Auf Drängen der LZ gibt Kreis Corona-Zahlen heraus
Auffällig viele Menschen aus Opfenbach haben sich infiziert, doch den Hintergrund erklärt die Behörde nicht
- Exklusiv berichtet die Lindauer Zeitung über die bestätigten Corona-Fälle in den Gemeinden des Kreises Lindau. Erst nach einem Gerichtsurteil gibt das Landratsamt die Zahlen heraus – schweigt darüber hinaus aber weiter.
Die Zahlen des Landratsamtes belegen, dass Corona in allen Gemeinden des Landkreises verbreitet war. Bis heute ist nur bekannt, dass im Landkreis Lindau bei 244 Menschen das Coronavirus entdeckt worden ist. Am stärksten betroffen war Lindau selbst mit 68 bestätigten Fällen, was in etwa dem Anteil der Einwohner der Kreisstadt im Landkreis entspricht. Das gilt auch für Wasserburg und Nonnenhorn. Sigmarszell war anteilsmäßig etwas weniger betroffen, Weißensberg sogar außergewöhnlich wenig, während Bodolz etwas stärker und Hergensweiler deutlich stärker betroffen waren.
Sehr stark war gemäß diesen Zahlen die Westallgäuer Gemeinde Opfenbach betroffen, denn von den etwa 2300 Einwohnern waren 37 mit einer bestätigten Corona-Infektion – genauso viele wie im fünfmal so großen Lindenberg. Weitere Nachfragen zu den Gründen für diese ungewöhnliche Fülle von Fällen lässt die Landratsamt wieder nicht zu. Auf die Frage der LZ, ob diese große Zahl mit dem Pflegeheim in Opfenbach, mit einem landwirtschaftlichen Betrieb oder einer großen Firma dort zusammenhängt, oder ob es sich um Vereinsmitglieder handelt, die im März gemeinsam mit dem Bus beim Skifahren in Ischgl waren, gibt es keine Antwort, vielmehr schreibt Ehreiser: „Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen treffen wir hierzu keine Aussage.“
Damit bleibt das Landratsamt Lindau bei seiner Linie, denn die Behörde hat seit Beginn der Corona-Pandemie im März viele Fragen der Lindauer Zeitung nicht beantwortet. Wenn es um Herkunft, Alter oder Geschlecht der infizierten Menschen im Landkreis Lindau ging, haben Landrat Elmar Stegmann und Pressesprecherin Sibylle Ehreiser aus Datenschutzgründen nie Angaben gemacht.
Während viele Landratsämter, wie das in Ravensburg, schon immer die Zahl der Infizierten auch für die einzelnen Gemeinden angegeben haben, waren andere Kreisbehörden da wie die Lindauer sehr restriktiv. Das gilt zum Beispiel für den Landkreis Tirschenreuth, der zu den Regionen in Deutschland gehört, in der es am meisten Corona-Fälle gab. Auch dort verweigerte das Landratsamt die mehrfache Anfrage der örtlichen
Zeitung, der Frankenpost, nach Zahlen der Infizierten in einzelnen Gemeinden.
Daraufhin musste das Verwaltungsgericht Regensburg entscheiden, und die Entscheidung fiel eindeutig aus: Die Kreisbehörde musste der Zeitung die erfragten Daten herausgeben. Die Richter werteten das Informationsinteresse der Öffentlichkeit und die Pressefreiheit weitaus höher als den Datenschutz, zumal auch in kleinen Gemeinden ohne weitere Angaben wie Geschlecht oder Alter kein Infizierter fürchten müsse, dass er aufgrund eines Zeitungsartikels als Betroffener entlarvt werden könnte: „Der begehrten Auskunft steht auch nicht das allgemeine Persönlichkeitsrecht der erkrankten Personen entgegen. Ohne zusätzliche Informationen wie Alter oder Geschlecht lässt die rein statistische Zahl, wie viele Personen in einer einzelnen Gemeinde positiv auf den SARS-CoV-2-Virus getestet wurden, auch bei Gemeinden mit einer geringen Einwohnerzahl keinen Rückschluss auf deren Identität zu“, heißt es in dem Urteil. Auch unter dieser Maßgabe sehen es die Richter allein als Sache der betroffenen Zeitung an zu entscheiden, ob und wie sie berichten will.
Die LZ-Redaktion hat das Lindauer Landratsamt auf dieses Urteil hingewiesen und daraufhin die erwünschten Zahlen erhalten. „Wir erstellen diese Übersicht, da rückblickend die Fälle nicht zugeordnet werden können“, schreibt Pressesprecherin Ehreiser und kündigt aber an, dass die Behörde bei ihrer restriktiven Informationspolitik bleiben wird. Im Fall neuer CoronaInfektionen will das Landratsamt wieder nichts über den Wohnort der Betroffenen sagen.