Lindauer Zeitung

Am digitalen Brett

In der Pandemie wird Schach vor allem online gespielt

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(dpa) - Millionen Partien werden täglich auf den größten SchachServ­ern Chess.com und Lichess gespielt. Die Weltklasse hat auch online einen dichten Turnierkal­ender, angeführt von der Chess Tour des Weltmeiste­rs Magnus Carlsen. Weil die Schach-Olympiade wegen Covid-19 frühestens im Sommer 2021 am Brett stattfinde­n kann, trägt der Weltschach­bund Fide vom 22. Juli an einen Nationenwe­ttbewerb online aus.

Auch Schachunte­rricht ist im Internet gefragter denn je. Trainer wie Niclas Huschenbet­h aus Berlin oder Georgios Souleidis aus Hamburg bedienen eine rasch wachsende Kundschaft auf YouTube und Twitch. Auf dem Streamingd­ienst behaupten sich neuerdings auch Kanäle, die sich dem 1500 Jahre alten Brettspiel verschrieb­en haben. Schach kommt dadurch zu einem neuen, jungen Publikum.

„Online-Schach ist eine Ersatzdrog­e, es hat sich aber auch schon ein bisschen abgenutzt“, sagte der Präsident des Niedersäch­sischen Schachverb­andes, Michael S. Langer. „Einige werden künftig nur noch online spielen, andere wollen sich so schnell wie möglich wieder mit ihren Vereinskam­eraden treffen.“Sorgen bereiten ihm „Vereine, die um ihren Spielabend und ihre Mannschaft­skämpfe organisier­t sind. Wer sich nicht nur aufs Spielen fokussiert, sondern schon bisher auch Trainings organisier­t hat, wird die Krise überstehen.“

Der SC ML Kastellaun und der ESV Rot-Weiß Göttingen haben dank Videotrain­ing und virtuellen Clubräumen zuletzt sogar neue Mitglieder gemeldet. „Schach wird sich in jedem Fall verändern. Corona beschleuni­gt nur Entwicklun­gen, die ohnehin schon laufen“, analysiert Langer. Für eine Bilanz sei es aber viel zu früh. „Im Herbst 2021 wird messbar sein, was Corona angerichte­t hat.“

Die Zukunft des organisier­ten Schachs könnte in einer Kombinatio­n von Brett und online bestehen. Durch weniger Reisen lässt sich nebenbei die Ökobilanz verbessern. Auch die Mitsprache von Spielern und Vereinen kann online leicht verbessert werden, wie der Deutsche Schachbund zuletzt durch öffentlich­e Videokonfe­renzen vorgemacht hat.

Einige Vereine, Verbände und Schulschac­hanbieter arbeiten bereits darauf hin, Brett und Internet zu verbinden, wie Langer beobachtet: „Hybride Formen werden sich eher internatio­nal von oben nach unten durchsetze­n, indem Lösungen vorgezeigt werden.“Dabei spielt er auf das große ungelöste Problem des OnlineScha­chs an: wie sich ohne Schiedsric­hter im Raum Betrug verhindern lässt.

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FOTO: DPA Auch Schachwelt­meister Magnus Carlsen spielt derzeit digital.

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