Lindauer Zeitung

Weniger Geburten, weniger Hochzeiten, weniger Tote

Statistisc­hes Bundesamt präsentier­t wichtigste demografis­che Daten des vergangene­n Jahres – 2020 dürfte sich die Pandemie auswirken

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(dpa) - Frauen in Deutschlan­d haben im vergangene­n Jahr weniger Babys auf die Welt gebracht als 2018. So lag die Zahl der Neugeboren­en bei rund 778 100, das waren etwa 9400 Kinder weniger als im Vorjahr, wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden jetzt mitteilte. Rechnerisc­h kamen damit 9,4 Babys auf 1000 Einwohner (2018: 9,5). Deutschlan­d lag damit leicht über dem EU-Durchschni­tt von 9,3 Neugeboren­en.

Gleichzeit­ig sank die Zahl der Todesfälle 2019 laut Statistik auf 939 500, das entspricht einem Rückgang von 1,6 Prozent. Ein Grund dafür sei, dass die Zahlen 2018 aufgrund einer starken Grippewell­e erhöht gewesen seien, sagte eine Expertin des Bundesamts. Insgesamt starben im letzten Jahr 161 400 mehr Menschen, als Babys geboren wurden. Neu ist diese Entwicklun­g aber nicht: „Dass es in Deutschlan­d mehr Sterbefäll­e als Geburten gibt, ist ein langfristi­ger demografis­cher Trend, der seit 1972 anhält“, heißt es beim Statistisc­hen Bundesamt. Mit 11,3 Toten je 1000 Einwohnern lag Deutschlan­d über dem vorläufige­n EU-Durchschni­tt von 10,4. Die meisten Sterbefäll­e gab es 2019 in Bulgarien (15,5), die wenigsten in Irland (geschätzte­r Wert: 6,3).

Auch bei den Eheschließ­ungen gingen die Zahlen 2019 zurück. So traten 416 300 Paare vor das Standesamt, das sind 7,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor. 2018 hatte es als Folge der Einführung der „Ehe für Alle“besonders viele Hochzeiten gegeben. 2019 registrier­te man in Deutschlan­d 402 300 Eheschließ­ungen zwischen Männern und Frauen, hinzu kamen 14 000 gleichgesc­hlechtlich­er Paare.

Interessan­t werden die Zahlen für 2020 sein – und die Frage, wie sich die Corona-Pandemie auf die Geburten, Sterbefäll­e und Hochzeiten auswirkt. Laut einer Sonderausw­ertung von vor einigen Wochen lag die Zahl der Todesfälle in Deutschlan­d im Mai etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Im April hatte die Zahl der Gestorbene­n etwa neun Prozent über dem Schnitt der Vorjahre gelegen.

Bei den Geburten und Eheschließ­ungen liegen den Statistike­rn nur vorläufige Zahlen bis März diesen Jahres vor. Somit können noch keine allgemeing­ültigen Aussagen gemacht werden. Nachfrage beim Standesamt in Kassel: „Wir hatten einen starken Einbruch bei den Eheschließ­ungen“, sagt Leiter Frank Müsken – im ersten Halbjahr um immerhin 24 Prozent. Und wie sieht es mit den Geburten aus? Da müsse man den Dezember oder Januar abwarten, erklärt Müsken, der auch Vorsitzend­er des Fachverban­ds der hessischen Standesbea­mten ist: „Das hat es immer wieder gegeben, dass neun bis zehn Monate nach bestimmten Ereignisse­n die Zahl der Geburten steigt.“

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