Ausnahmezustand in der Schweiz
FC Zürich meldet zehn Corona-Fälle – und muss nun mit der U21 weiterspielen
(SID) - Es hätte alles so schön werden können. In der Schweizer Super League geht es seit dem Wiederbeginn nach der Corona-Pause höchst spannend zu im Kampf um den Titel und die Plätze im Europapokal, mittlerweile sind auch wieder 1000 Zuschauer erlaubt. Doch jetzt das: „Corona-Irrsinn im Schweizer Fußball“, schreibt das Boulevardblatt „Blick“, die „Neue Zürcher Zeitung“fragt besorgt: „Corona-Fälle beim FC Zürich und bei GC – droht nun sogar der Abbruch der Saison?“Auch wenn dieses Szenario bereits ausgeschlossen wurde, sind einige beunruhigende Fakten nicht zu leugnen: Beim Erstligisten FC Zürich sind mittlerweile zehn Corona-Fälle bekannt. Sechs Spieler sowie drei Betreuer und seit Sonntag auch noch Präsident Ancillo Canepa befinden sich auf Anweisung der Zürcher Kantonsärztin bis 17. Juli in einer zehntägigen Quarantäne. Das Spiel gegen den FC Sion am Samstag wurde abgesagt, die Begegnung am Dienstag beim Tabellendritten FC Basel aber findet statt, wie die Liga und der FCZ bestätigten.
In Basel und am Samstag gegen den zweitplatzierten Meister Young Boys Bern müssen und werden die Zürcher allerdings ihre U21 antreten lassen. Was die „NZZ“zur Frage veranlasste: „Was hat diese Meisterschaft noch für einen Wert, wenn die Liga eine solche Wettbewerbsverzerrung zulässt?“. Präsident Canepa entgegnete dazu: „Wenn wir dadurch sicherstellen können, dass die Meisterschaft zu Ende gespielt werden kann, ist dies im Interesse aller Super-League-Vereine.“
Der Montag war erst der sechste Tag der Quarantäne für die erste Mannschaft des FCZ – die Zeit aber drängte, denn: Bis zum 2. August müssen noch sechs Spieltage absolviert werden in der Super League, am 3. August will dann die UEFA wissen, wer die Schweizer Teilnehmer am Europacup sind.
Patient Null beim FC Zürich ist offenbar Mirlind Kryeziu. Der 23-Jährige war am 3. Juli positiv getestet und dann sofort in Quarantäne geschickt worden. Das Virus verbreitete sich dann offensichtlich auf der Busfahrt zu Xamax Neuchatel am 7. Juli, obwohl Trainer Ludovic Magnin, einst Spieler unter anderem bei Werder Bremen und beim VfB Stuttgart, seitdem versicherte, es hätten sich alle an die Hygienevorschriften gehalten, er sei sich deshalb keines Fehlers bewusst.
Entstehen konnte das Chaos, weil die Super League im Gegensatz zur Bundesliga seit der Wiederaufnahme im Juni keine regelmäßigen Corona-Tests durchführt. 21 Tage ging alles gut: Der positiv getestete Boris Babic vom FC St. Gallen hatte keinen Kontakt zur Mannschaft. Beim FC Lugano gab es Verdachtsfälle, sie bestätigten sich aber nicht. Doch nun herrscht Ausnahmezustand.