Lindauer Zeitung

Eine Lösung mit Schattense­iten

Vielen Besuchern gefällt es, dass aufgrund der Corona-Pandemie auch Stände auf der Zumsteinwi­ese und im Stadtpark stehen

- Von Naomi Rieger und Aimée Jajes

- Er ist Treffpunkt für viele Kemptener und Oberallgäu­er: der Wochenmark­t auf dem Hildegardp­latz. Aufgrund der Corona-Pandemie erstrecken sich die Stände seit April bis in den Stadtpark hinein. Das entzerrt und ermöglicht, dass die Besucher die Abstandsre­geln einhalten können. Manchen gefällt die neue Aufteilung so gut, dass sie sich diese als dauerhafte Lösung vorstellen können. Deswegen hat FDP-Stadtrat Ullrich Kremser beantragt, den Wochenmark­t in seiner jetzigen, weitläufig­eren Form beizubehal­ten. Nicht alle Händler und Verkäufer sind davon begeistert.

Obwohl der Antrag nicht auf der Tagesordnu­ng stand, kam das Thema jüngst während des Werkaussch­usses zur Sprache. Kremser lobte, dass durch die Erweiterun­g des Wochenmark­ts der Bereich vor der Sparkasse belebt sei. Für heuer bleibe es bei dieser Anordnung der Stände, sagt Oberbürger­meister Thomas Kiechle. „Das Schöne ist, dass sich die

Menschen hin zum Stadtpark öffnen.“Wie der Markt künftig aussehen soll, wurde noch nicht diskutiert.

Es habe eine Weile gedauert, bis die Stammkunde­n die Händler im Stadtpark und auf der Zumsteinwi­ese gefunden haben, sagt Robert Liebenstei­n, Sprecher der Händler auf dem Kemptener Wochenmark­t. Mittlerwei­le komme die Lösung aber sehr gut an. Die Stände dauerhaft auf diese Weise zu entzerren, darüber könne man natürlich diskutiere­n. Liebenstei­n – und da spreche er nur für sich – sieht das allerdings kritisch. Denn während der Allgäuer Festwoche sowie deren Auf- und Abbau müssten die Händler umziehen. Wenn die Stände hin- und herziehen, fänden die Kunden sie womöglich nicht.

Martina Schmid, die ihr Obst und Gemüse weiterhin auf dem alten

Marktplatz verkauft, bezeichnet den auseinande­rgezogenen Markt als sehr entschleun­igend: „Dann herrscht hier nicht mehr so ein Gedränge.“Allerdings würde sie nicht unbedingt mit ihren Kollegen im Park tauschen wollen.

Einen weiteren Vorteil habe die jetzige Lösung: „Es ist für viele Händler entspannte­r, weil sie dann nicht so früh aufstehen müssen“, sagt Schmid. Die Betreiber der Stände in der Marktmitte müssten teils schon zwischen zwei und drei Uhr aufbauen, damit sie ihre Autos und Anhänger wegbringen können, bevor die anderen Händler sie einkesseln. Schmid fände es sinnvoll, den Markt anstatt auf den Stadtpark auf den Platz hinter dem Brunnen auszuweite­n. „Dann wäre alles beieinande­r“, sagt sie.

Thomas Schneider verkauft sein

Obst momentan im Stadtpark und hat hier weniger Kunden als zuvor: „Die Stammkunds­chaft sucht einen, aber die Laufkundsc­haft fehlt.“Zwar sei es praktisch, dass der Müslistand in der Nähe viele Kunden in seine Ecke ziehe, doch das reiche nicht. Er hätte gerne seinen alten Platz auf dem Marktplatz wieder. Ähnlich geht es Cigdem Sen, der der Börekstand gehört. Sie verkauft im Stadtpark weniger als einst auf dem Marktplatz, sagt sie. „Viele kaufen nur unten ein und brauchen dann nicht mehr herzukomme­n.“

„Viel schöner“findet es hingegen Michaela Erhart, die am Müslistand verkauft, im Stadtpark. Dort sei es nicht so gedrängt. Außerdem: „Wir Verkäufer stehen hier lange Zeit im Schatten, auch die Kunden können sich im Schatten anstellen und stehen nicht im Weg.“

 ?? FOTO: RALF LIENERT ?? Mittwochs und samstags ist der Wochenmark­t auf dem Hildegardp­latz Anziehungs­punkt und beliebter Treffpunkt für viele Kemptener und Oberallgäu­er. Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Stadtverwa­ltung die Stände entzerrt. Einige stehen im neu gestaltete­n Stadtpark.
FOTO: RALF LIENERT Mittwochs und samstags ist der Wochenmark­t auf dem Hildegardp­latz Anziehungs­punkt und beliebter Treffpunkt für viele Kemptener und Oberallgäu­er. Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Stadtverwa­ltung die Stände entzerrt. Einige stehen im neu gestaltete­n Stadtpark.

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