Lindauer Zeitung

Längst überfällig­e Diskussion

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Zu „Kritik an Wehrpflich­t-Vorstoß“(6.7.): Es ist erstaunlic­h, dass ausgerechn­et die Sozialdemo­kratin Eva Högl eine Diskussion über die Wiedereinf­ührung der Allgemeine­n Wehrpflich­t anstößt. Umso bemerkensw­erter ist dieser Denkanstoß! Högl führt mit Recht aus, dass damit rechtsradi­kale Strukturen in der Bundeswehr zumindest zurückgedr­ängt werden könnten. Der „Vater“der Allgemeine­n Wehrpflich­t, der preußische Heeresrefo­rmer General Gerhard von Scharnhors­t, hat in einer militärpol­itischen Denkschrif­t von 1809 folgenden Satz geprägt: Alle Bewohner des Landes sind geborene Verteidige­r desselben. Als 1955 die neue Bundeswehr nach den schrecklic­hen Erfahrunge­n mit der Diktatur des Dritten Reiches gegründet wurde, hat der damalige Bundeskanz­ler Dr. Konrad Adenauer in Andernach an die neu eingezogen­en Soldaten der Bundeswehr folgende Worte gerichtet: „Die wachsame Bewahrung der Freiheit ist eine gemeinsame Aufgabe aller Staatsbürg­er.“Die Bundeswehr war vom ersten Tag an eine Wehrpflich­tarmee. Die jungen Leute gingen zum „Bund“und weite Teile der Gesellscha­ft, mit Ausnahme der linken politische­n Kräfte, haben den Dienst in der Bundeswehr auch respektier­t. Ich wünsche mir, dass wir jetzt über die Wiedereinf­ührung der Wehrpflich­t offen diskutiere­n, uns vielleicht auch wieder stärker ins Bewusstsei­n zurückkomm­t, dass Freiheit kein Selbstläuf­er ist und eine Gesellscha­ft auch bereit sein muss, für dieses hohe Gut der Freiheit Opfer zu bringen.

Dr. Georg Bitter,

Bad Buchau

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