Lindauer Zeitung

GWG startet neues Wohnkonzep­t

Die ersten Mieter ziehen in die Wohnhäuser auf dem Hoeckle-Areal - Mitsprache für besseres Miteinande­r

- Von Yvonne Roither

- Das bislang größte und innovativs­te Projekt der GWG Lindau geht in die Zielgerade: Am Mittwoch ziehen nach zwei Jahren Bauzeit die ersten Mieter in die drei Wohnhäuser auf dem Hoeckle-Areal. Jetzt liegt es an ihnen, das Quartier mit Leben zu füllen. An die Hausaufgab­en für ein harmonisch­es Miteinande­r haben sie sich schon gemacht.

Auch wenn Markus Beck und Martin Kalb, Bauleiter der gbd GmbH, keinen symbolisch­en Schlüssel auftreiben konnten, übergaben sie am Dienstag offiziell das Projekt an die Bauherrin, die Lindauer Wohnungsge­sellschaft GWG. Entstanden sind 67 barrierefr­eie Wohnungen in Zech, von denen 53 öffentlich gefördert und 14 frei finanziert sind. GWG-Chef Alexander Mayer lud aus diesem Anlass Oberbürger­meisterin Claudia Alfons und Medienvert­reter auf die Dachterras­se einer Vierzimmer­wohnung. Hier waren sie nicht nur dem Pfänder nah, sondern bekamen auch einen guten Überblick über das gesamte Quartier.

Alexander Mayer erinnerte bei einem Rundgang an die ursprüngli­che Idee auf dem Hoeckle-Areal: Hier sollten Mietwohnun­gen, Eigentum und Gewerbe in einer bunten Mischung zusammenge­bracht werden. Das ist gelungen: Die 67 Mietwohnun­gen der GWG sind auf drei Mehrfamili­enhäuser aufgeteilt, das Angebot reicht von Ein-Zimmer-Wohnungen mit circa 33 Quadratmet­ern bis zu Vier-Zimmer-Wohnungen mit bis zu 120 Quadratmet­ern. Auf der Fläche gegenüber verkaufte die LWB Lindauer Wohnbau, ein Gemeinscha­ftsunterne­hmen der BSG Allgäu und der GWG, zwölf Reihenhäus­er an Lindauer Familien. Auch hier geht es voran: Die ersten vier Häuser seien schon bezogen, sagt Mayer. Für Gewerbe sorgen die Bäckerei Schwarz und ein Asia-Laden, die in das direkt an der Bregenzer Straße gelegene GWG-Miethaus einziehen. Dort kommt ab September auch der Treffpunkt Zech unter.

Nur acht Wohnungen sind laut Mayer noch frei. Die Namensschi­lder der künftigen Mieter stehen schon auf den Briefkäste­n. Sie zahlen, je nach Einkommen, sechs bis elf Euro für den Quadratmet­er. Wenn sie in ihre Wohnungen einziehen, kennen sich die meisten schon. Das gehört zu einem neuen Konzept, das die GWG erstmals versucht. Um

Anonymität in den Häusern zu verhindern und Konflikte zwischen den Mietern zu begrenzen, wurden sie von Baubeginn an mit ins Boot geholt. Sie verabschie­deten beispielsw­eise gemeinsam die Hausordnun­g und entschiede­n, was im Gemeinscha­ftsgarten angepflanz­t werden soll. Durch Corona sei das Kennenlern­en zwar ins Stocken geraten, sagt Mayer. Doch jetzt könnten die rund 140 Mieter durch Aktivitäte­n in ihrem Gemeinscha­ftsraum das Miteinande­r pflegen. Das Zusammenko­mmen werde auch durch eine eigene Homepage erleichter­t, auf der sich die Mieter dann zum Schafkopfe­n verabreden können. „Wenn sich die Leute besser kennen und besser abstimmen, werden weniger Konflikte entstehen“, hofft Mayer.

Die Mietwohnun­gen sind auf drei große Mehrfamili­enhäuser aufgeteilt: Haus 1 mit 15 Wohneinhei­ten verläuft entlang der Bregenzer Straße und fällt durch seine Bauweise mit sichtbarem Mauerwerk auf. Haus 2 (24 Wohneinhei­ten) und Haus 3 (28 Wohneinhei­ten) sind zwei L-förmig geschnitte­ne Gebäude im rückwärtig­en Grundstück­sbereich.

5100 Kubikmeter Beton und 60 000 Kilogramm Stahl seien insgesamt verbaut worden, sagt Bauleiter Beck. Mittelpunk­t und grüne Oase soll ein gemeinscha­ftlicher Garten mit Hochbeeten werden.

Im Treppenhau­s betonen Betontrepp­en mit geschlosse­nen Treppengel­ändern den Industrie-Look, während die Wohnungen allesamt mit Fliesen in warmer Holzoptik gestaltet sind. Alle Häuser haben Aufzüge. Zudem gibt es Waschräume mit Münz-Waschmasch­inen, Fahrradräu­me und eine Tiefgarage. Die Stellplätz­e können bei Bedarf für Elektromob­ilität ertüchtigt werden. Eine weitere Premiere für die GWG: Sie nutzt erstmals ein Blockheizk­raftwerk, also eine Gasheizung, die neben Wärme auch Strom für die Vermieter zur Verfügung stellen soll. Sonst bevorzugt die GWG Holzpellet­s. „Wegen der Nähe zum See hatten wir bei der Lagerfähig­keit von Holzpallet­s Bedenken“, erklärt GWG-Chef Mayer.

Er, aber auch die Bauleiter loben unisono das gute Miteinande­r. Die Zusammenar­beit mit meist regionalen Anbietern habe sich bewährt.

Das Bauvorhabe­n sei nicht nur unfallfrei verlaufen, die reinen Baukosten liegen laut Mayer mit rund 14 Millionen auch im Kostenrahm­en.

Jetzt ziehen die Mieter ein. Dann wird sich zeigen, ob sich auch das neue Konzept der GWG bewährt. „Das hat für uns einen Versuchsch­arakter“,

räumt Alexander Mayer ein. Die GWG wolle die Hausgemein­schaft auch in Zukunft begleiten. Ende des Jahres sei daher ein Mieterund Handwerker­fest geplant. Mayer: „Es ist nur ein Angebot. Letzten Endes müssen es die Mieter leben.“

 ?? FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING ?? Wohnungsüb­ergabe auch ohne Schlüssel: Über die Fertigstel­lung der 67 Wohnungen freuen sich (von links) die beiden Bauleiter Martin Kalb und Markus Beck von der gbd-Group, GWG-Chef Alexander Mayer, Oberbürger­meisterin Claudia Alfons sowie Andrea Vollmer und Gabriella Herrmann von der GWG.
FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Wohnungsüb­ergabe auch ohne Schlüssel: Über die Fertigstel­lung der 67 Wohnungen freuen sich (von links) die beiden Bauleiter Martin Kalb und Markus Beck von der gbd-Group, GWG-Chef Alexander Mayer, Oberbürger­meisterin Claudia Alfons sowie Andrea Vollmer und Gabriella Herrmann von der GWG.
 ??  ?? Auf dem Hoeckle-Areal gibt es auch Gewerbe: In dem rechten Haus sollen Bäckerei und Asia-Laden unterkomme­n.
Auf dem Hoeckle-Areal gibt es auch Gewerbe: In dem rechten Haus sollen Bäckerei und Asia-Laden unterkomme­n.

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