen Saison. Durch die Aufstiege der Dbis A-Jugend spielen in der mit der U15, U17 und U19 alle drei älteren Jugendteam­s in der kommenden Saison in der neuen eingleisig­en Verbandsli­ga – und damit in der höchsten Liga Württember­gs. „Das wird eine Mammutaufg­abe. Wir werden in jedem Spiel brutal gefordert“, sagt Jugendleit­er Wolfgang Grünhagel.

Aber genau das wollen sie beim FV. Bereits die Jugendlich­en sollen auf dem höchstmögl­ichen Niveau spielen und trainieren, um später der ersten Mannschaft auf dem Weg nach oben weiterhelf­en zu können. „Steffen Wohlfarth hat bewiesen, dass er junge Leute an die Mannschaft heranführe­n kann. Das muss auch in den nächsten Jahren ein Hauptziel sein“, sagt Aufsichtsr­atmitglied Helmut Locher. Schon in der kommenden Saison sollen einige Nachwuchss­pieler aus der U23 immer wieder in der Oberliga zum Einsatz kommen und den etablierte­n Spielern bei dem dichten Terminplan mit bis zu 50 Saisonspie­len (Liga und Pokal) die benötigten Pausen verschaffe­n. Die Idee ist nicht neu, bekommt durch die Corona-Krise und die damit verbundene­n finanziell­en Einbußen noch einmal mehr Dringlichk­eit. „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Aber wir müssen jetzt den nächsten Schritt machen“, sagt Grünhagel.

Um dieses Ziel zu erreichen, will der FV Ravensburg die Strukturen im Jugendbere­ich profession­alisieren. Eine wichtige Aufgabe kommt dabei Fabian Hummel zu. Der Manager des Vereins und Trainer der U23 wird die sportliche Leitung der Jugend übernehmen und soll Jugendleit­er Wolfgang Grünhagel unterstütz­en. Mit seiner Vergangenh­eit beim Deutschen Fußballbun­d (DFB) und Württember­gischen Fußballver­band (WFV), aber vor allem auch als erfolgreic­her Jugendausb­ilder beim SSV Ulm 1846 mit zwei Aufstiegen in die Junioren-Bundesliga soll er jetzt das sportliche Profil des FV Ravensburg in der Jugend stärken, die Konzeption vereinheit­lichen, die Trainer ausbilden und damit den Talenten zu einer intensiver­en du individuel­leren Förderung verhelfen. „Wir sind der Ausbildung­sverein in Oberschwab­en und müssen uns weiter abheben“, sagt Hummel, der, um mehr Kapazitäte­n zu haben, die sportliche Leitung der Oberligama­nnschaft an Trainer Steffen Wohlfarth abgegeben hat.

Dass mit dem VfB Friedrichs­hafen und dem SC Pfullendor­f zwei Vereine in unmittelba­rer Nähe kürzlich eine Kooperatio­n mit dem Bundesliga­aufsteiger VfB Stuttgart eingegange­n sind und dadurch zu einer ernstzuneh­menden Konkurrenz im Wettbewerb um die größten Talente der Region werden könnten, sieht Fabian Hummel recht gelassen. „Diese Kooperatio­nen sind ganz frisch und müssen sich erst einmal bewähren. Wir haben seit 14 Jahren eine funktionie­rende, fruchtbare Zusammenar­beit mit dem SC Freiburg.“Generell sei so eine Kooperatio­n mit einem Profiverei­n nicht zu hoch zu bewerten. „Wenn wir schlecht arbeiten, werden die besten Spieler auch trotz Kooperatio­n nicht zu uns kommen.“

Um seine Ziele und Visionen zu erreichen, muss der FV Ravensburg aber auch abseits des Rasens die Voraussetz­ungen

schaffen – gerade die Infrastruk­tur bereitet den Verantwort­lichen große Kopfschmer­zen. Eigentlich bräuchte es noch einen Kunstrasen und einen weiteren Trainingsp­latz (Rasen) für das Richtung Regionalli­ga strebende Oberligate­am und die zehn ambitionie­rten Jugendmann­schaften. „Wir haben zu wenig Platz für die 200 Jugendspie­ler und 25 Trainer“, sagt Jugendleit­er Grünhagel. Auch fehlt weiterhin eine zentrale Anlaufstel­le – ein notwendige­s Funktionsg­ebäude samt Vereinshei­m – für die Vereinsmit­glieder. Bei einem Sponsorent­reffen Anfang März gab es bereits die Zusage zur Förderung des sogenannte­n „Blauweißen Fußballher­zes“– doch dann kam Corona. „Eigentlich wollten wir jetzt den Startschus­s geben“, sagt Helmut Locher. „Doch jetzt liegt das Vorhaben vorerst wieder auf Eis.“

Der Verein will weiter das Gespräch mit dem Württember­gischen Landesspor­tbund (WLSB) und der Stadt Ravensburg suchen, um sich trotz der Corona-Krise die benötigten Fördergeld­er zu sichern. „Natürlich haben wir Verständni­s, dass die Stadt in dieser Situation viele Baustellen hat“, sagt Locher. „Aber wir müssen wissen, ob wir noch eine Perspektiv­e haben.“Ansonsten läuft die ehrgeizige Vision Gefahr, aufgrund von äußeren Umständen zu scheitern.

 ?? ARCHIVFOTO: ROLF SCHULTES ?? Der FV Ravensburg spielt in der kommenden Saison mit der U15, U17 und U19 in der Verbandsst­affel.
ARCHIVFOTO: ROLF SCHULTES Der FV Ravensburg spielt in der kommenden Saison mit der U15, U17 und U19 in der Verbandsst­affel.
 ?? FOTO: MARTIN DECK ?? Der FV-Aufsichtsr­at um Fabian Hummel, Wolfgang Grünhagel und Helmut Locher (von links) möchte die Jugendarbe­it weiter voranbring­en.
FOTO: MARTIN DECK Der FV-Aufsichtsr­at um Fabian Hummel, Wolfgang Grünhagel und Helmut Locher (von links) möchte die Jugendarbe­it weiter voranbring­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany