Stuttgarts fehlende Teile
Hansi Müller empfiehlt: „VfB muss einen Knipser holen“
(dpa) - Nach Ansicht von Ex-Nationalspieler Hansi Müller muss sich Aufsteiger VfB Stuttgart personell verstärken, um in der Bundesliga die Klasse halten zu können. „Mit dem aktuellen Kader wird es ganz, ganz schwer, in der Bundesliga zu bestehen“, sagte der 62-Jährige. „Vor allem vorne muss etwas passieren. Oberstes Ziel muss sein, einen Knipser zu holen. Den hat der VfB bisher nicht. Nicolas Gonzalez hat letzte Saison zwar 14 Tore gemacht, da waren aber auch einige Elfmeter dabei. Insgesamt zeigt er als argentinischer Nationalspieler nicht das, was man erwarten darf.“
Erschwerend kommt hinzu: gerade der argentinische Nationalspieler will den VfB verlassen. „Es war eine großartige Geschichte in Deutschland. Aber jetzt habe ich mich entschieden: Ich will weg, ich will eine Luftveränderung. Ich will Stuttgart verlassen“, sagte der 22 Jahre alte Angreifer dem italienischen Internetportal tuttomercatoweb.com: „Ich habe schon mit dem Club gesprochen, und ich bin bereit für ein neues Kapitel meiner Karriere.“
Der VfB weiß über die Wechselabsichten des Stürmers Bescheid, will ihn aber nur bei einem lukrativen Angebot ziehen lassen. „Nico ist ein wichtiger Spieler für uns und steht beim VfB langfristig unter Vertrag. Wir kennen seine Gedanken über einen Vereinswechsel, uns liegt aber keine Anfrage oder ein KaufAngebot eines anderen Clubs für ihn vor“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat. „Zudem müsste ein solches
Angebot finanziell außerordentlich reizvoll gestaltet sein, damit wir uns damit beschäftigen würden.“
Doch nicht nur damit sollen sich die Bosse beschäftigen, findet zumindest Müller: Auch defensiv müsse man nachrüsten. „Es braucht einen Abwehrspieler, der heraussticht, den Laden hinten anweist und zusammenhält. Ein Marc Oliver Kempf, Marcin Kaminski oder Atakan Karazor können das nicht oder nur bedingt. Holger Badstuber fehlt hier und da inzwischen die Geschwindigkeit. Generell wird's brenzlig, wenn schnelle Stürmer kommen.“Dass die Folgen der Corona-Krise die Suche nach Verstärkung erschweren, ist Müller bewusst. „Das Budget ist begrenzt und der Markt schwierig, das ist klar“, sagte der Europameister von 1980. Laut Mislintat stehen rund fünf Millionen Euro für Transfers zur Verfügung.
Dass die Schwaben kommende Saison, anders als in der 2. Liga, nicht mehr Woche für Woche Favorit sind, dürfte ihnen entgegen kommen, glaubt Müller. „Diesen Druck, immer gewinnen zu müssen, hast du als Aufsteiger nicht mehr“, sagte er: „Allerdings brauchst du schon ein gutes Auftaktprogramm, bei dem du punkten und Selbstvertrauen tanken kannst. Wenn du gleich drei, vier dicke Brocken kriegst, hängst du womöglich sofort unten drin und hast doch wieder Unruhe. Generell gilt: Irgendwelche Zukunftsvisionen sollte der VfB erst mal in der Schublade lassen. Es geht erst mal darum, drin zu bleiben, und um nichts anderes.“
„Irgendwelche Zukunftsvisionen sollte der VfB erst mal in der Schublade lassen. Es geht erst mal darum, drin zu bleiben.“
Hansi Müller