Silentium!
Manche Zeilen in all den gruseligen, virenverseuchten Agenturmeldungen lassen den stressgeplagten Tageszeitungsschreiberling trotz aller Hektik kurz innehalten. Etwa diese: „Alle 5000 bis 7000 Jahre kommt der Komet Neowise der Erde so nah, dass er mit bloßem Auge zu sehen ist – derzeit ist es wieder soweit. Am 23. Juli (...) beträgt seine Entfernung zur Erde nur noch 103 Millionen Kilometer. Doch Sternengucker müssen nicht warten: Schon jetzt erscheint der Komet morgens gegen 3.00 Uhr am nordnordöstlichen Sternenhimmel.“
„Sternengucker“– allein schon dieses Wort! Wunderschön, wie Weihnachten im Sommer. Da möchte man stante pede ein paar Habseligkeiten einpacken, um des Nachts mucksmäuschenstill ohne viel Brimborium unterm Himmelszelt den Kometenschweif zu erspähen und en passant Luftschlösser zu bauen.
Bevor wir aber ins Schwadronieren geraten, ist nun Schluss mit den Sperenzchen. Aber subito! Nicht, dass der Autor dieser Zeilen in Kalamitäten gerät und ihm nachgesagt wird, er sei ein Luftikus oder Tunichtgut, der sich saumselig dem
Müßiggang hingebe, Maulaffen feilhalte und seine Zeit verplempere. Sei’s drum, den naseweisen Neidhammeln und salbadernden Schreckschrauben kann es eh keiner recht machen. Ihnen sei – mit Verlaub – zugerufen: Silentium! Vielleicht sollten sie alldieweil in die Sterne gucken. Gut zu sehen ist der Komet ja erst wieder in 5000 Jahren.
PS: Jetzt haben wir all die schönen alten Worte wieder einmal ausgepackt. Damit sie fürderhin nicht dem Vergessen anheimfallen. (jos)