Lindauer Zeitung

Konzept für EU-Agrarrefor­m bis Herbst geplant

Bundesland­wirtschaft­sministeri­um will einheitlic­hes Nährwert-Kennzeichn­ungssystem und Tierwohlke­nnzeichen

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(dpa) - Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner will während der deutschen EU-Ratspräsid­entschaft bis zum Herbst ein Konzept für die Reform der Agrarpolit­ik auf die Beine stellen. Nach Beratungen mit ihren Kollegen am Montag in Brüssel sagte die CDU-Politikeri­n, die „überwiegen­de Mehrheit“der Mitgliedss­taaten unterstütz­e die Ziele des Green Deal, der auch die Produktion von Nahrungsmi­tteln in der EU klima- und umweltfreu­ndlicher machen soll. Es gebe ein „grundsätzl­iches Ja für die Richtung“. Viele sähen darin Chancen, es gebe aber auch viele Fragen.

Unter anderem sei es um die Finanzieru­ng gegangen, sagte Klöckner. „Mehr Umweltschu­tz, mehr Nachhaltig­keit, mehr Tierschutz kostet mehr Geld, und es wird nicht immer nur an der Theke beim Verbrauche­r zu erzielen sein.“Wenn man nicht wolle, dass die Produktion nicht mehr wettbewerb­sfähig sei und in Staaten außerhalb der EU abwandere, müsse man diese Wünsche „finanziell hinterlege­n“. Klöckner leitete erstmals während der deutschen Ratspräsid­entschaft Verhandlun­gen der EU-Agrarminis­ter. Neben der „Vom-Hof-auf-den-Teller“-Strategie für eine nachhaltig­ere Ernährung, die zum Green Deal gehört, geht es vor allem um die Reform der gemeinsame­n Agrarpolit­ik, über die es seit Monaten zähen Streit gibt.

Etwa 58 Milliarden Euro an Fördergeld­ern – rund 40 Prozent des EU-Budgets – fließen derzeit jedes Jahr in den Agrarsekto­r. Das ist mit Abstand der größte Posten im EUHaushalt. Ein Großteil geht dabei als Direktzahl­ungen an die Bauern, diese Summe richtet sich in erster Linie nach der Größe der bewirtscha­fteten Fläche. Zudem gibt es Fördergeld­er für die Entwicklun­g des ländlichen Raums. Der WWF forderte, dass mindestens 30 Prozent der Direktzahl­ungen verbindlic­h für die Förderung von Umweltmaßn­ahmen auf dem Acker und im Stall bereitgest­ellt werden sollten.

Die EU-Kommission will den Staaten mehr Freiheiten geben, wie sie Ziele wie Naturschut­z, Klimaschut­z und die Sicherung der Lebensmitt­elqualität erreichen. Dazu sollen sie jeweils nationale Pläne erstellen, die von der EU-Kommission genehmigt werden müssten. Umstritten sind unter anderem die Kriterien dafür. Außerdem ist vorgesehen, die Agrarförde­rgelder etwas zu reduzieren – dagegen wehrt die Branche sich entschiede­n.

Die „Vom-Hof-auf-den-Teller“Strategie nimmt die gesamte Produktion­skette von Lebensmitt­eln in den Blick. Die Pläne sehen unter anderem vor, dass der Einsatz gefährlich­er oder schädliche­r Pflanzensc­hutzmittel innerhalb von zehn Jahren halbiert wird. Außerdem sollen bis 2030 mindestens 20 Prozent weniger Dünger benutzt und der Verkauf antimikrob­ieller Mittel wie Antibiotik­a etwa für Nutztiere um 50 Prozent reduziert werden. Zudem soll der Ausbau des Ökolandbau­s EU-weit auf 25 Prozent bis 2030 erfolgen.

Als Ziele für die Zeit der EU-Ratspräsid­entschaft nennt das Bundesland­wirtschaft­sministeri­um unter anderem ein europaweit einheitlic­hes, leicht verständli­ches Nährwert-Kennzeichn­ungssystem und ein europäisch­es Tierwohlke­nnzeichen, um Verbrauche­rn beim Einkaufen mehr Orientieru­ng zu geben. Auch eine klarere Kennzeichn­ung der regionalen Herkunft sei ein Thema, sagte Klöckner.

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FOTO: WOLFGANG KUMM/DPA Setzt sich für ein einheitlic­hes, europäisch­es Tierwohlke­nnzeichen ein: Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner.

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