Peinliche Panne statt fabelhaftem Weltrekord
US-Sprintstar Noah Lyles freut sich zu früh über vermeintliche Bestmarke über 200 Meter
(dpa) - Ein Fabelweltrekord über 200 Meter? Deutlich schneller als Usain Bolt? Den Kommentatoren und Zuschauern im Netz stockte am Donnerstagabend der Atem. 18,91 Sekunden leuchteten zunächst auf, als Noah Lyles bei den „Inspiration Games“der Leichtathleten in Bradenton im USBundesstaat Florida ins Ziel stürmte. In der Ergebnisliste erschien dann sogar eine 18,90. Doch die Superzeit des Weltmeisters aus den USA hatte einen Haken: Lyles rannte gar keine 200 Meter, sondern nur 185 Meter.
„Ihr könnt doch nicht so mit meinen Emotionen spielen“, klagte der 22-Jährige später bei Twitter und bestätigte den Fehler: Man habe ihn beim Start in der Kurve auf eine falsche Bahn gestellt. Mit einem „smh“(„shaking my head“), also einem Kopfschütteln, beendete Lyles seinen Kommentar. Der Startschuss des technisch aufwendigen Meetings mit Wettkämpfern in sechs Ländern gleichzeitig war in Zürich gegeben worden. Bei der Übertragung mit drei Bildern nebeneinander war zu sehen, dass Lyles deutlich vor Christophe Lemaitre (Frankreich) und Churandy Martina (Niederlande) lag, die in Zürich und im niederländischen Papendal starteten.
Die TV-Bilder wurden zwar mit zwei Minuten Zeitverzögerung gesendet, damit sie in Zürich synchronisiert werden konnten, doch in dieser kurzen Zeit konnte der Fehler nicht ausgemacht werden. Zum Sieger wurde später Lemaitre (20,65 Sekunden) erklärt. So hatte die Premiere des neuen Formats mit Fernduellen ihre große Panne – und Lyles ist doch nicht der neue Bolt: Die Bestmarke des Superstars aus Jamaika über 200 Meter steht seit der WM 2009 in Berlin bei 19,19 Sekunden.
Mit den „Inspiration Games“in sechs Ländern gleichzeitig hat sich die Leichtathletik in der Corona-Krise zurückgemeldet. Die selten gelaufenen 150 Meter gewann die zwölffache Weltmeisterin und sechsmalige Olympiasiegerin Allyson Felix aus den USA, die in Kalifornien 16,81 Sekunden rannte. In Bradenton benötigte Shaunae Miller-Uibo, die 400Meter-Olympiasiegerin von den Bahamas, 17,15 Sekunden. Die Schweizerin Mujinga Kambundji lief in Zürich 17,28 Sekunden. „Ziemlich seltsam“, fand Felix ihren Solosprint: „Aber ich liebe diesen Sport.“
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Traditionsmeeting Zürich. Dort fielen auch die Startschüsse, die in die anderen Stadien synchron übertragen wurden. Wettkampforte waren außerdem Lissabon, Papendal/Arnhem in den Niederlanden, Aubière in Frankreich und Karlstad in Schweden. Jeweils drei Spitzenathleten maßen sich in acht Disziplinen. Beim Dreikampf der Stabhochspringer hob Weltmeister Sam Kendricks aus den USA in Bradenton ab und überquerte 5,81 Meter. Der WMDritte Piotr Lisek aus Polen überwand in Karlstad 5,66 Meter.