Maria-Martha-Stift braucht zwei Millionen Euro
Stadt Lindau erteilt Baurecht – Evangelische Diakonie möchte im Herbst mit dem Umbau beginnen
(dik) - Nach jahrelanger Vorarbeit hat die Stadt Baurecht für den Umbau des Maria-Martha-Stifts erteilt. Die Bauarbeiten sollen im Herbst beginnen. Noch fehlen der Evangelischen Diakonie aber mindestens zwei Millionen Euro.
Die Liste der Planungen, Planänderungen, Erweiterungen und Anpassungen ist lang. Der Bauausschuss hat sich vor knapp drei Jahren erstmals mit dem Vorhaben befasst. Seit Donnerstag ist es nun amtlich, wie die Evangelische Diakonie mitteilt: Die Stadt Lindau hat den Bauantrag für die Erweiterung des Maria-Martha-Stifts genehmigt. Wie vielfach berichtet, will die Diakonie als Träger die westlichen Gebäudeteile abreißen und nach Vorbild des historischen Altbaus neu errichten. Die Diakonie rechnet laut einer Pressemitteilung inzwischen mit Gesamtkosten in Höhe von 17 Millionen Euro. Allerdings fehlt noch Geld..
Der Gesamtbetrag liegt um fünf Millionen Euro höher als noch vor gut einem Jahr erwartet. Doch die Diakonie ist nach eigenen Angaben inzwischen bei der Finanzierung deutlich weiter. Verschiedene Fördergeber haben bereits Zuschüsse zugesagt, so zuletzt die Bayerische Landesstiftung, die fast 900 000 Euro zahlen will. Weitere Förderanträge laufen noch. Aber auch im Fall positiver Bescheide bleibt eine Finanzierungslücke von knapp zwei Millionen Euro.
„Wir sind jetzt erstmal erleichtert und freuen uns sehr“, sagt Heimleiterin Anke Franke, die mit ihren Mitarbeitern bereits mit einem Gläschen Sekt auf die gute Nachricht angestoßen hat. Auch Pfarrer Eberhard
Heuß, Vorsitzender des Vereins der Lindauer Diakonie, zeigt sich hocherfreut: „Was lange währt, wird endlich gut. Die jetzt genehmigte bauliche Lösung ermöglicht es uns, die gute Arbeit im Haus nicht nur fortzusetzen, sondern auch weiterzuentwickeln, ohne dass das Maria-Martha-Stift seine spezielle Atmosphäre verliert.“
Erste Überlegungen für eine umfassende Anpassung der Einrichtung an moderne Anforderungen an den Betrieb als Alten- und Pflegeheim gehen zurück auf das Jahr 2014 und reichen teilweise noch weiter in die Vergangenheit. „Voraussetzungen wie Mindestgröße von Zimmern und auch die Zahl von Einzelzimmern sowie verschärfte Erfordernisse beim Brandschutz haben die Baumaßnahmen unaufschiebbar gemacht“, erklärt Franke, die betont, dass im Rahmen der Neuplanung der historische
Charakter des Ensembles erhalten bleibt. „Trotzdem sind wir dann vollkommen auf dem neuesten Stand und sichern damit für Generationen den zukunftsfähigen Betrieb des Maria-Martha-Stifts für die Lindauer Bürger.“
Teil der umfassenden Maßnahmen ist es, das besondere Pflegekonzept des Maria-Martha-Stifts baulich zu unterstützen. „Wir werden zum Beispiel kleine, heimelige Wohngruppen haben, in denen nicht mehr als zehn bis zwölf Menschen leben“, sagt Franke. Dabei setzen sich die Gruppen nach dem sogenannten Lebensstil-Konzept zusammen, das im Haus am Kleinen See jetzt schon teilweise gelebt wird – aber nach dem Umbau noch besser umsetzbar sein soll. Das Konzept sieht vor, Gruppen aus Menschen zu bilden, die charakterlich und von ihrer Biographie her besonders gut harmonieren.
Und wo sollen die verbleibenden zwei Millionen Euro herkommen, um die Gesamtfinanzierung sicherzustellen? Franke hofft weiterhin auf den Zuspruch und die Spendenbereitschaft der Bürger: „Es gibt eine Reihe von Unterstützern, die sich schon sehr großzügig gezeigt haben. Natürlich freuen wir uns weiterhin über jede Spende, um unser Ziel, die Lücke rasch zu schließen, zu erreichen.“
Die Finanzierung muss die Evangelische Diakonie Lindau unabhängig von Mitteln der Landeskirche allein aus dem laufenden Betrieb des Altenheims finanzieren, erklärt Franke. „Das ist eine Mammutaufgabe. Und wir sind jetzt ganz, ganz nah dran. Vielleicht kann die Stadt Lindau uns auf diesen letzten Metern doch noch unterstützen. Denn das Maria-Martha-Stift ist ein Haus mit langer Tradition – und gehört in vielerlei Hinsicht zur Stadt und zum Stadtbild einfach dazu.“
Doch bisher hatten Stadtrat und Verwaltung Förderanträge der Diakonie stets abgelehnt. Die Diakonie hatte im Gegenzug mit dem Schließen des hochgelobten Pflegeheims gedroht. Nach den Wahlen hoffen Franke und Heuß jetzt auf einen Meinungswandel bei den Verantwortlichen der Stadt. Für den Landkreis hat der Sozialausschuss im vergangenen Jahr jeden Zuschuss kategorisch ausgeschlossen.
Doch Anke Franke und Eberhard Heuß hoffen immer noch, dass sie im Herbst mit den Bauarbeiten beginnen können. Während der Bauzeit soll das Pflegeheim regulär in Betrieb bleiben. Franke versichert, dass zwar einige Bewohner im Gebäude umziehen müssen, dies werde aber nicht zu Lasten der Betreuungsqualität gehen.