Kreis rüstet Schulen digital auf – auch für zweite Corona-Welle
So gibt es jetzt neben den ersten digitalen Klassenzimmern fast 200 Tablets und Notebooks als Leihgeräte vor allem für Schüler
- Nicht nur für Landrat Elmar Stegmann und Mitarbeiter Wolfgang Neff ist es eine gute Nachricht: Alle Landkreisschulen in Lindau und im Westallgäu sind jetzt ans Glasfasernetz angeschlossen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die digitalisierte Schule der Zukunft. Auch in den Schulhäusern hat sich in den vergangenen Monaten viel getan: Da hat der Kreis viel Ausstattung fürs digitale Lernen angeschafft, erproben zwei Schulen sogar interaktive Tafeln fürs Klassenzimmer. Für wichtig hält der Landrat einen Ausbau des digitalen Lernens aber auch aus anderer Sicht – wenn im Herbst unter Umständen eine zweite Corona-Welle wieder Schulschließungen erfordert.
Für Neff – im Landratsamt für die Digitalisierung der Schulen zuständig – ist klar: „Die Schüler sind durch die Pandemie besonders betroffen.“Schon im Jugendhilfeausschuss vor einer Woche hatten sich die Kreisräte Gedanken darüber gemacht, ob und wie das Zuhause-Lernen beispielsweise in bildungsschwachen Familien funktioniert, wenn dort Kinder kein mobiles Endgerät wie ein Tablet oder Notebook benutzen können, weil die Familie keines besitzt oder die Eltern damit arbeiten müssen. Für den Lindauer Landrat ist klar: „Corona ist noch nicht vorbei“, auch wenn die Touristenströme auf der Insel ein anderes Bild zeichnen. Wie Beispiele aus anderen Regionen Deutschlands zeigen, könnte eine mögliche zweite Covid-19-Welle vor allem Gemeinschaftseinrichtungen treffen. Wenn dann im Herbst unter Umständen erneut die Schulen in Bayern geschlossen werden müssen, dann will Stegmann seine Landkreisschulen vorbereitet wissen – unter anderem mithilfe von Leihgeum räten, die dann die Schulen an betroffene Jugendliche ausgeben können, wenn diese sonst keine Möglichkeit haben, von zu Hause aus am Unterricht teilzunehmen. Knapp 200 Tablets und Notebooks hat der Kreis Lindau für diesen Zweck bereits gekauft, eine zweite Bestellung gerade herausgegeben.
Möglich macht diese Investition ein vor wenigen Wochen vom bayerischen Kultusministerium aufgelegtes zusätzliches „Sonderbudget für Leihgeräte“: Gut 200 000 Euro hat der Kreis aus diesem Förderprogramm erhalten, muss für den Kauf von Tablets und ähnlichen Geräten kein eigenes Geld in die Hand nehmen, wie Neff im Bildungsausschuss erklärte. Nach einer Bedarfsabfrage bei den Schulen hat der Landrat dann den Kauf per dringlicher Anordnung freigegeben, über die er die Kreisräte im Ausschuss informierte: „Wir wollen vorbereitet sein“, betonte Stegmann.
Inzwischen gut vorbereitet sieht das Landratsamt aber seine Schulen auch mit Blick auf den verstärkt digitalen Unterricht. So sind bis auf die Antonio-Huber-Förderschule, für die der Kreis in Lindenberg ein neues Schulhaus bauen will, alle Schulen des Landkreises ans Glasfasernetz angeschlossen. Von den knapp 240 000 Euro Kosten muss der Kreis rund ein Viertel selbst zahlen, der Rest sind Fördergelder. Im Rahmen des Landesförderprogramms Digitales Klassenzimmer hat der Kreis 80 Beamer, 130 Dokumentenkameras und 220 Notebooks beschafft, von den dafür erforderlichen 2,2 Millionen Euro muss der Kreis zehn Prozent selbst zahlen. Auf sehr positive Resonanz sind nach Neffs Worten die beiden neuen interaktiven Tafeln in den beiden Projektschulen gestoßen: Die Berufsschule habe bereits
den Kauf weiterer Exemplare gebeten. Und er versicherte auf Nachfrage der Kreisräte, dass die jetzt im Berufsschulzentrum eingerichtete, rund 250 000 Euro teure und über das Förderprogramm „Exzellenzzentren an Berufsschulen“finanzierte High-Tech-Modellfabrik selbstverständlich in den künftigen Neubau
ANZEIGEN mitgenommen werden könne. Am Tag vor der Sitzung des Bildungsausschusses hat das Landratsamt einen weiteren Förderbescheid erhalten: Dabei geht es um knapp eine halbe Million Euro Zuschuss für den Ausbau der WLan-Netze in den Schulen, fürs Aufrüsten der Schulen mit mobilen Zugangspunkten, sogenannten
Access Points, um Netzwerkkabel in einem Gebäudetrakt des BodenseeGymnasiums, drei EDV-Räume in verschiedenen Schulen und pädagogische Arbeitsplätze für den digitalen Unterricht. Auch wenn sich der Landkreis derzeit mächtig ins Zeug legt, um die Zukunftsaufgabe der digitalisierten Schule zu stemmen – nach Aussage des Kämmerers sind dafür bisher drei Millionen Euro investiert worden – warnt der Finanzchef des Kreises vor der Kehrseite: Wenn in vier bis fünf Jahren der Austausch vieler dieser Geräte anstehe, dann müsse der Kreis das nach jetzigem Stand allein finanzieren, gab Erwin Feurle zu bedenken.