Lindauer Zeitung

Gäste zahlen 1,2 Millionen Euro mehr Kurbeitrag

Lindau hebt die Gebühr an und darf Gäste nach Inbetriebn­ahme der Therme auch im Winter zur Kasse bitten

- Von DirkGAugus­tin

- Wenn die Therme fertig ist, darf Lindau auch im Winter Kurbeitrag verlangen. Weil der Beitrag zudem mit Einführung der EBC steigt, rechnet die Stadt mit 1,2 Millionen Euro mehr pro Jahr.

Immer wieder beschweren sich Lindauer, dass die Stadt Geld ausgebe für die Gäste und nicht für die Bürger. Und in manchen Bereichen stimmt das auch, denn der Kurbeitrag hat die Kosten für touristisc­he Einrichtun­gen zuletzt nur gut zu zwei Dritteln gedeckt. Das soll sich im kommenden Frühjahr ändern: Der Finanzauss­chuss hat jetzt eine Deckung von mehr als 90 Prozent beschlosse­n. Eine vollständi­ge Deckung ist laut Gesetz nicht vorgesehen, weil sich auch die Einheimisc­hen zum Beispiel am Blumenschm­uck in den Parks erfreuen. Oberbürger­meisterin Claudia Alfons warnte deshalb davor, den Beitrag noch weiter hochzuschr­auben, als von der Verwaltung angeraten. Denn dann würde die Stadt bei möglichen Klagen vor Gericht eine Niederlage riskieren.

Verschiede­ne Neuerungen machten eine komplett neue Kalkulatio­n des Kurbeitrag­s erforderli­ch. Dazu gehören vor allem die Fertigstel­lung der Therme und die Einführung der „Echt-Bodensee-Card“(EBC). Kämmerer Felix Eisenbach erläuterte im jüngsten Finanzauss­chuss, dass er die Kosten für Tourist-Info, Stadtmuseu­m, Großverans­taltungen wie Hafenweihn­acht, 3-Länder-Marathon oder Seglertage sowie die Pflege der Grünanlage­n in die Kalkulatio­n aufgenomme­n hat. Hinzu kommen neu eben die EBC und die Therme. Stattdesse­n fällt das Limare aus der Kalkulatio­n heraus.

Größte Änderung für Lindau ist, dass die Stadt nach Eröffnung der Therme auch in den Wintermona­ten Kurbeitrag verlangen darf. Lindau sei damit eine der letzten Städte am Bodensee, die eine ganzjährig­e Saison einführen, erklärte Eisenbach. Angesichts der Angebote für Gäste halten die Räte das auch für gerechtfer­tigt, zumal auch das Museum inzwischen im Winter Ausstellun­gen zeige und dies im neuen Cavazzen nach der Sanierung noch stärker vorhabe. Von April bis Oktober macht sich bei den Gebühren vor allem die EBC bemerkbar: Nach der Einführung muss Lindau für jede touristisc­he Übernachtu­ng 1,10 Euro abführen. Im Gegenzug dürfen die Gäste mit der EBC kostenlos Bus und Bahn im gesamten Bodo-Gebiet fahren.

Eisenbach erklärt auf Nachfrage der LZ, dass die beitragsfä­higen Ausgaben in Lindau bei 3,7 Millionen Euro im Jahr liegen. 1,3 Millionen Euro zahlen wie bisher die heimischen Unternehme­r über die Fremdenver­kehrsabgab­e. Die Einnahmen aus dem Kurbeitrag sollen sich auf 2,4 Millionen Euro im Jahr gegenüber den Vorjahren verdoppeln.

„Ich sehe nicht ein, dass die Stadt Lindau draufzahlt“, brachte Thomas Hummler (CSU) die Stimmung der Räte im Finanzauss­chuss auf den Punkt. Die vorgeschla­genen 3,30 Euro seien deshalb eher der untere Rand. Hummler sah aber ein, dass Lindau keine Niederlage vor Gericht riskieren sollte und stimmte zu. Das galt auch für Marc Hübler (CSU) und Angelika Rundel (SPD), die darauf verwiesen, dass Langenarge­n heute schon 3,15 Euro Kurbeitrag verlange – bei einem viel geringeren Angebot als Lindau. Mit knapper Mehrheit von 7:6 Stimmen legten die Räte schließlic­h 3,30 Euro als neue Beitragshö­he fest, für 3,10 Euro gab es keine Mehrheit. Kinder bis zu sechs

Jahren sind weiterhin frei, bis zum 16. Geburtstag sind 2,20 Euro fällig. Mit einem Behinderun­gsgrad zwischen 50 und 80 Prozent verringert sich der Kurbeitrag um die Hälfte, bei schwerer Behinderun­g verzichtet Lindau auf Kurbeiträg­e. Zweitwohnu­ngsbesitze­r müssen wie bisher den 40-fachen Satz bezahlen, also 132 Euro. Im Winter verlangt Lindau künftig 2,20 Euro, für Kinder 1,20 Euro. Ermäßigung­en gelten hier wie bei der Sommer-Gebühr.

Wenn der Stadtrat am Mittwoch zustimmt und die entspreche­nde Satzung verabschie­det, dann gelten die neuen Gebühren ab 1. April des kommenden Jahres – also kurz nach Eröffnung der Therme, die im ersten Quartal geplant ist.

Die öffentlich­e Sitzung des Lindauer Stadtrats am Mittwoch, 15. Juli, in der Inselhalle beginnt um 18 Uhr. Auf der Tagesordnu­ng stehen dann außerdem unter anderem die Sparmaßnah­men infolge der Corona-Krise, der Standort der neuen Mittelschu­le, die Änderungen beim Stadtbus mit Eröffnung des Reutiner Bahnhofs, die Bebauungsp­läne für Kaufland und das Obere Rothenmoos, die Jahresabsc­hlüsse der GWG und der Stadtwerke sowie Sonderpark­rechte auf dem Festland. Außerdem wird die Frage diskutiert, ob die Stadtverwa­ltung künftig Stadtratss­itzungen live ins Internet überträgt.

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FOTO: CF Die Arbeiten für die Therme schreiten voran. Mit Eröffnung des neuen Bades im kommenden Jahr darf Lindau auch im Winter Kurbeitrag verlangen.

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